Faces of Minga #8 Mit Zinho auf der Leopoldstraße

Geheimtipp Muenchen Zinho Streetlove 18 – ©wunderland media GmbH

Kämpfen ist etwas, was der gebürtige Angolaner Miguel Sozinho schon in seinen jüngsten Jahren lernen musste: Seine Heimat war ein Kriegsgebiet, seine familiäre Situation nicht immer einfach. Er musste herbe Rückschläge einstecken; musste lernen, dass man nicht immer dazugehören muss, um außergewöhnliches zu erreichen und dass sich das Leben hin und wieder seltsame Wege sucht, um einen schlussendlich zu sich selbst zu führen. Heute steht er vor uns – als junger Mann, der unvergleichlichen Rhythmus im Blut, feurige Leidenschaft im Herzen und grenzenlosen Ehrgeiz in jeder Faser seines Körpers hat und der damit schon so weit gekommen ist. Ein facettenreicher Künstler, der durchs Leben tanzt, liebt was er tut und uns mit seiner Begeisterung ansteckt! Und der mittlerweile sogar seine eigene Urban Hip Hop Tanzschule eröffnet hat. 

Geheimtipp Muenchen Zinho Streetlove 2 – ©wunderland media GmbH
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Die Rwakka's ZINHO'S DANCECREW-FAMILIE

Urban Hip-Hop ohne Crew? Undenkbar! Zinho hat sich mit drei Freunden zusammengetan und erobert nun die Breakdance-Bühnen dieser Welt. Das Wort Rwakka hat seine Wurzeln im Kongodialekt und bedeutet „Könige“. Wie passend! Jeder der vier Tanzkönige hat seinen eigenen Künstlernamen: Rwakka Zinho (eine portugiesische Verniedlichung seines Nachnamens übrigens), Rwakka Haddi, Rwakka Poptight und Rwakka Souza. Machen sich übrigens auch ganz formidabel als Showact für eure nächste Veranstaltung. Wenn man dann mal wieder was veranstalten darf.

Best of both worlds

Als Zinho nach Deutschland kam, war gerade mal süße 6 Jahre alt: Er war ein stilles und doch neugieriges Kind, hat nicht nur die deutsche Sprache schnell gelernt, sondern auch wie man zwischen zwei grundverschiedenen Welten aufwächst. Im Alltag prasselten laufend neue kulturelle Eindrücke auf ihn ein, denen er sich anpassen muss; während er Zuhause versucht seiner Tradition treu zu bleiben und den Ansprüchen seiner Familie gerecht zu werden. Ein überlebenswichtiger Spagat, der zwar Kraft kostete, ihn aber auch zu dem gemacht hat, was er heute ist. Eine große Rolle dabei spielt für den weltoffenen Tänzer auch heute noch die Bedeutung seines Nachnamens: Sozinho bedeutet übersetzt nämlich „alleine“. Während sich ein anderer davon vielleicht runterziehen lassen würde, hat er es als Chance gesehen ­– alleine klar zu kommen hat ihn gestärkt und geprägt; hat ihn gelehrt, in sich zu gehen und Entscheidungen für sich zu treffen, die nicht immer ohne Gegenwind von externen Ratgebern abliefen.

Zinho zeigt Künstlersupport!  – ©wunderland media GmbH
Zinho zeigt Künstlersupport!
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Vom Nachwuchs-Boxer zum Profi-Tänzer

Zinho hat sein Tanzbein schon immer gerne geschwungen: Auf etlichen Familienfeiern war er ein geschätzter Entertainer, der für sein auffallendes Talent bewundert wurde. Trotzdem war es für ihn vorerst keine Option aus seinem Hobby einen Beruf zu machen – er träumte unterdessen lieber von einer aufstrebenden Karriere als medizinischer Lebensretter oder als (wait for it)… meisterlicher Shaolin-Mönch. Als er mit 14 Jahren zu einer Pflegefamilie in Heidelberg kam und sein Pflegevater ihm schweren Herzens den Wunsch erfüllte, sich in einer Boxschule anzumelden, folgte nicht zuletzt ein beachtlicher Landesmeistertitel. Man könnte als meinen, sein weiterer Karriereweg wäre damit in trockenen Tüchern (oder schweißnassen Handschuhen) gewesen – aber Pustekuchen. Seine Liebe zur Hip-Hop Kultur ließ ihn nicht los und so lernte er während seiner Ausbildung zum Sport- und Fitnesskauffman eine Urban Hip-Hop Szene kennen, die ihn so sehr faszinierte, dass er sie mehr oder weniger zu seinem Lebensmittelpunkt machte. Er begann zu unterrichten, wurde immer öfter als professionelle Showeinlage gebucht, gründete die Tanzcrew Streetlove und ging schließlich im Jahr 2010 zurück in seine geliebte Heimat München.

Hier gibt’s das ganze Interview auch auf die Ohren!

