Faces of Minga #2 Mit Nils Schwarz im Mini-Hofbräuhaus

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Viele kennen sie, die legendären Partys, auf denen das Leitmotto „Come as you are“ nicht nur eine leere Floskel ist: Geh tanzen bot vor Corona denjenigen Münchnern ein Dancefloor-Zuhause, die ausgehen wollen, um einfach nur Spaß zu haben. Nicht sehen und gesehen werden, sondern tänzerisch ausrasten, lachen und sich dabei sicher sein zu können, dass niemand die Nase rümpft, weil ihm Moves und Look nicht passen. Aber wer steckt eigentlich hinter diesem Gedanken, dass eine schicke Stadt wie München ein Zufluchtsort für die benötigt, denen bei so viel Schickness die Feierlaune vergeht? Wir haben Partyschwergewicht, Clap Club Macher und Fotokünstler Nils Schwarz getroffen. Und haben mit ihm darüber gesprochen, was seine Heimat München trotz ihrer Klischees für ihn so lebenswert macht. Und wir haben nachgefragt, weshalb er Zwergdackel Paul einfach mal zum Interview vergessen hat…

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Immer lässig unterwegs…
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…und ein Lächeln im Gepäck – das ist Nils, wie wir ihn kennen.
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Zum Interview treffen wir ihn im Mini-Hofbräuhaus.
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Aber erstmal: Cheers natürlich!
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Maxi Talk-Lust im Mini-Hofbräuhaus

… Dachten wir doch bis dato, dass sich Nils gerade deswegen im Mini-Hofbräuhaus mit uns treffen wollte! Weil es ein Paradies für Hunde ist. Falsch, korrigiert der 33-Jährige gleich zu Beginn. „Ich bin hier einfach super gerne, schon seit ich 16 Jahre alt bin. Es ist entspannt, bodenständig und die haben echt einen der besten Schweinsbraten der Stadt für kleines Geld.“ Der wird natürlich dann auch gleich bestellt. Und eine Saftschorle. Nils muss heute nämlich noch Auto fahren. Er ist immer unterwegs: Fotojobs, Eventplanung, nebenher noch der Support einiger Münchner Performancekünstler. Da kann man schon einmal den eigenen Hund vergessen. „Keine Sorge, Paul ist in guten Händen.“ Nämlich bei Frau Phaedra. Wir sind also beruhigt. Aber kommen wir doch mal zurück zum geliebten Schweinsbraten… entstand doch aus der Bodenständigkeit, die Nils selber manchmal an München und seiner Partykultur vermisste, die Idee zu seinen Events. „Das war erst nur ein Hobby. Aber irgendwann ist aus Spaß Business geworden.“

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Das ganze Interview auch auf die Ohren

Not macht erfinderisch

Der Anlass für die Geh tanzen Partys sei eigentlich finanzielle Not gewesen. Denn trotz seiner extrem positiven Art und seinem heutigen Erfolg: dass er als Selbstständiger schon Tiefen erlebt hat, daraus macht Nils keinen Hehl. „Ich hab auch auf die Fresse gekriegt, so ist nicht“, sagt er ganz unverblümt. „Damals musste unbedingt eine erfolgreiche Veranstaltung her, wir brauchten Geld für die Eventfirma. Ich bin dann einfach von mir selbst aus gegangen: Ich mag es, wenn auf einer Party Musik von hoher Qualität gespielt wird. Und mit einem breiten Spektrum. Genau das sind die Geh tanzen Partys: ein Mix aus allen möglichen Musikstilen von Funk und Soul, über HipHop bis Dancehall für eine ganz gemischte Partycrowd von jung bis alt.“

Das Mini-Hofbräuhaus Welch ein Ort!

