Haidhausen ist bekannt für echte Münchner Gastro-Unikate. Das ehemalige Herbergsviertel hat sich im Laufe der Zeit zu einem sympathischen Stadtteil, das die interessantesten Menschen und Weltenbummler anzieht, entwickelt. Und genau diese Menschen sind wiederum für die Vielfältigkeit und den Charme verantwortlich, wofür es heutzutage bekannt ist. Deswegen hätte es keinen besseren Ort für die Lollo Rosso Caffé Bar und Besitzer Stephan gegeben. Denn mit seinem einzigartigen Café und der liebevoll ausgesuchten Einrichtung voller Erinnerungen passt er hier perfekt hinein.
Als wir reinkommen, wird eines ganz schnell klar: Hier wird die Liebe zu Kaffee großgeschrieben. Denn man müsste Stephan vom Lollo Rosso mal fragen, wie viele Espresso-Tassen sich da mittlerweile auf seiner Theke angesammelt haben. Vermutlich hat er selbst aufgehört mitzuzählen. Vage Schätzung: 200 mindestens! Feststeht allerdings: Wer bereits in so vielen Cafés rund um den Globus Espresso getrunken hat, der kennt sich aus. Mit Kaffee. Und mit Flair. Insofern ist das „Lollo“ die Essenz dessen, was ein perfektes Café ausmacht. Und dabei vollkommen unangestrengt und authentisch. Besonders bei der Einrichtung beweist Stephan ein stilistisch absolut sicheres Händchen. Mix and Match macht ja ungefähr jeder. Allerdings mit beträchtlichen Unterschieden in puncto Raffinesse. Hier zeigt einer, wie’s geht!
So richtig authentisches Kaffeehaus-Flair kommt eben erst auf, wenn die altgedienten Bistro-Möbel und die Deko auf den buckligen Weinregalen Geschichten erzählen: Von seinen vielen Reisen hat Stephan nämlich die kuriosesten Dinge zusammengesammelt. Neben unzähligen Espresso-Tässchen, patinierten Schachbrettern, alten Fotos, eingestaubten Weinflaschen und tausend weiteren „Kleinkunstwerken“ auch das Foto einer burmesischen Fischerin, die nun das Logo des Cafés ziert.
Der Kaffee – Bar Crema aus der italienischen Rösterei Agust in Brescia – ist erwartungsgemäß „über jeden Zweifel erhaben“. Er setzt sich aus 70% Arabica- und 30% Robusta-Bohnen zusammen, was ihm einen runden Körper, eine reiche Crema und ein mildes Aroma verleiht. Und dank der betont nachhaltigen Herstellung ist er auch noch Slow-Coffee im besten Sinne. Und wenn wir schon einmal hier sind, können wir uns neben einem exzellenten Espresso auch ein kleines Frühstück einverleiben. Das ist hier nämlich auch problemlos möglich. Es gibt leckeren Käsetoast, wahlweise mit Salami oder Schinken oder feinste Butter oder Schoko-Cornetti. Aber Obacht! Die könnt ihr nur Bar bezahlen. Aber bei so gutem Kaffee und so knusprigen Teigwaren drücken wir gerne noch einmal beide Augen zu und träumen uns nach Italien.
Warum also nicht noch ein Tässchen … und noch ein Tässchen …?! Besonders auf den abgerockten Lederhockern am Logenplatz-Fenstertischchen bleibt man gerne mal etwas länger sitzen und beobachtet das Treiben auf der Straße. Beim Anflug von Hüngerchen kann man dann auch endlich eines der Wasser-im-Mund-zusammenlaufen-lassenden, mit Vorliebe italienischen Tagesgerichte ordern. Und für ein Baby-Tiramisu ist sowieso immer Platz!
Eigentlich könnte man hier ohnehin den ganzen Tag vertrödeln: Leute gucken, ein, zwei Runden Schach spielen, bisschen philosophieren, bisschen schlemmen, mit den durchweg lieben und unkomplizierten Bedienungen ratschen … Wir sind ohnehin heilfroh, dass wir diesem Geheimtipp an einem verschneiten Dienstag Morgen über den Weg gelaufen sind. Aber eigentlich können wir den Frühling und den Sommer kaum erwarten und stellen uns schon vor, wie wir hier in der Abendsonne noch ein Gläschen Rosé-Cidre (!) schlürfen und unseren Feierabend gebührend ausklingen lassen. Gemütlich, stilvoll und authentisch – genau so muss ein Café sein. Eins mit Sternchen, Stephan!