Faces of Minga #21 Mit Max Osswald im Substanz

Geheimtippmuenchen Facesofminga Max Osswald Ag 36 – ©wunderland media GmbH

„Von hier betrachtet sieht das scheiße aus.“ So heißt er, sein Debütroman. Erst letzte Woche wurde das besondere Buch offiziell veröffentlicht – wir hatten die Ehre (kann man schon so sagen, finden wir) schon vorher unsere neugierige Nase reinzustecken. Was sollen wir sagen? Uns hat es so gut gefallen, dass wir den Menschen dahinter auch gleich kennenlernen wollten! Wir sollten uns nicht täuschen in unserem Eindruck: Wer solche Zeilen auf Papier bringt, der kann uns nur sympathisch sein. Also treffen wir uns an einem Ort, dem Max sich in München verbunden fühlt und reden über Zahnzusatzversicherungen, Zusatzgedanken, Verlegenheitsstudiengänge und über ernsthafte Albernheit. Und das alles auf Schwäbisch! Ja, das Interview war genauso ehrlich und abgefahren wie es klingt. Und ihr kennt uns. Das sind uns die liebsten Gespräche. Aber lasst uns von vorne anfangen … Genauer gesagt: bei seiner Geburt. 

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Schwabenländle goes Bayern!

Er kann hörbar nichts gegen seine Wurzeln tun, (also wenn er nichts dagegen tun will) – daher stellen wir schnell fest, dass der Stand-up-Comedian und Buchautor Max „leider nicht gebürtiger Münchner“ ist. Das sagt er selber wohlgemerkt! Er kommt aus Ostfildern. Ihr Münchner*innen, packt eure Landkarte aus, denn es liegt abseits vom Weißwurst-Äquator. Genauer gesagt ganz in der Nähe von Stuttgart. Doch da ja bekanntermaßen alle Wege nach München führen (oder war das Rom? Ach egal!) hat auch Max vor knapp sechs Jahren einen Zwischenstopp in der bayerischen Hauptstadt eingelegt, in der er dann irgendwie hängen geblieben ist. Nach einem FSJ im Kindergarten, einer angestrebten Karriere als Mathe- und Sport-Lehrer (Turnen fanden wir auch immer doof), einem ausprobierten Jura-Studium und einem abgeschlossenen „quasi Verlegenheitsstudium“ in BWL (den superlangweiligen Schwerpunkt ersparen wir euch), wagte er einen vorsichtigen Schritt in die unsichere Welt der Medien. In München nahm er ein Volontariat bei einer Daily Soap an. Ungefähr zeitgleich formte sich in seinem Kopf ein Wunsch, in dem der ein oder andere sich vielleicht sogar wiederfindet: „Ich möchte mal ein Buch geschrieben haben.“ 

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Auf Schwäbisch schwätzt es sich besonders amüsant!
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Wie der Sport ihn zum Schreiben brachte

Bevor wir auf sein Werk mit dem unverkennbaren Titel zu sprechen kommen, wollten wir aber natürlich erst einmal wissen, woher die Leidenschaft für die Schreiberei denn eigentlich herkommt. Manch einer hat beim Tagebuch schreiben sein Talent entdeckt, ein anderer merkte es bei der Schülerzeitung. Beim 13-jährigen Max waren es die Handball-Spielberichte, die er als Jugendtrainer für die Zeitung schreiben musste. Die lasen sich wohl ziemlich gut – so wurde er schnell zum Pressewart des Teams ernannt. Die Passion ist (zu unserem Leser*innen-Glück) geblieben – und landete erst einmal in der Schublade. „Ein verstaubtes Schubladen-Buch braucht anscheinend jeder!“ Das ist angeblich so schlecht, dass es das Licht der Welt in diesem Leben nicht mehr erblicken wird. Können wir uns gar nicht vorstellen, nachdem wir „Von hier betrachtet sieht das scheiße aus“ an einem einzigen lauen Abend Anfang Mai mit einem Glas Rotwein in der Hand auf dem Balkon verschlungen haben.

