Wie gut kennt ihr euch eigentlich mit dem Vietnam aus? Also wir für unseren Teil sind ja größte Fans der vielseitigen und traditionellen Küche des asiatischen Landes – mit dem Hintergrundwissen zur Historie hapert’s allerdings etwas. Shame on us! Wie wir bei unserem Besuch im Saigon Deli lernen sollen: Saigon hieß die ehemalige Hauptstadt der Republik Vietnam, – bis sie nach dem Krieg in Ho-Chi-Minh umbenannt wurde. Constantin und seine Familie kommen aus dem Süden Vietnams. Dort sagt man bis heute Saigon. Und damit hätten wir den Grundstein gelegt, um das detailverliebte Konzept des stilvollen Restaurants zu verstehen, das bereits seit einigen Jahren die Haidhausener Nachbarschaft bereichert. Kommt mit auf einen kulinarischen Kurztrip ins Land der Drachensöhne und Feentöchter.
Wir haben uns einen der ersten wirklich heißen Tage des Jahres rausgesucht, um uns durch die Karte des easygoing Delis zu schlemmen. Fast ein bisschen schade, – denn der Innenbereich des herzlichen Nachbarschaftslokals ist eigentlich viel zu schön, um draußen zu sitzen. Aber wir sind nun mal Sonnenkinder und machen es uns daher auf der großzügigen Außenfläche auf den lässigen Holzbänken bequem. Nicht ohne uns vorher genau umzuschauen, natürlich: „Unser Interieur ist angelehnt an typische Merkmale des alten Saigons, – aber modern interpretiert!“, erklärt uns Constantin, der gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester schon zahlreiche Gastro-Erfahrung in München gesammelt hat. Klassische Elemente wie Lampions, Fliesen, Holzscharniere, eine Pergola, Korbstühle und viel Grün sorgen für ein ungezwungenes Ambiente, das dennoch jedem und jeder designverliebten Interieur-Liebhaber*in ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Lockere Preisgestaltung? Sowieso! Zur Mittagszeit bekommt ihr für 11,90€ ein Gericht von der Mittagskarte. Und lasst euch gesagt sein: Die Portionen sind wirklich riesig.
Wem es wie uns geht und nur Bahnhof versteht beim Studieren der Speisekarte, dem raten wir einen kurzen Blick auf die Instagram-Seite vom Saigon Deli zu werfen. Hier sind Fotos von so gut wie allen Gerichten inklusive Bestell-Nummer – so könnt ihr euch kinderleicht entscheiden!
Die Vision: „Wir wollten einen Ort schaffen, der etwas legerer ist, – in dem sich die Menschen aus Haidhausen wohlfühlen, wo es authentische Hausmannskost gibt und die Preise locker gehalten sind. Wo man nicht zu einer ‚Special Occasion‘ hingeht. Sondern einfach so. Und einfach gerne.“ Das familiengeführte Restaurant erfüllt diese Vision bis ins letzte Detail. Das können wir selbst in unserer kurzen Mittagspause beobachten: Hier kennt man sich, die umliegenden Nachbarn holen sich (und den Kindern) entweder kurz was oder setzen sich entspannt in die Sonne. Sogar einen Essens-Geheimtipp bekommen wir von einem vorbeilaufenden Stammkunden: das Cari Ga, also das rote Curry. Beim nächsten Mal – wir hatten schon bestellt. Und können uns kurze Zeit später über knusprig-scharfes Tofu Popcorn, gebackene Wan Tan, Ca Hoi Nuong (wir helfen: gegrillter Lachs, Knoblauch, Chinakohl, Austernsauce und Reis) sowie Mi Xao Ga (schon verstanden: gebratene Eiernudeln, Hühnerfleisch, Frühlingszwiebeln, Karotten und Sojasprossen) freuen. Und die Vorfreude enttäuscht nicht: Opulente Portionen (Preis-Leistung also unschlagbar), herrlich aromatisch und mit frischen Zutaten gezaubert, – so macht man uns glücklich. Um das Geschmackserlebnis abzurunden, genießen wir die hausgemachte Limetten- und Melonenlimo in spektakulären Gefäßen.
Was wir nach dem Essen und während unserem Gespräch mit Constantin merken: Familientradition wird hier großgeschrieben. Das liegt sicher nicht zuletzt daran, dass bereits seine Urgroßeltern vietnamesische Sandwiches an hungrige Gäste verkauft haben! Außerdem ist genug Raum, Platz und Offenheit da, um von jedem Familienmitglied ein Stückchen Identität einfließen zu lassen. Ein schönes Beispiel: das Logo. Eigentlich war alles bereits fertig designt, – so richtig glücklich war Constantin, der eigentlich Grafiker ist, damit aber nicht. Als seine Oma zu Besuch war, hat er ihr einen Pinsel in die Hand gedrückt und sie gebeten, ‚Saigon Deli‘ aufzuschreiben. Gesagt, getan. Der Schriftzug mit Wiedererkennungsfaktor ist also Omas Handschrift. Schöne Geschichte? Schöne Geschichte! Das vietnamesische Deli haben wir ganz bestimmt nicht das letzte Mal besucht: Wir müssen ja immerhin noch das so überzeugend empfohlene Cari Ga (ach, ihr wisst schon: das Curry) probieren. Und all die anderen zahlreichen Köstlichkeiten, die die Speisekarte zieren. Vielleicht sieht man sich dort?