"get inked give life" by Junge Helden e.V. Das Tattoo, das Leben rettet

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Ja, da habt ihr richtig gelesen: Es gibt neuerdings ein Tattoo, das Leben retten kann. Als unsere Kollegin Sofia vor einigen Wochen unserem Geheimtipp-Team von der Organspende-Aktion „Opt-Ink“ erzählte, waren alle direkt Feuer und Flamme – eine Sache, die wir unbedingt unterstützen wollten. Indem wir uns selbst tätowieren, aber auch Münchner Studios dazu aufrufen, ehrenamtlich mitzumachen: Denn wer sich das Motiv stechen lässt, muss nichts dafür zahlen. Die Kampagne vom Verein Junge Helden e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema Organspende neu zu denken. Und ihm damit eine Plattform zu bieten. Dazu wurde ein Tattoo-Motiv entworfen, das eine Alternative zum klassischen Organspende-Ausweis darstellt. Eine sau gute Aktion, die sicher nicht nur bei uns im Team für Gespräche und Taten sorgt: Worum geht’s beim Thema Organspende überhaupt? Wie läuft das ab? Was bedeutet es genau, wenn ich mich für einen Ausweis bzw. das Tattoo entscheide? Zwei unserer Kolleginnen – Janina und Sofia – sind all diesen Fragen auf den Grund gegangen. Und haben sich letztendlich guten Gewissens unter die Nadel gelegt. Janina erklärt im Folgenden, wie sie beide die Aktion erlebt haben und welche Gedanken sie dabei bewegt haben.

Geheimtipp Muenchen Organspendeausweis 2 – ©fovito/stock.adobe
© fovito/stock.adobe

Vom Organspendeausweis zum Tattoo: Sofias und Janinas Beweggründe

Wir beide sind seit vielen Jahren Besitzerinnen von Organspende-Ausweisen. Ich selbst würde mich als irgendwas zwischen Atheistin und Agnostikerin bezeichnen und kann mir deshalb vorstellen, dass ich nach meinem Ablaufdatum eh nicht mehr allzu viel mitbekommen werde. Außerdem ist es für uns selbstverständlich, anderen Menschen zu helfen, wenn wir das Privileg haben, das tun zu können – da sind Sofia und ich uns einig. Seit einer ihrer besten Freunde an Leukämie erkrankt ist, ist sie mehr als jemals zuvor mit dem Thema Organtransplantation und Stammzellenspende konfrontiert. Seitdem setzt sie sich in ihrem Umfeld für Aufklärung ein. Die meisten Menschen kommen viel zu spät mit solchen Themen in Berührung. Viel zu viele Menschen sind auf Spenden angewiesen und gerade in Deutschland herrscht eine große Knappheit. Deshalb haben wir vor einiger Zeit begonnen für die Aktion von Junge Helden e.V. auf Tattoo-Studios in und um München zuzugehen und anzufragen, ob sie Teil von der Kampagne sein möchten.

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Sinn im eigenen Tod? – Welche Gedanken uns vor dem Tätowieren gekommen sind

Vielleicht noch ein Grund, der Sofia die Entscheidung so leicht gemacht hat: sie weiß schon lange, dass sie nach ihrem Tod verbrannt werden will. Also stellte sich ihr nie die Frage, was für Auswirkungen eine Organentnahme nach ihrem Tod für die Angehörigen haben könnte. Das gilt auch für mich: Ich will nicht unbedingt verbrannt werden. Aber ich weiß, dass ich auf keinen Fall unter der Erde umgeben von Würmern vor mich hin kompostieren möchte. Als mein Opa vor einigen Jahren gestorben ist und ich ihn im Sarg liegen sah, habe ich zwar seinen Körper gesehen, aber dieser wirkte auf mich wie eine leere Hülle, in der der Inhalt fehlt. Das hat mir nochmal verdeutlicht: der Mensch ist nicht sein Körper. Der Mensch HAT einen Körper und IST eine Seele. Und wenn die fehlt, kann ein vertrauter Mensch auf einmal fremd aussehen. Wenn ich also mit meinem leeren Körper Menschen, die auf Organspenden angewiesen sind, ein längeres Leben schenken kann, ist das für mich selbstverständlich. Und irgendwie lebt ein Teil von mir ja dann auch in diesen Menschen weiter. Was ein schöner und – egoistisch betrachtet – ein beruhigender und zufrieden stellender Gedanke, finde ich.

Selbstbestimmtheit über den eigenen Körper

Alle Entscheidungen, die den eigenen Körper betreffen, soll jeder nur von sich selbst und den eigenen Gedanken abhängig machen. Umso wichtiger finden wir persönlich es, dass alle Menschen die Entscheidung für sich treffen und es am Ende nicht an den Angehörigen hängen bleibt, eine solche Entscheidung in einer solch emotionalen Situation zu treffen. Für Sofia stand fest: sie möchte sich das Tattoo stechen lassen und sich dafür einsetzen, dass in München Tattoostudios teilnehmen. Damit das Thema mehr Sichtbarkeit bekommt. Denn nur so kann für mehr Aufklärung gesorgt werden: indem die Leute darüber sprechen. Und wer wird nicht ständig auf seine Tattoos und deren Bedeutung angesprochen?!

Zur Aktion: Opt-Ink by Junge Helden e.V.

Der gemeinnützige Verein Junge Helden e.V. hat mit „Opt-Ink“ eine tolle Kampagne ins Leben gerufen, um auf das Thema Organspende aufmerksam zu machen. Der Tättowierer GARA hat ein Motiv designt, das neben dem klassischen Organspendeausweis eine alternative Einwilligungsform darstellt, um sich als Organspender*in kenntlich zu machen. Das Tattoo ist so konzipiert, dass es sofort erkennbar und dennoch individualisierbar ist. Hier könnt ihr euch das Motiv anschauen, downloaden und im Optimalfall gleich stechen lassen.

