Faces of Minga #17 Mit Falk Hilber in der Rikscha

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Jeden Morgen der gleiche Trott: Um 7.30h klingelt der Wecker, aufstehen, unter die Dusche schleppen, rein in die Klamotte, ab in die Arbeitsschmiede, um 17.30h wieder nach Hause tingeln, die Couch erhören und zack – morgen geht’s wieder von vorne los. Und dann? Kommt es bei vielen, wie es kommen muss: der Wunsch nach Ausbruch. Nach einem Leben ohne Routine. Nach Selbstverwirklichung. Nach Freiheit. Und da kommt Falk ins Spiel, der so ganz anders ist als viele Gewohnheitstierchen unter uns: Der Freigeist fährt seit fast 15 Jahren Gäste aus aller Welt in seiner Rikscha durch die schönste Stadt der Welt. Was wir noch nicht wussten über seinen faszinierenden Beruf, warum Abenteuerlust plus Menschenkenntnis eine Glücksformel ergeben und wie Falk auf drei Rädern die Stadt erobern will – wir haben das mit Abstand (ihr wisst schon) außergewöhnlichste Interview mit dem offenen Zeitgenossen geführt und alle Antworten für euch rausgefunden. In einer Rikscha. Im Call me Drella. Und ja – wir haben auch eine kurze Probefahrt bekommen.

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Falk und unsere Autorin beim Interview. Für ONE München wurde das auch als Video im Studio im Call me Drella aufgezeichnet.
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Zum Glück gezwungen

Als sein Bruderherz im Jahr 2007 mit dem Vorschlag um die Ecke kam, dass Falk doch mal das Rikscha fahren ausprobieren sollte, zeigte er ihm zumindest innerlich kurzzeitig mal einen kleinen Vogel. Nur widerwillig setzte er sich auf das menschenbetriebene Transportmittel. Der Bauch voll Unbehagen und Unsicherheit. Wie akquiriere ich Kunden? Kann ich das überhaupt? Auf jemanden aktiv zugehen? Tja, und wie er konnte: Schon nach den ersten Metern hielt der Bauch die Klappe und das Herz kam zur Sprache. „Liebe auf den ersten Blick“ nennt er es heute, wenn er sich an seine ersten Fahrten erinnert.

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Braucht kein Navi: Falk auf den Straßen seiner Stadt.
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Taktik? Authentizität!

Obwohl das mit dem Erinnern so eine Sache ist: Sein Bewusstsein ist durchlässig geworden, – sagt er jedenfalls von sich selbst. Zu viele Menschen, zu viele Gesichter, zu viele Geschichten hat er in seiner Laufbahn schon gesehen. Obwohl es da schon die ein oder andere gibt, die ihm wohl für immer bleiben wird: Zum Beispiel die von einem betrunkenen Russen, der ihm für eine Minifahrt glatte 500€ zugesteckt hat. Was soll man sagen: Wiesn halt. Oder die von zwei Möchtegern-Hochstaplern, dessen „Lass mal abhauen“ Tuscheln ihn misstrauisch gemacht haben. Er hat sich natürlich nicht reinlegen lassen. Klar, der Mann kennt seine Pappenheimer: Statt der überschwänglichen Kundengewinnung studiert er die potenziellen Interessenten heute. Körperhaltung, Blickkontakt und offensichtliches Interesse vorbeiziehender Passanten verraten ihm ganz genau, ob sich das Ansprechen lohnt. Das spart Zeit – und Nerven. Und führt meist zum Erfolg.

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In seinem Model Zero – sein eigens umgebautes Gefährt.
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Never say no to adventure

Aber was macht es denn eigentlich aus für ihn, dieses Lebensgefühl wildfremde Menschen auf einer Rikscha durch die Gegend zu kutschieren? Wir für unseren Teil verbinden da vorrangig körperliche Anstrengung mit. Also erst mal so gar nix für uns. „Frei sein!“, ist sein überzeugendes Argument. Er allein entscheidet wann sein Arbeitstag anfängt und ob er in den Sommermonaten kurz in den Eisbach abtaucht, einfach weil er gerade Bock dazu hat. Außerdem brennt in ihm der Drang nach Abwechslung – wo er offensichtlich nicht der Einzige ist. Ob Ärzte, Anwälte oder Architekten: Es gibt viele die das Rikscha fahren neben ihrem sowieso schon fordernden Beruf ausüben, um ein bisschen frische Abenteuerluft zu schnuppern.

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Held der Rikscha-Nation

Wo wir gerade beim Abenteuer wären: Als wir Falk auf unsere fünfte Jahreszeit ansprechen, beginnen seine Augen zu glänzen. „Die Wiesn gehört für mich einfach zu München dazu.“ Auch wenn er mittlerweile gar nicht mehr so viel Zeit hat dafür: Neben dem Rikscha fahren selbst, engagiert er sich nämlich auch verkehrspolitisch und hat eine Plattform aufgebaut, in der neugierige Gäste ihren Wunschfahrer im Vorhinein buchen können. Die erste ihrer Art in diesem Berufsfeld übrigens. Und auch für eine Ausbildung engagierter Kollegen hat er sich eingesetzt: Seit einiger Zeit können ebendiese sich nämlich gemeinsam mit München Tourismus zum professionellen Stadtführer machen lassen.

Ihr wollt mehr von Falk? Dann ab zum Guide!

Oder wollt ihr einen seiner tollen Kollegen kennenlernen? Auf www.rikschaguide.com könnt ihr nicht nur auf persönlichstem Wege euren Lieblingsfahrer auswählen, sondern auch spannende Fakten zu Falks Rikscha-Modell nachlesen und euch über ein autofreies München informieren.

Die Krise als Hoffnungsträger

Für ihn ist die diesjährige Absage unseres geliebten Oktoberfests also zu verkraften, – er sieht sie eher optimistisch wie wir ihn kennen als Chance. Eine Chance, den Einheimischen zu beweisen, dass Rikscha-Fahrer nicht nur für Touris eine Fortbewegungsmöglichkeit bieten, sondern auch für Heimaturlauber. Dass sie das umweltfreundlichere Taxi sein können, zuverlässig und zu fairen Preisen. Dass eine Stadt autofrei auch ganz schön sein kann. Ach, – und wenn er damit fertig ist, wartet er auf den Papst und den Dalai Lama. Denen würde er nämlich gerne mal die Stadt zeigen. Auch wenn er ganz klar feststellt: „Für mich sind alle Gäste gleich, ich bevorzuge niemanden.“ Ach Falk, für uns ist auch eins klar: Du bist ab heute unser alltime-favorite Rikscha Fahrer – und wir können es kaum erwarten, dass du uns die Stadt aus deiner Perspektive zeigst.

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