Come as you are – das Motto von Nils Partys gilt auch im Mini Hofbräuhaus, egal ob für Zwei- oder Vierbeiner. Der Schweinsbraten ist tatsächlich gut. Und so reichhaltig, dass wir uns den erst einpacken lassen und noch am nächsten Tag davon essen. Die Leute sind hier nett, bodenständig und kommunikativ. Unser Tipp darum: einfach mal bei jemandem dazu setzen und gucken was passiert. Öffnungszeiten: durchgehend 8-20h. Reservieren? Wenn ihr ausgelacht werden wollt, versucht’s doch mal per Telefon…

Party ohne Bussi Bussi

Ein Ansatz, der anscheinend einen Nerv traf. Statt den erwarteten 200 kamen 500 Leute, darunter auch Nils Mutter mit einigen Freunden. Alle tanzten bis 5 Uhr morgens. „Es war einfach superschön zu sehen, dass diese Mischung funktioniert!“ Seitdem herrscht auf jeder Geh tanzen Party das Kredo: Türpolitik gibt’s nicht. „Wenn du nicht völlig betrunken und ein Arsch bist, kommst du auch safe rein. So ist das bei uns.“ Und so tanzt der bekannte Tatort-Kommissar neben dem unbekannten, 70-jährigen Rentner, neben dem 20-jährigen Girlie und so weiter. Und alle haben zusammen Spaß.

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Nein, das ist nicht Nils Hund. Dackel Paul hat er leider zu Hause vergessen.
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Vom München-Anti zum Heimatverliebten

Dass anders sein ein Konzept ist, das mittlerweile in München funktioniert, sei nicht selbstverständlich, meint Nils. „Ich war sogar lange ein echter München-Gegner. Weil es einfach ein bisschen kleingeistig und konservativ war und manchmal noch ist. Früher saß man im Bus und wenn da ein Schwarzer war, dann wussten alle, dass da ein Schwarzer war. Heute ist das Gott sei Dank anders. Die Leute sind entspannter geworden, eine super Entwicklung.“ Ein Grund dafür ist laut Nils die Renaturierung der Isar – seit gut fünf Jahren hätten sich mit ihr auch die Münchner geöffnet. Und es kämen mehr Leute von außen, was München ebenfalls guttut, sagt der 33-Jährige. Auch bei der Stadt sei man offener für vieles geworden, neue Veranstaltungen und Ideen, ein größeres Angebot. „Trotzdem ist alles noch überschaubar – für Selbstständige wie mich ist das gut, weil dadurch das Netzwerken top funktioniert.“

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Große Fotokunst? Immer unperfekt!

Nils eigentliche berufliche Liebe neben den Partys: die Porträtfotografie. Er lichtet ebenso VIPs wie Mats Hummels für große Marken wie Hugo Boss ab, wie auch unbekannte, ihm dafür umso vertrautere Menschen, deren Gesichter er mit nur einem Bild Geschichten erzählen lässt. „Es ist eigentlich schade, dass mich die Leute so oft auf die Bilder von bekannten Menschen ansprechen. Denn das sind nicht unbedingt die besonderen Fotos. Wie auch? Mit Promis hat man maximal 10 Minuten Zeit. Die richtig geilen Fotos, die ich liebe, sind die von den Leuten mit denen ich Zeit verbringen kann, bevor das Porträt entsteht.“

Geh tanzen – so geht’s ab!

Münchner Kindl mit Ecken & Kanten

Das improvisierte Bild, das das nicht nach Plan geschossen wird, unperfekt und ungespielt – das seien die besten Bilder. Und letztlich liegt auch darin die große Kunst, meint der selbstständige Fotograf. „Wenn du in dem Moment abdrückst, wenn der Mensch einfach ist wie er ist, sauber, dann hast du’s als Fotograf geschafft.“ Und da ist sie wieder, die Freude am Unperfekten. Die Liebe zu den Ecken und Kanten, die Nils Schwarz so schätz. Nicht nur an den Menschen, die er fotografiert und für die er Partys veranstaltet. Sondern auch die an seiner Heimatstadt selber. Wahrscheinlich macht Nils auch das zu einem der Münchner, die dazu beitragen, dass unser Zuhause bunter wird. Ganz langsam. Aber sicher.

Mehr Geschichten von Münchner Kindl? Gibt es hier!