Münchner Kultläden #9 Der Kustermann

GTM Kustermann 3

Rund 140 Jahre sind wirklich eine verdammt lange Zeit. Das Dynamit wird erfunden, die erste Weltwirtschaftskrise bewegt die Menschheit und die Relativitätstheorie wird aufgestellt – und all das hat das Münchner Traditionshaus Kustermann von seinem Stammplatz am Viktualienmarkt aus miterlebt. Und auch heute noch, im Jahr 2021, steht es in seiner ganzen Pracht im Herzen unserer wunderschönen Stadt und empfängt Tag für Tag treue Stammkunden und neugierige Laufkundschaft, die auf der Suche nach dem vielfältigsten Sortiment sind wenn es um simple Alltagshelfer und einzigartige Wohn- und Küchenobjekte geht. Wie die bereits 223-jährige Erfolgsgeschichte seinen Lauf nahm, warum die Eisengießerei dabei eine große Rolle spielte und wohin die Reise des familienbetriebenen Vollsortimenters noch so gehen mag? Unsere Geheimtipp-Spürnasen haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen und sind dem Berufsgeheimnis dieses Münchner Kultplaces auf den Grund gegangen.

So sah das ganze 1955 1965 aus...  – ©Kustermann
So sah das ganze 1955-1965 aus…
© Kustermann

It’s a family affair

Wir versetzen uns zurück ins Jahr 1798: Am Oberen Anger eröffnet eine kleine Eisenwarenhandlung, die den fleißigen Münchner mit einer beträchtlichen Auswahl an praktikablen Dingen wie Nägel, Schaufeln und Sensen versorgt. Der geschäftige Franz Seraph Kustermann lernt bald seine Herzensdame Therese Griesbauer kennen und hat beträchtliches Glück mit seinem Schwiegervater, dem nicht nur der Eisenhandel, sondern auch eine Hammerschmiede gehört. Als Franz Seraph, dessen Vater sein Brot mit dem edlen Handwerk des Schuhmachers verdient, knapp 34 Jahre später eine offizielle Konzession als Eisenhändler erhält, ist das letzte fehlende Puzzleteil für seine Karriere endgültig gelegt und er übernimmt die beiden florierenden Unternehmen.

Die Eisengießerei 1861. – ©Kustermann
Die Eisengießerei 1861.
© Kustermann
Und die dazugehörige Belegschaft! – ©Kustermann
Und die dazugehörige Belegschaft!
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AGAIN WHAT LEARNED Guckt mal, da unten!

Ihr werdet es kaum glauben, aber: Einige der Gullydeckel, über die ihr tagtäglich auf eurem Weg zur Arbeit, zum Sport, zum Dinnerdate, marschiert, wurden zum Großteil im Hause Kustermann gegossen. Mit dem Wissen könnt ihr beim nächsten Familienstammtisch glänzen.

Trendbewusster Vorreiter

Albert Schmidt, ein angesehener Architekt, wird 1876 beauftragt die wunderschöne Fassade der beiden Passagenhäuser am Viktualienmarkt zu gestalten. Nur ein nächster Schritt in Max’s unternehmerischem Siegeszug, der durch nichts aufzuhalten war – ganz im Gegenteil: Er wollte überall der Erste sein, wollte sich keinen neuen Trend durch die Lappen gehen lassen. Er schaffte es sogar als einer der ersten, einen neuartigen Telefonanschluss zu ergattern. Kann ja wahrlich auch nicht jeder von sich behaupten, oder?

Golden Twenties. – ©Kustermann
Golden Twenties.
© Kustermann
Fleißig bei der Arbeit in 1947. – ©Kustermann
Fleißig bei der Arbeit in 1947.
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Und so sah es innen aus – in 1953. – ©Kustermann
Und so sah es innen aus – in 1953.
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Rückschläge sind da, um überwunden zu werden

Der zweite Weltkrieg brachte – wie überall – Unheil mit sich: Die liebevoll hergerichteten Ladengeschäfte sowie das bemerkenswerte Fabrikgelände fielen mehreren Bomben zum Opfer und mussten von den tüchtigen Enkelsöhnen des Unternehmers wiederaufgebaut werden. Der zunehmende wirtschaftliche Druck resultierte letztendlich in die Schließung der Eisengiesserei. Franz Kustermann, ältester Sohnemann in sechster Generation, konzentrierte sich ab dann ausschließlich auf den Aufbau des Handelbetriebs, wie wir ihn auch heute kennen – und lieben.

