Das Künstlerkollektiv broke.today Wenn die Stadt zum Erlebnisraum wird

Geheimtipp Muenchen Kultur broke.today 4 – ©Matze Ried

Ihre Arbeiten tragen alle unterschiedliche Handschriften – und doch sind die Künstler*innen des Kollektivs broke.today tief miteinander verbunden: Mit ihren Visionen verwandeln sie die Stadt in eine kreative Spielwiese und entführen uns dabei in fremde Welten voller Farben und Formen; voller Gedanken, Geschichten und Gefühle. Dabei steckt hinter all den bunten Installationen, dem Graffiti und den Skulpturen eine ganz besondere Nachricht: Die Kunst braucht ihren Raum – und es ist Zeit, ihn ihr zu geben.

Welcome to the Traphouse

Es ist ein sonniger Freitagvormittag, wir stehen vor einem auf den ersten Blick eher unscheinbaren Wohnhaus in Schwabing und warten auf Fillin Guas, den Gründer von broke.today. Ganz in schwarz gekleidet kommt er auf uns zu und öffnet uns die Tür zum sogenannten Traphouse – einem Projekt, das er gemeinsam mit seinem Kollegen Dino Maat kuratiert hat. In nur einer Woche haben hier 27 Künstler*innen verschiedener Generationen leer stehende Wohnungen zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk verwandelt. Aber eins nach dem anderen – erst einmal wollen wir etwas zu den Menschen erfahren, die hinter diesem Feuerwerk der Farben stecken.

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Schon im Treppenhaus merken wir, dass hier kreative Köpfe am Werk waren…
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„Einfach mal machen“

So bunt wie die Münchner Kunstszene ist auch die Konstellation des Kollektivs: „Wir sind keine feste Gruppe“, erzählt uns Fillin. „Immer wieder gehen Menschen – und neue kommen dazu. Aktuell sind wir aber zwischen zehn und fünfzehn Leuten“. Wenn ihr uns fragt, ist es genau diese Abwechslung, die broke.today so besonders macht. Hier trifft die Streetart-Legende auf den Neuling, der Sprayer auf den Tape-Artist. Und auch, wenn sich ihre Arbeiten unterscheiden, teilen sie ein ganz bestimmtes Mindset: „Einfach mal machen“. Denn Kunst ist für sie eine Form von Freiheit – ein Ventil, das Gefühle und Gedanken nach außen trägt und ein Statement, das zeigt, was wichtig ist.

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Ein Name, der passt

Und was hat es mit dem Namen auf sich? Bei dieser Frage muss Fillin lachen. „Die Geschichte dazu ist fast schon autobiografisch“, sagt er. „Wir standen zusammen in meiner Küche und haben nach etwas gesucht, das sich gut anhört. Und weil wir als Künstler alle keine Kohle haben, kam dann broke.today dabei heraus“. Passt gut, wie wir finden. Denn für Fillin und Co. geht es in der Kunst nicht ums Geld. „Man sollte etwas machen, weil man daran glaubt“, erklärt er uns. „Wenn die Ernte reich ausfällt, kann ein armer Bauer genauso glücklich sein wie ein Banker, der sich gerade sein drittes Loft in New York gekauft hat“. So steckt hinter jedem einzelnen Werk nicht nur eine ganz bestimmte künstlerische Vision, sondern auch eine Menge Leidenschaft.

Wenn die Ernte reich ausfällt, kann ein armer Bauer genauso glücklich sein wie ein Banker, der sich gerade sein drittes Loft in New York gekauft hat.

Fillin Guas, Künstler und Kurator des Traphouse.

Legend meets Rookie

broke.today setzt sich dafür ein, dass junge Künstler*innen gefördert werden. So waren auch am Traphouse sowohl neue als auch bekannte Gesichter aus der Kunstszene beteiligt. Insgesamt drei Stockwerke haben sie hier gemeinsam umgestaltet – manchmal einzelne Wände, manchmal ganze Räume. Während uns Fillin durch die verlassenen Wohnungen führt, erzählt er uns mehr zum Entstehungsprozess der einzelnen Installationen und Bilder. „Ein ganzes Haus zu gestalten und das innerhalb von einer Woche, das war schon eine Herausforderung“, gibt er zu. Doch der Aufwand hat sich gelohnt – denn in ein paar Tagen ganz sind hier ganz besondere Erlebnisräume entstanden. Man könnte auch sagen: lebendige Ausstellungsräume.

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7 Tage, 27 Künstler*innen – so haben sich im Traphouse leere Wohnungen in einzigartige Ausstellungsräume verwandelt.
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Ob aufwändige Tape-Art-Installationen…
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… detaillierte Sprüh-Kunstwerke…
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… oder moderne Installationen – hier erwartet uns eine bunte Welt voller Eindrücke.
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Und wie geht’s weiter?

Eigentlich sollte das Traphouse zu einer begehbaren Ausstellung werden. Doch da ein gewisses Virus diesem Vorhaben einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht hat, könnt ihr die Kunstwerke aktuell digital über Instagram entdecken. Und bevor es am 02. Mai zum nächsten Projekt geht, will Kurator Dino das Haus gemeinsam mit seinen Künstler-Kolleg*innen noch einmal völlig neu gestalten. Eine weitere Zwischennutzung gab es in der Drive In Gallerie in der Parkgarage des Hofbräuhauses. Aktuell arbeitet das Kollektiv an ihrem neuen Projekt: Das Maschinenhaus Schwabing. Wir sind gespannt und können es kaum erwarten, die Stadt weiterhin gemeinsam mit broke.today von einer ganz anderen, experimentellen und kunterbunte Seite zu entdecken.

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