Palmen, blau-weiß gestreifte Sonnenschirme und eisgekühlter Vino Bianco – nein, wir beschreiben hier nicht unseren letzten Besuch in einem italienischen Strandlokal. Tatsächlich befindet sich dieser Rückzugsort mit Urlaubsfeeling direkt zwischen Englischem Garten und Isar, – genauer gesagt bei den alten Tivoli-Tennisplätzen. Die historische Sportanlage wird zwar nicht mehr betrieben, im neuen Restaurant ist der Name aber dennoch Programm. Außerdem sind die Gastgeber alte Bekannte…
Als wir mit unseren E-Scootern über die Tivolibrücke cruisen und schließlich in die Oettingenstraße einbiegen, fahren wir zunächst schnurstracks am Ziel vorbei. Das weiße Tor, das zu den Tennisplätzen führt, ist aber – zu unserer Verteidigung – auch schnell zu übersehen und das grüne Schild mit dem Restaurantnamen darauf verschmilzt mit dem Grün der Bäume und Büsche drum herum. Wir spazieren durch den versteckten Eingang und fühlen uns, als würden wir gerade den Garten Eden mitten in München betreten. Überall sind Palmen, Kinder springen über die Anlage und die Erwachsenen sitzen gemütlich bei einem Glas Wein unter den aufgespannten Sonnenschirmen.
Geflasht vom ersten Eindruck nehmen wir Platz auf den sehr gemütlichen Stühlen auf der Terrasse und da gesellt sich auch schon Inhaber Antonio auf ein Bierchen zu uns in die Sonne. Der Gastronom, der davor schon das Von & Zu, das Prosecco im Glockenbach und das Lost Weekend betrieben hat, erzählt uns, was er Großes mit dieser neuen Traumlocation vor hat. Sein Plan: Ende Mai 2022 wird es hier wieder einen Tennisplatz geben, den dann jeder mieten kann. So haben auch die Schüler*innen des Schulpavillon von gegenüber die Möglichkeit, Tennisunterricht zu bekommen und finanziell Benachteiligte können ebenfalls auf Anfrage zu günstigeren Preisen spielen. Weniger sportbegeisterte Münchner*innen suchen sich dann währenddessen einfach ein Plätzchen an der Beach Bar oder spielen bei einem Tischtennis Match um den nächsten Drink. Das hier endlich wieder etwas Neues entsteht, freut nicht nur uns Geheimtippjäger*innen, sondern auch die Anwohner*innen. Es gab mehrere Petitionen zum Erhalt der damaligen Plätze, die aber zu keinem Erfolg führten. Umso schöner, dass es jetzt wieder einen Ort gibt, der das Viertel zusammenbringt.
Dass das Konzept des TIVO, im Gegensatz zum Tennissport, wie wir ihn kennen, ganz und gar nicht elitär ist, spiegelt sich auch in der Karte wieder. Hier finden sich Weine, mit denen Student*innen einen feuchtfröhlichen Nachmittag verbringen können, ohne dabei zu tief in den Geldbeutel greifen zu müssen, – aber auch besondere Flaschen, über die sich Gäste aus dem Lehel und dem nahe gelegenen Herzogpark freuen. Um es in Antonios Worten auszudrücken: „Im TIVO darf demokratisch gesoffen werden.“ Darauf erst mal einen Aperol Spritz. Zu den Getränken werden die Lieblingsgerichte vom Team serviert. Wir probieren uns also durch mediterrane Gaumenfreuden wie Ceviche, das vom peruanischen Koch nach eigenem Rezept zubereitet wird; Moules Frites, wie wir sie auch an der Côte d’Azur erwarten würden und einem Clubsandwich, das wiederum perfekt zur Tennisklub-Atmosphäre passt. Unsere Empfehlung für Vegaterier*innen: Die hausgemachten Gnocchi in Salbeibutter.
Kein Genuss ist vorübergehend; denn der Eindruck, den er zurücklässt, ist bleibend.
Johann Wolfgang von Goethe
Auch wenn das TIVO mit seiner Sommerterrasse natürlich dazu einlädt, im Freien zu versacken, müssen wir, bevor wir gehen, doch noch einen Blick auf die Inneneinrichtung werfen. Die ist mit den floralen Samtbänken, den bunten Designerlampen und den frischen Blümchen auf den Tischen mindestens genau so liebevoll gestaltet. Aber nicht nur wir fühlen uns pudelwohl. Es haben sich auch schon die ersten tierischen Gäste hier eingenistet. Regelmäßig schaut nämlich ein Entenpärchen auf ein paar Pommes oder ein Stückchen altes Baguette vorbei. Wir taufen sie bei einem Glas Gänsewein feierlich auf die Namen Donald und Daisy und verlassen das TIVO an diesem sommerlichen Abend erholt wie nach einem Kurzurlaub mit vollem Bauch und großer Vorfreude auf unseren nächsten Besuch an diesem Wohlfühlort.