Mental gesund und glücklich bleiben 7 Geheimtipps von Mental Health Expert*Innen zur Prävention

Geheimtipp Muenchen K O Tropfen Kolumne 10 – ©Geheimtipp München

Kälte, graue Wolken und die sich scheinbar endlos hinziehenden Tage – die ersten Monate des Jahres können manchen von uns ganz schön zusetzen. Wir sehnen uns vielleicht nach Sonne und der Frühlingswärme. Doch stattdessen stehen Stress, Überforderung und das Gefühl von Verpflichtungen überrollt zu werden, pünktlich vor unserer winterlichen Haustür. Damit eure mentale Gesundheit diesen Strapazen standhält und ihr nicht nahtlos vom Winterblues in die Frühlingsmüdigkeit schlittert, haben wir sieben Tipps für euch zusammengestellt, um euch durch die dunkle Jahreszeit zu bringen.

Disclaimer: vielleicht gehört Ihr aber auch eher zu den Menschen, die den Winter genießen, die vielen dunklen Stunden lesend auf der Couch verbringen und vielleicht graust es Euch auch schon wieder vor den wärmeren Tagen, an denen der „social pressure“ zunimmt. Dann speichert Euch diesen Artikel ab und nehmt Euch die Tipps dann zu Herzen, wenn „alle“ wieder nach draußen strömen. 

Geheimtipp Muenchen Mental Health Mike Van Den Bos Unsplash – ©Mike van den Bos
© Mike van den Bos
Tipp 1:

Checkt bei euch selbst ein

Erst einmal das Wichtigste: Wie geht es euch eigentlich gerade? Wie könnt ihr erkennen, wie es um eure mentale Gesundheit steht? Bevor ihr Tools und Techniken anwendet, um eure mentale Gesundheit zu pflegen, ist es entscheidend, erst einmal den Status Quo zu bestimmen. Bei der Mental Health Crowd nutzen wir gerne die Metapher des Smartphone-Akkus. Stellt euch vor, ihr hättet einen kleinen Bildschirm an der Seite eures Kopfes, der euren aktuellen Akkustand anzeigt. Welche Zahl würde dort gerade stehen? Es kann gut sein, dass das gar nicht so leicht fällt, eine exakte Zahl zu finden. Nach ein bisschen Übung wird das aber leichter: Welche „Apps“ (= Teile Eures Lebens) laden Euch, welche kosten Euch Energie? 

Und etwas grundsätzlicher hier drei Check-In-Fragen, die über den aktuellen Moment hinaus gehen und eine Idee davon geben können, wie es denn um die mentale Gesundheit so bestellt ist:

  • Ein leerer Raum, nichts drin, kein Smartphone & Co – und Ihr. Wie fühlt sich die Vorstellung an? Nach „Kann ich da bitte JETZT rein?“ oder eher ein bisschen unangenehm?
  • Gibt es in den nächsten Wochen Dinge, auf die Ihr Euch freut?
  • Wenn Euer 7-jähriges Ich Euch heute sehen könnte, wäre es dann stolz auf Euch? 
Geheimtipp Muenchen Mental Health Pexels Ron Lach – ©Ron Lach
© Ron Lach
Tipp 2:

Was tut euch gut?

Wenn der Akkustand eures Handys unter 20 % sinkt, greift Ihr vermutlich routiniert zum Ladegerät und sucht die nächste Steckdose. Leider können wir unsere Psyche nicht einfach an den Strom hängen. Es gibt sicherlich Dinge, die euren Akku entladen, und das ist auch völlig in Ordnung. Gleichzeitig könnt ihr darauf achten, euren Akku regelmäßig wieder aufzuladen. Das funktioniert, indem ihr Dinge tut, die euch im wahrsten Sinne aufladen. Schlafen, Hunde streicheln, arbeiten, Freunde treffen oder euer Lieblingshobby ausüben – das, was euch guttut, kann für jeden unterschiedlich aussehen und muss überhaupt nicht lange dauern. 2 Minuten Euer Lieblingslied anhören zählt schon. Die Hauptsache dabei ist, dass ihr Euch danach besser fühlt als vorher. Oft sind die Dinge, die Energie rauben, automatisch in unserem Alltag präsent, sei es das Studium, der Haushalt oder schlechte Nachrichten. Die „Akkulader“ sind jedoch weniger automatisch. Ziel ist hierbei nicht, keine “Apps” mehr zu haben, die Akku ziehen, sondern eine gesunde Balance zwischen Ent- und Aufladen. 

