Es gibt Geheimtipps, die möchte man am liebsten für sich behalten… Tja, das nennt man wohl Berufsrisiko. Eins war uns nicht bewusst, als uns der Tourismusverband der Olympiaregion Seefeld zur Recherchereise in ihre Ausflugsdestination einlud: Dass die Isar an ihrem Ursprung ein echtes Action- und Freizeitkleinod zu bieten hat – mit allen Rafinessen, die man zum Entspannen, Auspowern und Genießen braucht. Ein Urlaubsgeheimtipp, der (noch) einer ist.
Klar, als Münchner ist man schon auch irgendwie ganz schön stolz auf seine Stadtader – immerhin kann man mit ihr vor Nicht-Münchnern ziemlich gut prahlen. Hallo, wer hat bitte eine Surfwelle mitten in der Hometown?! Wie viele Feierabend-Helle haben wir schon am Isarufer getrunken?!… Mmh, besser nicht nachzählen. Fakt ist: Mit der Recherche zur Olympiaregion Seefeld werden wir neugierig. In Scharnitz bei Seefeld in Tirol, knapp zwei Stunden von München entfernt, hat unsere Stadtader ihre Quelle. Wie die wohl aussieht? Getrieben von der Faszination Isar steigen wir morgens um 8:30h ins Auto (in den Zug geht natürlich auch) – und kommen nach nicht einmal zwei Stunden und ohne lästige Baustellen, dafür dank herrlichem Landschaftspanorama ziemlich entspannt, an: Hallo Seefeld, wir sind bereit für deine Abenteuer!
Die Reise hat uns durstig gemacht. Wie gut, dass wir als erstes im Hotel Klosterbräu verabredet sind. Da steckt das Verspechen nach liquidem Genuss ja bereits im Namen. Und so treffen wir nicht nur den Bierbrauer des Hauses, Florian, sondern auch das erste Highlight unserer Reise: Ein kühles Saison-Helles mit satter Krone gebraut aus dem Quellwasser der Isar. „Der Geschmack ist darum so besonders, so klar, weil das Wasser noch ganz weich ist, wenn es direkt aus der Quelle kommt“, erklärt uns der junge Brauer, dem jeder Gast und Passant von der Straße aus bei seiner Arbeit im verglasten Braukeller zuschauen kann. Nach dem Welcome Drink der besonderen Art geht’s nach oben in die Lobby des Hotels.
Von dem Interieur des Familienhotels sind wir zugegeben ganz schön geflasht – edel und apart geht einher mit urig und gemütlich. Ein bisschen so, als wären wir bei Freunden zu Besuch, die ziemlich genau wissen, was gut ist und wie man das Leben genießt. „Genau so soll der Gast das auch empfinden“, sagt Alois Seyrling und lächelt zufrieden. Seine Familie betreibt das Hotel mit historischen Wurzeln seit Generationen. „Es ging uns immer schon darum, die Tradition auf die wir echt stolz sind ständig neu zu interpretieren. Der Gast soll sich rundum wohlfühlen. Dazu zählen nicht nur die Komponenten Genuss und Wellness, sondern auch Sport und Action.“
Vielschichtigkeit, und zwar das ganze Jahr über – genau das ist übrigens auch DER große Vorteil der Olympiaregion Seefeld, verrät uns Alois. Hiken, Biken, Klettern, Rafting oder Golfen, Ski und Snowboarden, Langlauf… Der junge Hotel-Chef ist nicht nur selber gerne in der Natur unterwegs, er nimmt auch immer wieder mal seine Gäste mit und zeigt ihnen die schönsten Fleckchen persönlich. Denn die Gastfreundschaft der Seefelder – und das erfahren wir auf unserer Recherchereise am eigenen Leib – ist außergewöhnlich, herzlich und ehrlich. Bevor wir aber zum aktiven Teil unserer Reise kommen, dürstete es uns nach ein wenig Erholung. Des Städters trubeliger Alltag will verdaut werden… Im Spa- und Wellnessbereich des Hotel Klosterbräu, den man übrigens auch als Nicht-Hotelgast besuchen kann, drehen wir erst eine Runde im Außenpool, schwitzen im Dampfbad und kühlen uns danach in einem der vielen verwinkelten Klostergänge ab, die rund um die acht Saunen als Ruheoasen dienen, mit einem selbstgezapften Klosterbier. Das kommt da einfach aus dem Zapfhahn an der Wand – der Knüller! Wir fühlen uns in etwa dem Himmel so nah, wie sich einst die Mönche gefühlt haben müssen. Spätestens hier hat uns der Chill-Mode also völlig erwischt.