Von Bahnhofsbodenküssen & Bruchlandungen

Als er endlich wieder zurück war in seiner Lieblingsstadt, küsste er erstmal den hygienisch nicht ganz einwandfreien Bahnhofsboden ­– no joke. Heute muss er selber darüber lachen, damals war es für ihn fast wie eine Befreiung, denn er kam nicht ganz unvorbelastet zurück: Ein Burn-Out zwang ihn vorläufig dazu, einen Gang zurückzuschalten. Nachdem er sich freigetanzt- und gekämpft hat, fing er gemeinsam mit seiner Crew an, die ersten Events zu organisieren, bis dann im Jahr 2014 die Entscheidung folgte, eine eigene Tanzschule zu gründen. Und da stehen wir jetzt: In seinen eigenen heiligen Hallen, die er mit seinem Team täglich mit Leben, Lachen und Taktgefühl füllt.

Podcast Talk am Tag zuvor: in der Street love Dance Academy.  – ©wunderland media GmbH
Podcast-Talk am Tag zuvor: in der Street love Dance Academy.
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Wir lauschen gespannt Zinho's spannender Geschichte – bei jedem Satz hat er ein Lachen im Gesicht. – ©wunderland media GmbH
Wir lauschen gespannt Zinho's spannender Geschichte – bei jedem Satz hat er ein Lachen im Gesicht.
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Nischenfüller mit Potential

Um seine Passion für Urban Hip Hop an seine lernwilligen Schüler zu bringen, wählt er einen besonderen Weg: Statt ihnen eine schnöde Choreographie vor die Füße zu werfen, will er erstmal sehen, was sie schon können um dann mit ihnen gemeinsam eine Show zu entwickeln. Jeder darf sich einbringen, sich frei bewegen und wird in kein Muster gepresst: „Sowas gab es in München noch nicht ­– eine Schule, die sich wirklich auf Freestyle konzentriert!“ Wer in seine Fußstapfen tanzen will und eine Karriere als Künstler anstrebt, der muss vor allem eins sein: Ehrgeizig. Als Kunstschaffender bietest du ein Teil von dir an, also etwas sehr persönliches – „das kann dich kaputt machen, wenn du Ablehnung erfährst; es kann dich aber auch unendlich frei machen!“ gibt Zhino zu Recht zu bedenken. Für ihn ist Streetlove keine Solo-Karriere sondern eine Marke, die sich stetig weiterentwickelt und bei der jeder mithilft. Es ist fast wie ein Hausbau: Jeder gibt sein Bestes, weil er schließlich selbst mal einziehen will. Verlässliche Partner und ein treues Team? Gehören zum Erfolgsrezept. Aber bevor man sich wirklich selbstständig macht, rät Zinho ganz klar: „Macht erstmal die Schule fertig!“

Und weil’s so schön ist: Zinho als Teil unserer Stadtpoesie!

The Greatest Showman und seine Hood

Das er München wirklich liebt, hat er nicht zuletzt mit seinem Bahnhofskuss bewiesen! Die typischen Vorurteile (ihr wisst schon: snobby, spießig und all die anderen netten Dinge, die man sich so sagt) findet er grundsätzlich völlig unberechtigt – nur was die Hip-Hop Szene angeht, könnte seiner Meinung nach noch viel mehr passieren. Für viele ist es eine Subkultur, die durch die immer noch recht konservative Bayerische Ordnung nicht genug Raum hat an die Oberfläche zu kommen ­– stattdessen wird sie versteckt und klein gehalten. Vielleicht aus Angst Mainstream zu werden? Oder aus der Befürchtung nicht akzeptiert zu werden? Was auch immer es ist: Zinhos Mission ist es, etwas zu verändern! Und wir sind uns ziemlich sicher, dass er das auch schaffen kann. Denn seine Tanzfläche ist mittlerweile der Großstadtdschungel, sein Zuhause das Tanzstudio. Und wenn er zwischendurch mal durchatmen muss, dann geht er durch das bunte Lichtermeer in der Leopoldstraße – nachts um halb 2.

Wenn man eine Kunst festhält, ist sie nicht lebendig!

Miguel Sozinho

Danke, Zinho! Für das tolle Gespräch, deine Offenheit & all die Inspiration!  – ©wunderland media GmbH
Danke, Zinho! Für das tolle Gespräch, deine Offenheit & all die Inspiration!
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Corona? Wir tanzen trotzdem!

Wenn ihr jetzt direkt loslegen wollt das Tanzbein zu schwingen, dann schreibt doch einfach mal eine Mail an die Streetlove Dance Academy um die verschiedenen Möglichkeiten abzuchecken. Die Kurse werden auch online via Zoom abgehalten. Oder ihr wartet noch ein bisschen, bis ihr Zinho dann persönlich treffen könnt!

Andere inspirerende Münchner Kindl kennenlernen? Könnt ihr haben!