Geheimtipp Muenchen Mental Health Lilartsy Unsplash – ©Lilartsy
© Lilartsy
TIPP 3:

Die kleinen Dinge

Dankbarkeit ist ein Werkzeug, das nachweislich unser allgemeines Wohlbefinden steigert, wenn wir es regelmäßig anwenden. Menschen, die 21 Tage lang Dankbarkeit in ihr Leben einbauen, erleben oft eine Senkung ihres Stresslevels sowie ein verringertes Risiko für Depressionen und Angsterkrankungen. Fakt ist, dass unser Gehirn eher auf das Gegenteil voreingestellt ist: auf Negatives, auf potenzielle Gefahren. Evolutionär gesehen war es wichtiger zu wissen, wo der Säbelzahntiger wohnt, als die schönsten Sonnenuntergangs-Spots zu kennen. Gerade in den heutigen Zeiten, in denen (negative) Reize in großer Menge auf uns einströmen, kann dies eine Herausforderung für unser Gehirn sein. Daher kann es helfen, immer mal wieder bewusst all die Dinge in den Fokus zu nehmen, die gut sind. Vielleicht sind sie so selbstverständlich, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Ihr könnt euch also einmal fragen: Wofür seid ihr dankbar? Kleine und große Dinge sind erlaubt. Ist es das fließende Trinkwasser aus dem Wasserhahn? Der Hund, der versucht, euch den letzten Käse im Kühlschrank zu stibitzen und dabei einfach nur zuckersüß aussieht? Oder euer eigener Körper, der täglich Unglaubliches leistet, selbst wenn ihr ihn gestern mit Junkfood gefüttert habt. Es könnte eine Möglichkeit sein, euch 5 Minuten am Abend zu nehmen, um drei Dinge aufzuschreiben, für die ihr dankbar seid, und zu beobachten, wie sich das auf euch auswirkt. Oder ihr holt eure Partner*in, Familienmitglieder, Kolleg*innen, Mitbewohner*innen an Board und entwickelt gemeinsam ein Dankbarkeitsritual. 

Geheimtipp Muenchen K O Tropfen Kolumne 07 – ©Geheimtipp München
© Geheimtipp München
TIPP 4:

Im Hier & Jetzt

Achtsamkeit mag mittlerweile ein Modebegriff sein und könnte bei einigen von euch vielleicht Assoziationen von buddhistischen Mönchen bis hin zu Yogi-Frauen mit grünen Smoothies hervorrufen. Doch Achtsamkeit ist weit mehr als nur ein Trend auf Social Media. Unsere Köpfe sind wahre Künstler darin, durch Zeit und Raum zu reisen – während wir äußerlich auf unserem Stuhl sitzen, können wir innerlich an beinahe jeden Ort der Welt, jeden Punkt in der Vergangenheit oder Zukunft reisen. Eine großartige Fähigkeit, wenn wir kontrollieren können, wohin die Reise geht. Nicht so großartig, wenn wir dem, was auch als „Monkey Mind“ bezeichnet wird, mehr oder weniger hilflos ausgesetzt sind. Die Gedanken springen wie eine Horde wilder Affen umher, von Emotion zu Empfindung, von Fantasie zu Erinnerung. Um gut für uns selbst zu sorgen, müssen wir erkennen, spüren und wissen, wie es uns gerade geht, was wir brauchen, was uns beschäftigt und was in uns vorgeht. Studien zeigen jedoch, dass viele von uns 50 % der Zeit ganz woanders sind – im Gestern oder im Morgen. Das ist völlig in Ordnung, wenn es uns hilft, einer langweiligen Vorlesung zu entkommen. Aber es ist weniger toll, wenn wir eigentlich Zeit mit unseren Liebsten verbringen. Denn das kostet Lebensqualität. Achtsamkeit bedeutet nicht, aufzuhören zu denken. Es bedeutet vielmehr, selbst zu entscheiden, worüber man in diesem Moment nachdenkt. 

