Klar, Wein ist immer die richtige Antwort! Wenn Ihr ihn aber in der Weinbar Griabig trinkt, dann könnt ihr gar nichts mehr falsch machen. Denn die „jungen Wilden“ vom avantgardistischen Restaurant „Gesellschaftsraum“ haben wieder all ihren kreativen Mut zusammen genommen und mitten in der Altstadt eine herrlich entspannte „Bayerische Weinbar“ geschaffen.
Der Name „Griabig – Einfach trinken“ ist Programm. Wer dem Bayerischen nicht so mächtig ist, dem sei gesagt, dass Griabig auf Hochdeutsch sowas wie „gemütlich“ bedeutet. Und dazu muss natürlich auch die Einrichtung passen. Vorher hat in diesen Räumlichkeiten das gegenüberliegenden Hofbräuhaus Trachtenmode an Touristen verscherbelt. Der Griabig-Besitzer, Spitzenkoch Bernd Arold hat viel von diesem urbayrischen Inventar übernommen – und ganz urban interpretiert. Bayrisches Ambiente richtig modern aussehen zu lassen, und dabei die Gemütlichkeit nicht zu verlieren, das ist wohl die Königsdisziplin in der Innenarchitektur. Aber das wurde bravurös gemeistert!
Mittels viel Gehirnschmalz und Handarbeit sieht es bis aufs letzte Detail nun so aus, als sei alles durch einen wunderbaren Zufall ganz harmonisch zusammengewürfelt worden. Allein die liebevoll gestalteten Toilettenräume lohnen schon den Besuch. Und nicht nur das: Auch die bayrische Küche ist von den Renovierungsmaßnahmen nicht verschont geblieben. Zum Glück! Adieu zur Schwere, Bonjour zur Frische. Käsebrotzeit oder Schweinsbratensalat findet ihr auf der kleinen Speisekarte, die sich mit stetiger Regelmäßigkeit ändert. Dadurch könnt ihr in einem neo-bayrischen Ambiente zum Wein bayrische Klassiker geniessen – und es fühlt sich wahnsinnig modern und lässig an.
Ja, Bier gibt es hier auch. Aber vor allem Wein. Auch wenn Ihr Euch einen Sommelier nicht unbedingt so vorstellt: Der immer lächelnde und tätowierte Mann hinter dem Tresen, Holger, hat diese Berufsausbilung und echt Ahnung von Wein. Er setzt bei den angebotenen Weinen auf kurze Wege: Die meißten von der Karte kommen aus Deutschland und Östereich. Große prestigereiche Namen werdet Ihr nicht finden, denn Holger hat eine Vorliebe für kleine Weingüter, wo der Wein ganz ohne große Marketingmaschinerien im Rücken gemacht wird – dafür aber ganz traditionell mit viel Handarbeit und Liebe. Und das ist etwas, was Euch auch zu Gute kommt: Geschmacklich natürlich -aber auch preislich. Daher gibt es ein Glas Weißwein auch schon für sympathische 3 Euro – und wenn Euch nach „Mehr“ ist – den höheren Zahlenbereich findet ihr auf der Weinkarte natürlich auch.
Das Essen läuft nach dem gleichen Prinzip: regional und handgemacht. Die Zutaten legen keine langen Wege zurück, die Hersteller kennen sie persönlich – wie den Opa Alfred, der den Presssack macht. Was sich auf der „Brotzeitkarte“ tummelt, erklärt Köchin Anna im tiefsten Niederbayrisch so: „Bayrische Küche zum Niederknien und das, was mir eben so einfällt“. Und weil Anna im „Gesellschaftsraum“ ausgebildet wurde, fällt der so Einiges ein: Das „Kleine Brotzeit“ kommt eben auch mit einer Hopfenbutter und das kostet 6,90 Euro. Dass wir ganz erstaunt sind, weil sie einen ganzen Tag in der Küche steht – nur für ihre „Schlutzkrapfen“ verwundert sie wiederum. Aber dann erklärt sie, dass diese Südtiroler Ravioli das eben einfach an Zeit bräuchten. Schliesslich müssen sie auch Annas nicht gerade niedrigen Anspruch erfüllen: Sie will dass ihre Gäste ihr Essen noch ewig in bester Erinnerung haben.
Und wenn man dann auf einem Schemel oder an der Bar seinen Wein trinkt und das kunterbunt gemischte Publikum anschaut, dann merkt man schon, dass hier keiner vor dem Besuch angestrengt Weinfibeln pauken muss, dass Stoffservietten, steife Menüs und kühles Mobilar einfach Fehl am Platze wären. Das Griabig ist eben der Ort, wo man einfach ganz entspannt seinen Feierabendwein geniesst. Denn: „Wein soll einfach Spaß machen“ – so sieht Holger das – und ja! Genau das macht der Wein hier auch.