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Von hier betrachtet sieht das scheiße aus! Der Debütroman von Max Osswald

Wir müssen uns wirklich zusammenreißen, hier nicht schon alles auszuplauern. Also tut uns doch bitte den Gefallen und lest das Büchlein so schnell wie möglich, damit wir drüber sprechen können. Liest sich auch wirklich gar nicht so scheiße. Für sogenannte „Literaturtiger“ und „Seitenadler“ empfiehlt sich natürlich die gedruckte Version, für Lesefaule gibt es auch das passende Hörbuch dazu. Gelesen vom Autor höchstpersönlich.

Der alberne Zyniker & das Leben

Aber lasst euch mal kurz von uns abholen, worum es geht. Ohne Spoiler, versteht sich. Im Debütroman des sympathischen Wahlmünchners lernen wir Ben Schneider kennen. Gerade mal 29 Jahre alt, hat er die Schnauze vom Leben bereits gestrichen voll. Nichts erfüllt ihn. Stattdessen befindet er sich in einer „Endlosschleife beschwerlicher Scheiße“, angefangen bei seinem Job, endend bei der eigenen Familie. Die logische Lösung: Ein Ende muss her. Er engagiert einen Auftragsmörder – ihm bleiben 50 Tage Zeit. Was er mit denen anfängt? Das müsst ihr jetzt natürlich selbst herausfinden. Wir wollen jetzt erst einmal herausfinden, wie viel Ben in Max oder Max in Ben steckt. „Ich bin nicht Ben!“, stellt Max direkt klar. Können wir uns irgendwie auch schwer vorstellen, dafür wirkt er uns zu lebenslustig. Dennoch gibt er zu, dass es dem authentischen Schreiben förderlich ist, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man selbst kennt. Orientierungslosigkeit zum Beispiel? Vielleicht. Für den Rest hat er sich eine Brille aufgesetzt. Eine besonders zynische: „Schlechte Dinge findest du überall, wenn du nur genau hinschaust.“ Wir gucken uns um. Selbst hier, im zauberhaft begrünten Hinterhof des Kult-Ladens „Substanz“, in den die Sonne lacht und in dem die Bienen summen. „Könnte ja sein, dass uns gleich ein Vogel auf den Kopf kackt!“ Das hätte Ben jetzt ganz sicher gesagt.

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Erwachsen werden ist kein Kinderspiel

Der großartige Roman, der beim dtv Verlag erschienen ist, ist voll von Humor, der Suche nach dem Leben, optimistischem Pessimismus und Überraschungen. Er regt zum Denken an, wird philosophisch, lässt Interpretationsspielraum. „Für alle Suchenden“ steht in der Widmung. Sind wir das nicht alle? Uns hat es jedenfalls angesprochen. „Und für all die, die sich angesprochen fühlen, ist das Buch geschrieben.“ Max schreibt außerdem vom Erwachsenwerden. „Das ist dann, wenn man eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen hat“. Echt? Ist das schon alles, wollen wir wissen? Er denkt lange nach. „Eigentlich sind es die Wasserflecken. Die stören mich mittlerweile. Außerdem mache ich mir zu viele Gedanken um’s Geschirr.“ Wer ist schon erwachsen? Das beruht dann wohl doch auf eigenem Empfinden. Was Max auf jeden Fall ist – und das merken wir schnell: albern. Im positivsten Sinne. Und das tut gut! Mit Sicherheit nicht nur ihm selbst, sondern auch den Menschen, die ihm zuhören und seine Geschichten lesen. 

Albernheit ist ein ernstes Thema – man muss endlich ernsthaft über Albernheit sprechen!