Wie Ihr das üben könnt? Zum Beispiel mit der 5-4-3-2-1 Übung:

  • 5 Dinge sehen: Nehmt bewusst fünf Dinge in Eurer Umgebung wahr.
  • 4 Dinge berühren: Spürt vier verschiedene Texturen oder Oberflächen mit Euren Händen.
  • 3 Dinge hören: Konzentriert Euch darauf, bewusst drei Geräusche in Eurer Umgebung wahrzunehmen.
  • 2 Dinge riechen: Riecht bewusst an zwei verschiedenen Gerüchen oder Düften.
  • 1 Ding schmecken: Nehmt bewusst einen Geschmack wahr – das kann ein Schluck Tee, ein Bonbon oder etwas anderes sein.

Aber auch der Akku-Check von oben ist eine kleine Achtsamkeitsübung. Der Grundgedanke ist der, die Umgebung und sich selbst einmal bewusst wahrzunehmen. 

Geheimtipp Muenchen Mental Health Sabine Sarikaya Unsplash – ©Sabine Sarikaya
© Sabine Sarikaya
TIPP 5:

Mental Health macht Spaß

Wenn es um das Thema Psyche geht, tauchen bei vielen Menschen vor dem inneren Auge quasi automatisch schwarz-weiße Bilder von traurigen Menschen auf, die hoffnungslos in die Ferne schauen. Die Themen, die im Kontext von mentaler Gesundheit meistens in den Medien präsent sind, belasten uns oft mehr, als dass sie uns einladen, uns gerne damit zu beschäftigen. Wer hat schon Lust, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die einem in dieser ohnehin schon herausfordernden Welt noch mehr Gewicht auf die Schultern legen? Das ist jedoch nur eine Seite des Spektrums der mentalen Gesundheit. Denn genauso wie es die schweren Themen gibt, existiert auch die positive Seite der mentalen Gesundheit. Mentale Gesundheit kann also viel mehr abdecken, als man im ersten Moment vielleicht denkt, und es muss nicht lange dauern. Die fünf Seiten des guilty pleasure Liebesromans am Abend, die einen entspannen und kurz die Pause-Taste der Welt drücken. Die eingeplante halbe Stunde am Abend zum Durchscrollen von Instagram Reels, ohne sich danach schlecht zu fühlen. Der kurze Spaziergang mit der Mitbewohnerin um den Block. All das ist Mental Health. 

Geheimtipp München On Running 7 – ©wunderland media GmbH
© wunderland media GmbH
Tipp 6:

Fangt mit dem Körper an

Mentale Gesundheit kann vieles bedeuten. Von Stressmanagement bis zur Kommunikation. Von der Beziehung zu sich selbst bis zum Wissen über psychische Erkrankungen. Von Akzeptanz bis zu Zielen, Werten und dem Sinn des Lebens. Unser Tipp: Fangt bei eurem Körper an. Denn dieser ist eng mit dem psychischen Wohlbefinden verknüpft und hat direkten Einfluss darauf, wie es uns geht. Schlaf, Ernährung, Bewegung, Genussmittel – spielen alle eine Rolle für die körperliche, aber eben auch die mentale Gesundheit. Wenn ich zu lange zu wenig schlafe, leidet mein Akku, meine Energie, meine Leistung. Wenn ich mich zu dauerhaft zu ungesund ernähre, hat mein Körper keine „Baustoffe“, mit denen er sich gegen Stress und  Herausforderungen wehren kann. Wenn ich mich zu lange zu wenig bewege, hat mein Körper keine Möglichkeit, die in ihm umherschwimmenden Stresshormone abzubauen. Wenn ich zu häufig und zu automatisch zu Zucker oder Alkohol greife, wenn es mir schlecht geht, ich traurig bin, dann hat das Konsequenzen. Es geht nicht um Verbote, um gute oder schlechte Lebensmittel. Es geht um eine Balance – 80 % der Zeit „brav“ zu sein, Schlafhygiene zu betreiben, halbwegs gesund zu essen, mal die Treppe nehmen oder ins Home-Office spazier-pendeln. Alles „kleine“ Dinge, die in der Summe einen großen Unterschied für Eure (mentale) Gesundheit machen. 

