München wie in den 70ern: Internationale Stars und Künstler*innen wie Mick Jagger, Freddy Mercury und Andy Warhol flanieren durch die Straßen, ziehen durch die Clubs und lassen sich von der bunten und lebhaften Stadt inspirieren. Für uns ist es kaum vorstellbar, dass München mal DER kreative Hotspot Deutschlands war. Schließlich hat die bayrische Hauptstadt heutzutage (zumindest bei Nicht-Münchnern) ein eher konservatives und Image und wirkliche Weltstars trifft man hier höchstens mal zufällig vor dem Bayerischen Hof. Doch genau dieses Feeling von Freiheit und kreativem Beisammensein wollen die Jungs von Broke.Today zurückholen. Das Künstlerkollektiv wurde vor zwei Jahren von Fillin Guas und anderen Künstlern gegründet. Seitdem konnten sie zusammen schon verlassene Gebäude wie ein ehemaliges Schuhgeschäft im Kaufinger Tor, die 089 Bar, das Traphouse oder ein Abrisshaus in der Maxvorstadt bespielen. Ihr neuestes Projekt: Das Maschinenhaus Schwabing.
Laute Musik dröhnt durch die riesige Halle, es riecht nach alten Maschinen und überall stehen große und kleine Kunstwerke verteilt, die in Form von Bildern an den Wänden hängen, als Skulpturen einen Platz zwischen den alten staubigen Röhren gefunden haben oder gerade erst auf die Leinwand gebracht werden. An das frühere Kesselhaus aus dem 20. Jahrhundert, das ursprünglich die Versorgungseinrichtung des Schwabinger Krankenhaus war, erinnert hier nur noch das Gerüst. Ziel der Jungs von Broke.Today ist es, das Gebäude in eine Begegnungsstätte von Kunst, Kultur, Handwerk, Sport und Technik zu verwandeln. Es werden Ateliers und Ausstellungsräume für Künstler*innen aus der ganzen Welt erschaffen. Im Außenbereich entsteht eine Graffiti Freifläche mit kuratiertem Bereich und im Kunstkiosk mit Musikstudio können Kreative ihre Musik aufnehmen. Bei den Projekten von Broke.Today wird die Kunst zwar immer im Vordergrund stehen, das Maschinenhaus Schwabing soll aber in erster Linie ein Kultur- und Sozialzentrum werden. Das bedeutet: Menschen, die ihre künstlerische Ader noch nicht entdeckt haben, können hier sportlichen Aktivitäten, wie Boxen, Kickboxen oder Fußball nachgehen oder ihren inneren Sprayer bei einem der Graffiti-Workshops rauslassen.
Gesponsert wird dieses besondere Konzept im Rahmen einer Projektentwicklung von ehret+klein, die das Maschinenhaus voraussichtlich bis März 2022 kostenlos zur Verfügung stellen. Im Gegensatz zu vielen anderen Immobilieninvestoren setzt sich das Unternehmen gegen Leerstand ein und verfolgt somit den gleichen Ansatz wie die Künstler von Broke.Today. Ihre Mission: Einen leeren Platz nehmen, ihn umbauen und der Bevölkerung wieder zur Verfügung stellen. Besucher müssen keinen Eintritt zahlen, denn das Maschinenhaus ist ein Ort frei von Kommerz. Gerade für Kreativschaffende ist es unglaublich schwer bezahlbare Unterkünfte und Ateliers zu finden, doch das ehemalige Kesselhaus ist für jeden zugänglich. Und damit auch wirklich alle hier ihre Kunst machen und ausstellen können, werden die älteren Kunstwerke immer wieder übermalt und umgestaltet. So gibt es auch für Besucher immer wieder neue Kunst zu bestaunen.
Ein weiteres Projekt der Kreativen: das Traphouse in Schwabing. Hier wurden drei Stockwerke innerhalb einer Woche umgestaltet – von altbekannten und neuen Gesichtern aus der Kunstszene. Was dabei heraus gekommen ist und wie das zuvor unscheinbare Wohnhaus jetzt aussieht? Das haben wir für euch herausgefunden!
Kunst ist der beste Weg, die Kultur der Welt zu begreifen.
Pablo Picasso
Das Maschinenhaus Schwabing bietet Menschen jeden Alters einen Raum, in dem sie zusammenkommen, sich austauschen, gegenseitig unterstützen und inspirieren können. Gerade junge Leute, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft nicht die Chance auf eine gesicherte Zukunft haben oder nicht wissen, wie sie ihre Freizeit sinnvoll gestalten können, haben die Möglichkeit, sich hier einfach mal auszuprobieren und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Bis zur großen, offiziellen Eröffnung steht Besuchern die Tür zum Maschinenhaus seit Anfang August jeden Samstag und Sonntag für private Ausstellungen offen. Einfach online anmelden und Termin buchen. Es lohnt sich aber auf jeden Fall öfter mal vorbeizuschauen, denn hier gibt es täglich Neues zu entdecken. Wir sind gespannt, wie sich dieses Projekt noch entwickeln wird und ob München bald etwas bunter, kreativer und einfach wieder ein bisschen kultiger wird. Vielleicht spotten wir ja demnächst den ersten Weltstar im Biergarten? Wir werden berichten!