Eigentlich ist Erim gelernter Hotelfachmann. Heute führt er seinen eigenen Ramen
Laden. Und der ist so gut, dass viele der Stammkunden aus der asiatischen
Community sind. Das heißt was. Wir waren bei Erim in der Georgenstraße 56, wo er
seinen Pop-Up Store noch bis Mitte November hat, und durften ihm beim
Zubereiten seiner Ramen über die Schulter schauen.
Von außen wirkt der Laden in der Georgenstraße total unscheinbar – ein bisschen
wie eine in die Jahre gekommene Fußballkneipe. Geht man jedoch durch die Tür,
ändert sich dieser Eindruck komplett: Gedämmtes Licht, entspannte, elektronische
Musik und eine Discokugel, die ihre Runden dreht, versetzen uns in eine angenehme
Trance. Mitten im Raum: Die Vega Bar. Der Barbetrieb und Erims Monaco Ramen
laufen während des Pop-Ups zwar getrennt voneinander, wirken aber perfekt
aufeinander abgestimmt. Die originellen Drinks, die hier serviert werden, wie der
beliebte Basel Smash oder eine Kreation aus Thymian, Zitrone, Maracuja und
selbstgemachten Chili Sirup passen zu Erims traditionellen Vorspeisen: der Klassiker
Edamame oder die besondere Kombu Alge in Salz eingelegt. Süß, sauer, scharf,
bitter: die Kombination aus Drinks und Essen schickt uns auf eine Reise durch die
wunderbar facettenreiche Welt aller Geschmacksrichtungen.
Während wir es uns vorne schon gut gehen lassen, bereitet Erim hinten in der Küche
die Ramen vor – im Alleingang, denn Mitarbeiter hat er bisher nicht. Jede einzelne
Schüssel wird also vom Chef mit Mühe und Hingabe zubereitet. Er sei schon immer kochaffin gewesen, erzählt uns Erim: „Für die Familie, für Freunde, an Silvester, da habe ich immer gekocht.“ 2018 ging es dann auf Japan Reise. Die Ramen-Faszination wurde dabei tatsächlich nur durch Zufall ausgelöst. Erim und sein Freund hatten einfach Hunger. Also steuerten sie das naheliegendste Restaurant an und bestellten die japanische Nudelsuppe. „Beim Probieren war mein erster Gedanke: „Wow, wie macht man das?!“, erinnert sich der Münchner. Und mit diesem Gedanken nahm alles seinen Lauf.
Nach einem online Ramen-Kurs im April 2020 und wohl hundert selbst gemachten Nudelsuppen stand Erim quasi jedes Wochenende in seiner Küche, kocht die Basis-Suppe und bereitet den Nudelteig vor, um montags an der Haustür seine Speisen zu verkaufen. Die Ramen schmecken – das Geschäft läuft. Also bastelt sich Erim seine eigene Website, meldet das Gewerbe an und sucht nach einer Produktionsküche. Im Frühjahr 2021 gab es dann den ersten Pop-Up-Store.
Heute steht Erim in der Küche seines fünften Pop-Ups und bereitet seine Ramen mit
hausgemachten Nudeln und eigenen Würzsoßen zu. Für seine verschiedenen Basis-
Suppen steht er etwa zehn Stunden am Tag in der Küche. Acht Stunden beträgt
alleine die Kochzeit. Von Take-away hält Erim nicht sehr viel: „Wenn du die Nudeln in
einer Box über die Straße trägst, sind sie schon nicht mehr so, wie sie sein sollen.“
Der Ramen-Kenner arbeitet eben mit viel Genauigkeit und Liebe zum Detail. Und
zwar mit so viel Genauigkeit, dass er nur durch das Berühren des Holzstabes vom Nudelsieb spürt, ob die Nudeln durch sind. Wie gut er seine Ramen mittlerweile kennt, bringt Erim manchmal selbst zum Lachen. Dann wendet er sich aber schnell wieder der nächsten Bestellung zu. Seine Ramen sind gefragt. Und zwar selbst bei Japaner*innen. Eine Kundin habe sein Essen mal mit dem Wort
„Kodawari“ kommentiert. Eine Auszeichnung auf die Erim sehr stolz ist. „Kodawari“
heißt Hingabe.
Im Dezember findet ihr Erim und seine Ramen im Bahnwärter Thiel. Ab 2023
hoffentlich mit einer eigenen Adresse. Wir kommen auf jeden Fall wieder!