Wir sitzen in unserer Lieblingsbar, umhüllt von gedimmtem Licht und entspannter Loungemusik. Voller Vorfreude warten wir auf den Cocktail, mit dem uns der Barkeeper heute überraschen will. Und dann steht sie – serviert in einem eleganten Glas – vor uns: Eine liquide Symphonie aus Aromen, die uns mit jedem Schluck tiefer in die kreative Welt der Drinkkunst entführt. Während wir an unserem Drink nippen, stellt sich uns eine ganz bestimmte Frage: Warum wurde er uns eigentlich in genau diesem Glas serviert? Hat es vielleicht einen Einfluss auf seinen Geschmack? Oder ist es doch nur als dekoratives Element gedacht, welches das Trinkerlebnis optisch untermalen soll? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben wir uns mit Simon und Florian, den Gründern von Shake & Stir, unterhalten und uns erklären lassen, was es mit den einzelnen Gläsertypen auf sich hat. Und hier ist sie nun: Die delight guide Gläserkunde für liquide Genussmomente!
Seinen Namen erhält das Highballglas von den Drinks, die darin serviert werden – den Highballs. Dahinter verstecken sich klassische Longdrinkvariationen, die sich meist durch einen recht hohen Alkoholgehalt auszeichnen. Um den Drink optimal in Szene zu setzen und die Spritzigkeit der oft enthaltenen Kohlensäure so lange wie möglich zu erhalten, ist das Highballglas schlank und hoch geschnitten. Ein klassischer und gern getrunkener Highball ist der Scotch & Soda: Einfach 12 cl stark sprudelndes Wasser auf 6 cl Scotch geben, mit einem Spritzer Orangen- oder Zitronenzeste verfeinern, Eis-Cubes hineingeben und genießen!
Durch seinen weiten Bauch und die ausladende Öffnung eignet sich der Tumbler – auch bekannt als Old Fashioned – hervorragend für starke Spirituosen. Vor allem Whisky-Liebhaber genießen ihren Drink gerne in dem großen, stabilen Glas mit dickem Boden. Die weite Öffnung sorgt dafür, dass sich der im Whisky enthaltene Alkohol schnell verflüchtigt. Dadurch liegt der Fokus – im Gegensatz zum schmalen Nosing-Glas – beim Servieren nicht auf dem Geruch des Spirituosen, sondern auf seinem intensiven Geschmack. Beim Trinken trifft der Drink breiter auf die Zunge, sodass sich die aromatischen Facetten des Spirits deutlich besser entfalten können. Perfekt für den Tumbler: der Old Fashioned. Dafür zunächst Eiswürfel in den Tumbler geben, um ihn abzukühlen. Kurz warten, Eiswürfel wieder herausnehmen und zwei Zuckerwürfel (alternativ zwei Teelöffel Zucker) mit zwei bis drei Dashes Angostura Bitter verrühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Anschließend 5cl Whisky (hier eignet sich ein weicher Bourbon sehr gut) und Eis hineingeben und mit einem Spritzer Orangenzeste verfeinern. Zum Schluss verrühren und die Zeste mit in den Drink geben – fertig!
Das Ballonglas taucht im Barkosmos in vielen verschiedenen Formen auf. Bekannt sind vor allem das Rot- und Weißweinglas – aber auch stärkere Drinks, wie der Gin Tonic werden gerne im Ballonglas serviert, da das Aroma dank des engen Glasrands lange erhalten bleibt. Ebenfalls charakteristisch für das Ballonglas sind sein bauchiger Körper und der lange Stil. Dieser verhindert, dass sich die Handwärme beim Halten auf den Drink überträgt und dadurch seinen Geschmack verändert. Für den klassischen Gin Tonic 5cl Gin, Eiswürfel und 10-15cl Tonic Water ins Glas geben und anschließend nach Belieben garnieren. Cheers!
Die Cocktailschale ist das wohl bekannteste Cocktailglas. Mit ihrem länglichen Stil, dem abgerundeten Boden und ihrem eher geringen Fassungsvermögen, bietet sie das perfekte Zuhause für starke Drinks & Aperitifs. Beliebt sind vor allem der Martini und der Margarita. Wie beim Tumbler, liegt der Fokus auch bei der Cocktailschale auf dem Geschmack des Drinks – nicht auf seinem Geruch. Dieser verfliegt durch die breite Glasform schnell, sodass die Intensität der Aromen in der Vordergrund tritt. Ein Klassiker, der in der Cocktailschale besonders gut funktioniert: der Martini. Zusammen mit Eiswürfeln 6cl Gin und 1-2cl Wermut verrühren, die Schale nebenbei kühlstellen. Den Drink anschließend ohne Eiswürfel in die Cocktailschale abseilen und zum Schluss mit einem Spritzer Zitronenzeste und einer grünen Olive garnieren.
Sowohl sehr heiße als auch sehr kalte Drinks werden gerne im Kupferbecher serviert, da er über eine hohe Leitfähigkeit verfügt und die gewünschte Drink-Temperatur so länger gehalten werden dann. Einer der beliebtesten Kupferbecher-Drinks ist der Moscow Mule: 5cl Vodka und 15cl Ginger Beer fusionieren gemeinsam mit Limetten- oder Gurkenscheiben zu einem aromatischen Cocktail, der mit seinem würzigen Charakter besticht.
Ihr seid jetzt hungrig auf euer eigenes Barerlebnis? Dann holt euch den delight guide. 25 Bars, die für die Jahre 2020 und 2021 ausgewählt wurden, sind auch noch in diesem Jahr zu entdecken. Zeit habt ihr also genug. Und Zeit sollten wir uns alle mehr nehmen. Für die kleinen Dinge des Lebens, den Genuss, die Freunde, die guten Gespräche und die Bars und Drinks unserer Stadt. Cheers!
Nach der Gläserkunde
kommt die Drinkkunde!
Der Negroni
Der bittersüße Florentiner
Er kommt in einer leuchtenden Farbe daher, mit viel Eis und oft geschmückt mit einer Orange. Spätestens, wenn man den gekühlten Tumbler erwähnt, dürfte klar sein, dass es sich nicht um den Publikumsliebling Aperol Spritz handelt. Nein, – heute stellen wir euch den italienischen Aperitif-Klassiker Negroni vor. Er kommt bittersüß…
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