Sag mir, was du liest und ich sag’ dir wer du bist! Ja, Bücher verraten mehr über uns, als wir vielleicht denken. Deswegen ist so ein Buch wohl eines der persönlichsten Dinge, die wir verschenken können. Sie sagen viel über unsere Freundschaft mit einer Person aus und darüber, wie gut wir uns gegenseitig kennen. Wir müssen nämlich ziemlich genau wissen, welches Genre, welcher Schreibstil, und welche Themen sie berühren und interessieren. Umso schöner finden wir das Konzept der Bücherschränke. Das sind Bücherregale, die überall in München verteilt stehen und, wo wir unsere Bücher, die wir schon gelesen haben und nicht mehr brauchen, hinbringen können. Wir können sie quasi jemandem aus unserem Stadtviertel schenken – ein Geschenk von Münchner*innen für Münchner*innen. Dafür können wir ein neues Buch mitnehmen und so, im Prinzip, herausfinden, was die Menschen in unserem Stadtviertel lesen und wie Schwabing, das Westend, Giesing und co. wirklich ticken. Wir begeben uns auf die Spuren der Münchner Kindl und nehmen euch mit auf diese niedliche Entdeckertour durch unsere Lieblingsmetropole.
Manchmal denke ich, der Himmel besteht aus ununterbrochenem, niemals ermüdendem Lesen.
Virginia Woolf
Wir sind begeistert von diesem Konzept und brechen gleich auf. Zum Glück müssen wir nicht lange suchen, denn der nächste Bücherschrank ist nur 5min Fußmarsch von uns entfernt. Der steht nämlich direkt am Stigmaierplatz, auf dem dreieckigen Inselchen zwischen der Schleißheimer und der Dachauerstraße. Dass dieses Örtchen auch schnell mal zum Bermuda-Dreieck werden kann, erfahren wir von einem netten Herren, von dem wir beim gemütlichen Stöbern angesprochen werden. Er ist Mitglied beim ehrenamtlichen Verein „Offene Bücherschränke Maxvorstadt e.V.“, der eigens für diesen Bücherschrank gegründet wurde, und kommt einmal am Tag vorbei, um nach dem Rechten zu sehen und die Schränke aufzuräumen. Er erzählt uns, dass es leider vorkommt, dass regelmäßig stapelweise Bücher rausgenommen werden, mit Autos abgeholt werden, um diese dann auf Flohmärkten oder anderweitig zu verkaufen. Es mache ihn traurig, wie Menschen ein gemeinnütziges Projekt, wie dieses, zweckentfremden und für ihre eigenen Interessen ausnutzen können. Dabei können diese Bücherschränke nur durch ehrenamtliches Engagement und dadurch, dass sich alle an die Regeln halten funktionieren. Es ist eben ein Geben und Nehmen.
Am Herrgottseck 2, 81669 München
Nordbad, Schleißheimer Str. 142, 80797 München
Georg-Birk-Straße, 80797 München
Rümannstraße 60, 80804 München (Münchenstift)
Im Idealfall habt ihr auch, im Gegenzug ein Buch dabei, das ihr reinstellt, wenn ihr euch eins rausholt. Und, wenn ihr damit fertig seid, bringt ihr es einfach wieder zurück. So entsteht, sozusagen, ein Kreislauf, bei dem vermieden wird, dass eigentlich noch gut erhaltene Bücher, weggeschmissen werden. Es ist also quasi eine Zero-Waste-Bücherei. We like! Plus: Potenzielle neue Besitzer*innen aus eurer Nachbarschaft erfreuen sich an einem wohl überlegten Geschenk. Der allererste Bücherschrank steht übrigens am Nordbad und inzwischen gibt es schon mehr als 30 Schränke, die von lokalen Vereinen oder Institutionen bereitgestellt werden und die Stadtviertel verschönern. So ist, zum Beispiel, das Machwerk, eine offene Atelierwerkstatt, für den Bücherschrank in der Nymphenburgstraße verantwortlich. Es gibt aber in fast jedem Viertel einen Schrank und das heißt, dass ihr eine Stadtrundfahrt durch die Bücherregale der Münchner*innen machen und eure Lieblingsstadt von einer ganz anderen Seite kennenlernen könnt.