Die typischen Souvenirshops, die man häufig in Touristenorten sieht, sind eher nicht so unser Ding. Mit freudiger Überraschung stellen wir aber fest, dass hier viele kleine Boutiquen, charmante Lädchen mit Handwerk und hübsche Gastronomien darauf warten, von uns entdeckt zu werden. Im bunten Treiben bleiben wir zunächst an einem lampionbehangenen Platz mit jungen Stores hängen: die Seifenamanufaktur hat’s uns angetan. So farbenfroh und duftend, da müssen wir zugreifen! Zack, schon haben zwei Seifen den Weg in unseren Mitbringselbeutel gefunden. Am Kutschenparkplatz noch die Pferde gestreichelt (Touren bieten die Kutscher nach Zeitplan aber auch individuell an), führt es uns in eine der kleinen Gassen mit Italienflair. Aperitivo? Klar, immer gerne! Wir stellen uns an ein Holzfass, das zum Delikatessenladen Schrägstrich zur Weinbar Plangger gehört und bestellen: „Due Vini! Ach sorry, zwei Gläser Rosé bitte!“ Verführerisch läuft die Bedienung immer wieder mit deliziös dreinschauenden Brotzeitplatten an uns vorbei. Aber wir bleiben stark. Denn schon ein Stündchen später sollen wir ein Mehrgang-Dinner bekommen.
Erst Bauernsüppchen und Salat, dann Fischfilet mit Rahmwirsing. Zum Abschluss hausgemachtes Himbeereis auf einem Joghurtspiegel – oh ja, das Warten hat sich gelohnt. Gemütlich lassen wir in unserer Unterkunft für die Nacht, Hotel Haymon, den Abend ausklingen. Für die Halbpension zahlt man in dem familiengeführten Haus einen fairen Preis. Auch hier könnten wir Saunieren, entscheiden uns aber stattdessen nach einem reichhaltigen Frühstück am nächsten Morgen zum aktiven Höhepunkt unseres Kurztrips: die E-Bike Tour zum Isarursprung. „Es gibt so viele Möglichkeiten sich in den Bergen auszupowern“, erzählt uns Hannes Norz, Inhaber des gleichnamigen Sportgeschäfts, wo wir uns die Bikes für je 35 Euro Tagespauschale ausleihen. „Aber das E-Bike ist momentan echt der Renner. Vor allem für Familien ist das eine super Möglichkeit, auch die höheren Berglagen zu erkunden. Weil so die Kleinen gut mitkommen.“ Wir sind gespannt. Und stellen tatsächlich schnell fest: selbst wenn verschiedene Fitnessgrade zusammen radeln, kommen alle auf ihre Kosten. Denn an unseren „Fullies“ lassen sich nicht nur die Gänge verstellen, sondern auch die Intensität des Motors – von Eco bis Turbo. Wer sich die Bergtour ganz Extremsportler-like ohne Hilfe geben will, schaltet einfach „off“.
Knapp zwei Stunden führt uns die Isarroute erst von Seefeld nach Scharnitz durch Wälder und dann mit gemäßigten aber stetigen Steigungen durch überragend schöne Natur. Als wir die Isar zum ersten mal an einer kleinen Brücke in Scharnitz erblicken, trauen wir unseren Augen kaum: so klar und türkis ist unser Münchner Kultfluss hier oben. In Verbindung mit den satten, grünen Bäumen und dem hellgrauen, fast weißen Stein, erschließt sich uns nach jeder Kurve ein neuer, großartiger Ausblick. So fällt es uns oft schwer, die Augen auf den Weg vor uns zu richten. Immer wieder kreuzen unsere Route Wanderer, Wildwasserkanuten und vor allem viele Tiere. „Fast ZU schön“, müssen wir zugeben. So viel Idylle sind wir Städter irgendwie gar nicht gewohnt. Außerhalb von München haben wir uns wohl noch nie so stolz gefühlt, Münchner zu sein. Und einen so traumhaft klaren Fluss wie die Isar zur Nachbarin zu haben.
Wir lauschen dem Plätschern der vielen kleinen Quellen, die die Isar schon wenige Kilometer weiter zum strömenden Fluss werden lassen. Und wir trinken einen Schluck vom Quellwasser. Da regt sich was – der Magen will ein Wörtchen mitreden. Gut, dass nur fünf Minuten hinter dem Flussursprung auf 1220 Metern Höhe die Kastenalm und mit ihr eine rustikale Brot- und Kuchenzeit auf uns wartet. Beschreiben lässt sich das kulinarische Hüttenerlebnis so, wie der Ton der Wirtin: Geradeaus, schnörkellos und ehrlich. Auf dem Rückweg runter nach Scharnitz halten wir noch einmal, bevor wir die letzte Bike-Etappe nach Seefeld und dann mit dem Auto nach München antreten: An der Alpaka-Hof von Familie Haslwanter-Egger gibt’s eine Kuscheleinheit. Mit den ulkig-flauschigen Vierbeinern im Arm nehmen wir Abschied. Von einem Urlaubs- und Ausflugsziel, dass sich wie kaum ein anderes gleichzeitig so weit weg wie „Urlaub“ und doch auch irgendwie nach „Zuhause“ anfühlt. Ob’s an der Isar liegt oder an der Gastfreundschaft wissen wir nicht. Was wir wissen: Seefeld, wir kommen wieder. Aber die Isar, die nehmen wir mit!
Wenn ihr die Olympiaregion Seefeld selber entdecken wollt: die Homepage des Tourismusverbandes bietet euch Infos zu Hotels, Sport- und Ausflugssmöglichkeiten, Karten und Routentipps zum Biken, Hiken und Co. sowie ganz viel Wissenswertes von der Anreise bis zum Wellness-Geheimtipp.