Es ist Zeit für eine neue Tour! Und entgegen des Namen des Gipfelziels, müssen sich trittsichere Wanderer hier keinesfalls schinden. Der Aufstieg führt über schöne Pfade durch leichtes Terrain bis zu den beiden Gipfeln. Denn den Schinder gibt es tatsächlich doppelter Ausführung: einmal den österreichischen Schinder (1808m) auch Trausnitzberg genannt und seinen unmittelbaren Nachbarn, den bayerischen Schinder (1796m). Der optionale Abstieg über das anspruchsvolle und sehr steile Schinderkar führt im wahrsten Sinne des Wortes durch ein Nadelöhr, welches Klettergeschick und Schwindelfreiheit erfordert. Die anspruchsvollsten Abschnitte sind aber durch Stahlstifte und Stahlseile gesichert. Wem das zu heikel ist, der kann auch auf dem Aufstiegsweg zurück zum Parkplatz. Aber machen wir erst einmal beim Aufstieg weiter…
Nach der Brücke beim Parkplatz geht es zunächst für ein kurzes Stück auf der steilen Forststraße bergan, bis man an eine scharfe Kurve gelangt. Hier zweigt links ein Pfad in den Wald ab. Der Aufstieg ist durchweg gut beschildert und man kann unentwegt ganz einfach dem Weg folgen, bis man schließlich die Baumgrenze erreicht und kurz danach vorbei an der Trausnitzalm immer weiter in Richtung österreichischer Schinder aufsteigt. Diesen hat man ab der Alm gut im Blick. In nord-westlicher Richtung geht es jetzt über den Bergrücken des österreichischen Schinders weiter empor, bis unverrichteter Dinge plötzlich das Gipfelkreuz zwischen den dichten Latschen vor einem auftaucht. Viele alte Bekannte der bayerischen Voralpen kann man hier oben beim Rundumblick entdecken. Westlich gelegen sieht man dann auch schon unser zweites Ziel für den heutigen Tag: den bayerischen Schinder. Vor uns – ebenfalls im Westen: Ein herannahendes Sommergewitter!
Wir sind Well Outside – denn draußen ist unser Zuhause. Fasziniert von der Schönheit der Berge und der Natur verbringen wir jede freie Minute draußen. Einen Teil der ganz besonderen Augenblicke und Momente unserer Abenteuer teilen wir nicht nur auf unserem Blog und bei Instagram mit euch – sondern auch hier, bei Geheimtipp München. Wir überraschen euch mit Gastbeiträgen und erkunden mit euch die Welt. Seid ihr bereit, Stadtkinder?
Ursprünglich wollten wir an diesem Tag beide Gipfel bezwingen, aber nachdem wir auf die Schinderscharte (1650m), welche die beiden Gipfel verbindet, abgestiegen sind und uns auch schon an den Schlussanstieg zum heimischen deutschen Schinder gemacht haben, mussten wir circa 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels aufgrund des Regens und dem immer lauter werdenden Donnergrollen abbrechen und umkehren. Schnellstmöglich ging es dann für uns zurück zur Scharte und von da aus in nördlicher Richtung zügig bergab durch das Schindertor. Ein regelrechtes Nadelöhr, das trotz der Seilversicherungen auch erfahrenen Bergsteigern Konzentration und Vorsicht abverlangt! Dort kamen wir jedenfalls noch einigermaßen trocken und rutschfrei durch, aber danach mussten wir klatschnass vom Regen im Eiltempo, begleitet von Blitz und Donner, über das Schotterfeld regelrecht bergab surfen und schnell niedrigere Gefilde aufsuchen!
Die Route lief ja nun nicht ganz wie geplant, – aber es gibt Schlimmeres. Startpunkt ist der Wanderparkplatz Valepp. Von hier aus kämpft ihr euch 1000 Höhenmeter und 11.8 Kilometer in Richtung Gipfel-Aussichtsplattform. Dafür solltet ihr rund 4,5 bis 5 Stunden brauchen. Insofern stufen wir das mal großzügig als mittelschwere Wanderung ein. Das schafft ihr doch mit links, oder?
Das mit dem Wetter hatten wir erwähnt, oder? Also schön die App eures Vertrauens im Auge behalten und beobachten, wie die Aussichten für euren geplanten Wandertag sind. Ach und für die kleine Stärkung zwischendurch (auf dem Weg in Richtung 1000 Höhenmeter kann das ja nicht schaden), packt euch eigenen Proviant ein.
Ehrlich gesagt kam uns in dieser Situation das steile Geröll- und Schuttkar nicht ungelegen. So konnten wir zügig die höheren Lagen in Richtung Tal verlassen und somit die exponierten Gratstellen, die besonders gefährlich sind bei Gewitter, hinter uns lassen. Am Ende des Schotterfeldes angekommen, waren wir froh, dass wir umgekehrt sind, aber vermutlich wäre es noch vernünftiger gewesen, wenn wir diese Entscheidung 15 Minuten eher getroffen hätten, denn so ein Gewitter nähert sich im Gebirge in der Regel schneller, als man es vermutet. Vom Fuße des Schinderkars folgt man jedenfalls wieder ganz gemütlich einem kleinen Pfad talauswärts, der schließlich in einen Forstweg mündet. Diesem folgend kommt man wieder an die oben genannte Kurve, bei der die Rundtour startete. Auf den letzten Metern kam schließlich auch wieder die Sonne hinter den dicken Gewitterwolken hervor. Es war nur ein kurzes Sommergewitter und wir sind sicher wieder am Auto angekommen.
Get well outside – aber Vorsicht im Gebirge bei Gewitter!