„Aivi“ – In goldenen Buchtaben ziert der Name des schicken asiatischen Restaurants die Außenwand der Rumfordstraße 42 – und weckt dabei die Neugier aller Passanten, die sich fragen, was wohl hinter dem schweren Vorhang steckt. Uns zum Beispiel. Eines schönen Tages treten wir hinter diesen Vorhang. Und entdecken: Köstliches Avocado-Thunfisch Tatar, erfrischenden Lavendel-Spritz und die Geschichte der Brüder Phong und Vu.
Schiebt man den dunkelblauen Vorhang beiseite, beeindruckt ein modern, rustikales Interieur: Auf der linken Seite steht die historische Ziegelwand des Gebäudes. Samtige Stühle in nachtgrün, Designer-Holztische aus amerikanischem Nussbaum und exotische Pflanzen füllen den Innenraum, rüber bis zur anderen Wandseite. Hier steht eine schwere Betonwand. Diese kontrastreiche Einrichtung ist kein Zufall. Vielmehr familiäre Differenz: Das „Aivi“ geht nämlich hervor aus dem Gründergeist von Phong und Vu. Zwei Brüder. Jedoch keine, die seit Tag eins Hand in Hand durchs Leben gehen. Im Gegenteil: Phong und Vu trennt ein Jahrzehnt. Und ein Restaurant zu eröffnen, gehörte auch nicht zu ihren Kindheitsträumen, erzählen sie uns. „Ich bin ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass ich nochmal in die Gastro gehe“, gesteht Phong. der jüngere Bruder. „Ich bin in der Gastro aufgewachsen.“
Phong und Vu sind im Osten der Bundesrepublik groß geworden. Ihre Eltern sind seit 27 Jahren in der Gastro – und die Jungs halfen immer mit aus. In Dresden betrieb die Familie das Restaurant „Kaiser“. Ein asiatisches Klischee-Restaurant, „mit einem dicken Buddha in der Mitte“ lacht Phong. Vor zehn Jahren ging’s dann nach München. Während die Eltern der Gastronomie weiterhin treu blieben und den Imbiss „Berg am Laim“ eröffneten, widmete sich Phong einem Mathematik-Studium. „Doch nach dem Studium hat sich dann die Gastro-Möglichkeit ergeben“ – und die Brüder ergriffen sie. Im Oktober 2020 eröffnete das Aivi.
Was heute im AIvi auf dem Tisch kommt, sind kuliarische Spezialitäten und Klassiker vor allem aus dem japanischen und vietnamesischen Raum. Die Gerichte werden mit Hingabe zum Detail angefertigt und kommen als Kunstwerke zu den Gästen. So etwa auch die Sushi-Platte: Der Nebeldampf des Dry-Ice umschwirrt die Sushi-Pyramiden. Doch auch die Reis-Gerichte enttäuschen nicht. Feine Rinderfiletstreifen auf Sesamreis mit Austern-Basilikumsoße. Dazu Zuckerschoten, Zuckerbohnen und Pak Choi. Inmitten des Raums befindet sich außerdem die hell beleuchtete, stilvolle Bar. Hier mixt das Aivi Team erfrischende Limonaden und Drinks, die zusammen mit den Gerichten eine Reise in alle Geschmacksrichtungen ergeben. Der süßliche Lavendel-Spritz etwa ergänzt hervorragend unser frisches Avocado-Thunfisch Tartar.
Vertauscht man die Silben des Restaurant-Namen, wird aus „Aivi“ „Viai“. „Viai“ ist vietnamesisch und bedeutet soviel wie „Für wen?“. Diese fast schon philosophisch anmutende Frage ist wohl die Basis des Aivis und der Antrieb für Phong und Vu. „Für wen machen wir das eigentlich?“ fragten sich die Brüder. Und ihre Antwort lautet: „Für unsere Eltern.“ Großgeworden in der Gastro der Eltern, bringen sie jetzt frischen Wind in all das was sie seit Kindheitstagen kennen. „Mit dem Ziel irgendwann einmal die Eltern ganz ablösen zu können“, erzählt uns Phong. Dann dreht er sich um und deutet auf einen älteren Mann. „Aber gerade hilft Papa noch in der Küche“, schmunzelt er. Die Familie hält eben immer zusammen. Auch das schmeckt man im Aivi.