Das Motiv symbolisiert das Geschenk des Lebens: ein Halbkreis ergänzt eine andere Hälfte und wird dadurch ganz. Zusätzlich kann man die Buchstaben O und D erkennen, was für „Organ Donor“ (dt. Organspender) steht. Das Design wurde so kreiert, dass es sich easy an den eigenen Stil anpassen und in bereits vorhandene Kunstwerke auf der Haut integrieren lässt.

Die gemeinnützige Organisation Junge Helden e.V. klärt seit 20 Jahren Jugendliche und Erwachsene über Organspende auf, vermittelt die rechtlichen Rahmenbedingungen und motiviert sie, ihre Entscheidung zu treffen und diese ihren Angehörigen und Freund*innen mitzuteilen. 

hard facts Aktuelle Organspende-Situation in Deutschland

Aktuell warten etwa 8.500 Deutsche auf eine Organtransplantation, rund 1.000 von ihnen werden die lebensrettende Spende nicht rechtzeitig erhalten. Während 84% der deutschen Bevölkerung angibt, ihre Organe spenden zu wollen, werden nur 0,001% tatsächlich Organspender*innen. Als „Junge Helden e.V.“ 2003 gegründet wird, gibt es im Land 1.100 Menschen, die ihre Organe gespendet haben. Knapp 20 Jahre später, sind es nicht einmal 870. Dabei reicht es, seine Einwilligung zur Organspende egal in welcher Form bei sich zu tragen.

 

Fazit nach dem Fakten-Check: Die Bereitschaft ist da, nur der Funke fehlt …

Wir sind schockiert. Mit diesen niedrigen Zahlen hätten wir wirklich nicht gerechnet. Uns ist bewusst, dass Organspende ein sehr persönliches Thema ist. Jede*r kann und soll nur das mit seinem Körper machen, was sich für einen selbst richtig anfühlt. Aber die große Differenz zwischen 85% und 0,001% zeigt, dass die Bereitschaft zwar da ist, vielleicht aber nur das letzte Fünkchen Motivation fehlt, sich wirklich einen Ausweis zu besorgen. Vielleicht – so unsere Hoffnung – kann die Tattoo-Aktion dafür sorgen, dass bei den vielen Menschen da draußen, die am Ende gerne spenden wollen, der Funke endlich überspringt. Und sie sich ein Organspende-Tattoo stechen lassen. So wie wir! Sofia und ich waren im Tattoostudio Hola Papaya im wunderschönen Glockenbachviertel und haben uns von der lieben Peshy tätowieren lassen. Nachdem wir Peshy auf die Aktion aufmerksam gemacht haben und sie wie wir Feuer und Flamme ist …

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Geheimtipp München in Action: Ein Bisschen „Aua!“ für den guten Zweck

Als wir bei unserer Suche nach einem passenden Artist auf Peshy und ihr Studio Hola Papaya gestoßen sind, wussten wir sofort, dass wir für unser Vorhaben DAS Perfect Match gefunden haben. Die Künstlerin sticht bereits kostenlose Diabetes- und Brustkrebs-Tattoos und spendet pro „normalem“ Tattoo einen Euro an den guten Zweck. In der Papaya ist jede*r willkommen. Peshy hat einen Safe-space kreiert und ermutigt ihre Kund*innen dazu, sich selbst genau so zu akzeptieren und zu lieben, wie sie sind. So wurden auch wir mit offenen Armen in der Boho-Oase empfangen: Beim Beratungsgespräch wie auch beim Stechen selber. Vielen Dank an Peshy, wir haben uns sehr wohlgefühlt und sind sichtlich happy über das Ergebnis! Wenn ihr mehr über die Papaya erfahren möchtet – stay tuned. Und schaut in der Zwischenzeit schon einmal auf der Website vorbei!

Angefixt? Hier kommen die FAQ zum Organspendetattoo!

Das Tattoo ist kein offizielles Dokument. Es ist jedoch eine Willenserklärung für die Organspende, über die die  Angehörigen Bescheid wissen sollten. Denn am Ende entscheiden meist sie über die Organspende. Deshalb ist es seeeehr wichtig, die Angehörigen über die eigene Entscheidung für die Organspende zu informieren.

Junge Helden arbeitet eng mit der medizinischen Fachwelt zusammen. Da jedoch meist die Angehörigen das letzte Wort haben, ist es essentiell, sie darüber zu informieren.

Dafür setzt sich OptINk ein. Das Tattoo kann angereichert werden oder in ein anderes Motiv eingebaut werden. Jedoch sollte das Basissymbol gut erkennbar bleiben. Die teilnehmenden Artists haben extra ein Toolkit von Junge Helden erhalten, das ihnen als Anleitung dient.

Was tun, wenn man sich doch dagegen entscheidet, die eigenen Organe zu spenden, aber das Tattoo nunmal da ist? Dann geht das natürlich auch. Wichtig: den Angehörigen Bescheid geben.

Na klaro. Hier auch wieder important: auf dem Ausweis dokumentieren und den Liebsten Bescheid sagen.

Nada! Alle Tattoo-Artists, die sich bei Opt-Ink registrieren, sind sich bewusst darüber, dass ihre Kund:innen für das Motiv nichts bezahlen müssen.

Auf der OptInk Website kannst du dich und dein Studio mit Mailadresse Co. registrieren. Und erfährst alle weiteren wichtigen Infos.