Back to the 70ies. – ©Kustermann
Back to the 70ies.
© Kustermann

Die magische Sieben

Die Welt dreht sich gefühlt im Sekundentakt: Alles wird digital, die Kaufgewohnheiten ändern sich, die Stammkunden werden langsam grau. Und trotzdem schafft es das Traditionshaus auch in der siebten Generation Schritt zu halten und die Erwartungen ihrer anspruchsvollen Abnehmer stets zu erfüllen. Wie? Na, auf der einen Seite spürt man beim Betreten der Kultlocation die anhaltende Leidenschaft, mit der das Geschäft immer noch von der Familie und den loyalen Mitarbeitern betrieben wird – auf der anderen Seite sind die Tatsachen einfach nicht zu leugnen: Rund 70.000 ausgesuchte Artikel führt der Fachhandel in seinen Regalen. Ganze drei Stockwerke werden gefüllt von Glas- und Keramikschätzen; hochwertigstes Porzellan, ein facettenreiches Repertoire an Haushaltswaren und Küchenutensilien wie Pfannen und Töpfe; eine großzügige Grillsektion (hier findet man oft die Männer, dessen Frauen es vor lauter Faszination nicht über die erste Etage hinaus geschafft haben) und nicht zuletzt die sogenannte „Kustermann Essenz“ – meint: die extrem gut sortierte Abteilung für Heim- und Handwerk, für die Stammkunden sogar aus dem Umland angefahren kommen, weil sie wissen: Hier finden sie jedes noch so kleine Schräubchen, jede Mutter, akribisch sortiert und katalogisiert. Klar, in punkto Eisenwaren macht dem Kustermann erst recht keiner was vor.

GTM Kustermann 12 – ©wunderland media GmbH
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GTM Kustermann 20 – ©wunderland media GmbH
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GTM Kustermann 24 – ©wunderland media GmbH
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Auf die nächsten 200!

Bei einem Kustermann-Besuch erwartet einen aber nicht einfach nur eine prachtvolle Produktwelt – ein Besuch bei Kustermann kommt einer kurzen Alltags-Auszeit gleich. Selbst an hektischen Tagen verläuft sich der Trubel in den abwechslungsreichen Gängen; die unterschiedlichen Ecken laden zum Stöbern ein; die kompetente Beratung macht das Ausprobieren und Bestaunen verschiedenster Artikel zum Erlebnis. Ein lokales Einkaufsfeeling, das seinen Charme und seine Individualität auch nach so vielen Jahre – auch im Angesicht der Digitalisierung – nicht verloren hat. Ganz im Gegenteil: Wer sinnliche Produkte für Küche und Co. kauft, will dabei seine Sinne nutzen: angucken, anfassen, ausprobieren. Wir sind gespannt auf die rosige Zukunft des größten Fachgeschäfts seiner Art und auf die zukunftsorientierten Überraschungen, die uns erwarten. Da bleibt uns nur eins: Unseren imaginären Hut für so viel Beständigkeit zu zücken. Chapeau, Familie Kustermann! 

Angebote außerhalb von Corona

Ihr wolltet schon immer wissen wie man den Jura Kaffee-Vollautomaten like a real Barista bedient? Dann lasst es euch zeigen: Bei Kustermann könnt ihr regelmäßig an informativen und unterhaltsamen Vorführungen zugucken. Damit ihr auch wirklich wisst, wie diese ganzen klugen Küchengeräte eigentlich funktionieren.

Ihr liebt es den Kochlöffel zu schwingen, könntet aber noch ein bisschen Nachhilfe gebrauchen? Auch hier ist der Kustermann eure ideale Anlaufadresse: In der hauseigenen Kochschule bekommen sowohl Härtefälle als auch Möchtegern-Ramsays die wichtigsten Tipps & Tricks beigebracht. Weitere Infos findet ihr hier!

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