Geheimtipp Muenchen Mental Health Josh Withers Unsplash – ©Josh Withers
© Josh Withers
Tipp 7:

Smartphone-Tabu-Zones

Unser letzter Ratschlag mag vielleicht nicht sofort auf Begeisterung stoßen, aber er ist äußerst effektiv: Schafft euch Smartphone-freie Zonen. Unser Smartphone ist zweifellos ein ständiger Begleiter, und das ist grundsätzlich in Ordnung. Es erleichtert unser Leben erheblich und bietet großartige Tools, die sich auch positiv auf die mentale Gesundheit auswirken können. Gleichzeitig birgt es jedoch ein erhebliches Suchtpotenzial. Fakt ist: satt uns von der Technik unterstützen zu lassen – so wie es eigentlich mal gedacht war – lassen wir uns eher von ihr kontrollieren/geißeln. Beim gemeinsamen Restaurantbesuch mit Freunden liegen oft alle Handys auf dem Tisch und werden regelmäßig überprüft. Die öde Handlung in der Hälfte der Lieblingsserie wird durch das Scrollen durch Instagram überbrückt. Jedes Gefühl von Langeweile wird sofort durch das Hören eines Podcasts bekämpft. Unser Smartphone macht es uns manchmal schwer, achtsam zu sein. Wie wäre es also damit, das Smartphone zum Beispiel aus eurem Bett zu verbannen und es nur außerhalb desselben zu nutzen? Oder einen Deal mit den Mitbewohner*innen zu schließen, dass beim Abendessen keine Smartphones auf dem Tisch liegen. Oder beim Spaziergang das Ding einfach mal zu Hause zu lassen. Damit schafft ihr bewusste Auszeiten. 

Zum Schluss Noch ein wichtiger Hinweis

Es gibt keinen ultimativen Weg, um psychisch gesund zu sein. Egal, was Motivationscoaches euch auf Instagram erzählen. Das frühe Aufstehen, der grüne Smoothie und danach eine Runde Laufen müssen nicht für jeden das Richtige sein. Eure Mitbewohner*in schwört vielleicht darauf. Und ihr findet es einfach nur anstrengend. Es gibt keine Allheilmittel, die auf jeden Menschen passen – dafür sind wir viel zu verschieden, und das ist auch gut so. Vielleicht schafft Ihr es ab heute etwas öfter, Euch weniger nach dem Außen und mehr nach Eurem Innen zu richten – also statt zu überlegen „Was erwarten die? Wie machen es die anderen? Was tun die Leute auf Social Media“ besser: „Was brauche ich gerade? Warum mache ich dies oder jenes gerade? Wie fühlt sich das für mich an?“ Und genau diese kleinen großen Dinge können dazu beitragen, dass es Euch unabhängig von Jahreszeit und Wetter gut geht – weil Ihr wisst, wann Ihr was braucht; wann Euch was (nicht) gut tut. 

Über die Mental Health Crowd:
Die Mental Health Crowd ist ein Sozialunternehmen, das seit 2015 verändert, wie über mentale Gesundheit gesprochen wird – überhaupt, offener, früher, normaler. Dabei verbinden sie persönliche Erfahrungen und fachliche Kompetenz mit Humor und Offenheit. In Form von Events, Workshops und Vorträgen bringen sie Unternehmen, Organisationen oder Einzelpersonen bei, dem Thema mentale Gesundheit mit mehr Sicherheit, Leichtigkeit und Freude zu begegnen.

Mental health crowd Noch mehr zum Thema