Tiny Houses sind seit geraumer Zeit in aller Munde. Trotzdem sind die Orte, an denen darin tatsächlich gelebt wird, selten bis gar nicht zu finden. Liegt das jetzt daran, dass wir es hier mit einem hohlen Hipster-Thema zu tun haben? Oder gibt’s vielleicht handfeste Gründe und Hindernisse, warum sich Tiny Houses nicht schon längst etabliert haben? Der junge Verein „Einfach gemeinsam Leben e.V.“ aus Münchens schönem Süden hat sich nichts Geringeres auf die Fahne geschrieben, als einen echten Mindshift im Häuslebauer-Patriachart herbeizuführen.
Unter dem zunächst unspektakulären Namen „Einfach gemeinsam leben e.V.“ hat sich bei der Gründung im Jahr 2018 ein loses Kollektiv zu einem eingetragenen Verein zusammengetan, um ein umso spektakuläreres Ziel zu verfolgen: die Bundesgesetzgebung zu verändern. Das größte zu bekämpfende Problem eines jeden Tiny House Fans besteht nämlich im deutschen Baurecht. Damit die eigentlichen Ideale, die hinter der Tiny-House-Bewegung stehen, auch wirklich gelebt werden können, müssen also erst einmal gesetzliche Rahmenbedingungen geändert werden. Und genau das sind die Vereinsmitglieder dran.
Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht.
Niko Paech, deutscher Volkswirtschaftler
Für Vereinsmitbegründer Thorsten Thane stand am Anfang eigentlich nur die bescheidene Idee, weniger Platz zum Leben zu beanspruchen. Eigentlich wollte er nur mit seiner Tochter klein, cosy und im eigenen Reich wohnen. Eigentlich hatte er sich das auch ein wenig einfacher vorgestellt. Eigentlich. Aber schnell war klar, was leider schon vielen Tiny House Fans ins Gesicht peitschte: Bisher sind für Pläne wie die von Thorsten und vieler anderer wenig Platz in der deutschen Konformität. Was die deutsche Konformität allerdings nicht wissen konnte: Thorsten kann auch anders. Da er ja sowieso lieber in einem ganzen Tiny Dorf leben wollte, machte ein aktives Kollektiv für ihn gleich doppelt Sinn. „Zusammen sind wir stärker!“ Die Idee für einen mittelfristig genossenschaftlich organisierten Verein war geboren.
Egal wie leicht, klein, unaufdringlich und auch mobil ein solches Micro-Home auch ist, aktuell benötigt man eine Baugenehmigung wie für ein 50-Tonnen-Betoneigenheim und natürlich auch stinknormales und damit oft übertrieben teures Bauland. Per se schon mal zwei Totschlagargumente für die meisten Tiny-House-Fans, denen es ja eigentlich ums „gesundschrumpfen“ geht. „Weniger ist mehr“ ist eben nicht nur eine Kalenderspruch-Floskel, sondern auch eine Lebensweisheit, die aktueller den je scheint. Um glücklich zu sein, braucht es eben nicht für alle einen Bentley-SUV und eine Bogenhausener Villa. Mit leichtem Gepäck lebt‘s sich irgendwie auch leichter – das weiß jeder, der am herbstlichen Ausmisten des Kleiderschrankes oder der ganzen Wohnung scheitert. Die Konsumgesellschaft erzeugt immer mehr Produkte, die dann natürlich auch immer kurzlebiger sein müssen und eben auch immer mehr Platz brauchen. Gegen diesen Trend steht die Idee des Minimal Living. Für die Tiny-House-Revoluzer beginnt die eben schon bei der Größe des Eigenheims.
Wie aber der Vereinsname schon vermuten lässt, geht es der Wolfratshausener Crew um weitaus mehr als nur darum, ein Konsumstatement zu setzen. Die angenehm zurückhaltende Größe der neuen Eigenheim-Vision bringt nämlich eine endlose Palette an weiteren Vorteilen mit sich. So ist zum Beispiel ein Dorf aus solchen Wohlfühlwägen wesentlich kleiner als der herkömmliche bajuwarische Weier. Die Menschen wohnen enger und somit auch eng verbunden in einer funktionierenden Community – quasi Landleben 2.0. Flächen werden gar nicht erst versiegelt und das eigene Wohnen somit noch nachhaltiger. Und das Beste: Dieser Wohnraum ist auch noch wirklich bezahlbar und somit eine valide Altersvorsorge. Wenn da nicht das Problem mit dem Bauland wäre…
Checkt doch mal die Pläne von „Einfach gemeinsam Leben e.V.“ genauer aus. Wer den Verein unterstützen will, unterzeichnet die bundesweite Petition.
Mitglied werden könnt ihr passiv und aktiv. Wer sich mit den Tiny-House Freunden aus Wolfratshausen erst einmal connecten möchte, kommt zum Beispiel einfach mal zum Stammtisch.
Ihr seid für mehr bunte Vielfalt in München und Umgebung – auch beim Thema Wohnen? Dann meldet euch doch zum Newsletter des Vereins an und lasst euch regelmäßig auf den neusten Stand der Dinge in Sachen Local Tiny Living bringen.