Max Osswald

Auf einen Kaffee mit seinem zukünftigen Ich

Apropos guttun: Ben lernt in „Von hier betrachtet sieht das scheiße aus“ wie man ohne Zusatzgedanken genießt. Also ohne die drängende To-Do-List, lästige Aufgaben, hausgemachten Stress. Für Max geht das überall, – aber besonders gut, wenn er die richtige Gesellschaft hat und an einem lauen Sommertag durch München läuft. „Das fühlt sich an wie Urlaub. Manchmal fühle ich mich so, als würde ich nicht meine Arbeit mit Freizeit unterbrechen, sondern meine Freizeit mit Arbeit.“ Weil diese Stadt im Sommer einfach so bombastisch ist. Dem können wir zustimmen! Seine Geheimtipps wollen wir natürlich auch noch wissen. Sein Café Amsel sozusagen (wir sagen es gerne noch mal: LEST DAS BUCH!). Und mit wem er in dem Café gerne mal einen Kaffee trinken würde. Von allen Menschen auf dieser Welt. Sein Café Amsel ist das Café Gollier im Westend. Die zweite Frage kostet ihn allerdings einiges an Überlegungszeit. „Puh, keine Ahnung. Mit meinem zukünftigen Ich, das eine gescheite und elegante Antwort auf diese Frage weiß. Mit der Person, die den besten Kaffee der Welt macht. Ich weiß es nicht. Von daher denke ich einfach, mit meinen Liebsten.“ Mit denen geht er zwar eh oft Kaffee trinken, aber ja schließlich auch aus gutem Grund. Sind ja die Liebsten. Ein schönes Abschlusszitat… obwohl wir noch so viel mehr Platz gebraucht hätten, um dieses facettenreiche, spannende und lustige Interview in Worte zu packen. Es wird aber bestimmt nicht das letzte gewesen sein. Max, du schuldest uns noch ein Bier! Auf die schwäbische Community in München. Dann kannst du uns auch direkt erzählen, auf welche Geschichte wir uns als nächstes freuen dürfen… 

Weil’s so schön war – die Outtakes und alles Wichtige, was kein Platz mehr im Artikel hatte

Neben dem Café Gollier ist Max großer Fan des Café gROOSartig und des Bistró all’angolo in der Donnersbergerstraße. Dort werden himmlische Croissants mit Pistaziencreme geimpft – und preiswert ist es auch noch. Wichtig für die Schwaben. 😉  Auf die Frage, was ihm denn fehlen würde in München, hat er gesagt: Nichts. Außer bezahlbarer Wohnraum. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen…

Wer sich vertraut fühlt mit Max’s Wunsch „irgendwann mal ein Buch zu schreiben“, der spitzt jetzt mal die Lauscher! Damit euer Buch nicht verstaubt in einer Schublade landet, muss es natürlich erst einmal lesbar sein. Darauf haben wir jetzt keinen Einfluss – aber Max’s Tipps wollen wir euch nicht vorenthalten! Der klassische Weg wäre, das Manuskript an eine Agentur zu schicken und darauf zu hoffen, dass diese es wiederum an einen Verlag weiterleitet. Ansonsten hilft es bestimmt, wenn ihr euch im Dunstkreis der Literatur bewegt. Nehmt an Kurzgeschichtenwettbewerben teil, schaut euch auf der Website Literaturport um, geht auf Lesungen, nutzt die Bühne (wie Max beim Poetry Slam). Und dann hoffen wir, dass wir bald ein Interview mit euch führen können…

Unser Fokus lag natürlich sehr auf dem Roman – das Max’s Herz aber für eine weitere Kunst schlägt, das ging hier fast etwas unter. Max ist erfolgreicher Stand-up-Comedian und bringt Menschen schon lange mit seinen facettenreichen Shows zum Lachen. Auch in München – denn München hat viel mehr zu bieten in der Comedy-Szene, als ihr vielleicht denkt! Um da auf dem neuesten Stand zu bleiben und euch auch in diesem Bereich von Max’s Talent zu überzeugen, folgt ihm am besten bei Instagram.

Da wären wir wieder bei der Bühne: Das Substanz ist ein absoluter Kult-Place, wenn es um Bühnenauftritte und grandiose Abende geht. Hier hat er selbst schon oft vor Publikum seine Kunst ausgelebt und hier war auch seine Release-Party zum neuen Roman. Und weil wir das Substanz ebenfalls klasse finden, kommt dazu bald ein Artikel im Magazin! Bleibt gespannt!

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