Ganz großes Theater braucht nicht viel. 15 Quadratmeter und 17 Klappstühle reichen locker. Das zeigt das Zimmertheater Mathilde Westend in der Gollierstrasse seit fast zehn Jahren. Allerdings braucht es dafür auch eine Frau wie Theresa Hanich, die als Theater und Filmschauspielerin den Theaterbetrieb komplett in die Hand nimmt – und natürlich eine Menge Mut. Entstanden ist so ein Unikat – jenseits von Prunk und Protz – wo Theater einfach wunderbar menschelt und ans Herz geht.
Entweder man sitzt im Theater Mathilde in der ersten oder in der zweiten, maximal in der dritten Reihe. In der ersten ist Vorsicht geboten – muss man doch darauf achten, den Schauspielern kein Bein zu stellen. Aber so ist das eben in einem Theater, das in Sachen räumliche Größe von den meisten WG-Zimmern in die Tasche gesteckt wird. Dafür erlebt jeder Besucher in dieser besonderen Location das Theaterspiel aber wortwörtlich hautnah. Das alles war so eigentlich nie geplant, sondern ist eher eine klassische Tugend, die Theresa Hanich aus der Not gemacht hat. Und zwar als sich ihre Tourneetheatergruppe vor einigen Jahren trennt und sie auf einmal mit einem unbenutzten Raum im Westend dasteht.
Aus der Not heraus entwickelte sie ihre eigene Mini-Bühne innerhalb weniger Jahre zu einer festen Institution der Münchner Theaterszene. Stolz kann Theresa nun berichten, dass Ihr Theater eine Auslastung von 98 Prozent hat – also eigentlich immer ausgebucht ist. Dafür musste sie neben all den Theater- auch in andere Berufsrollen wachsen: Heute ist sie nicht nur Schauspielerin, sondern auch Regisseurin, Bühnenbildnerin, Maskenbildern, Intendantin sowie Marketing- und Pressefrau in einem – und irgendwie auch noch viel, viel mehr. Aber genau das mache für sie den Reiz aus, erzählt uns Theresa mit glänzenden Augen.
Und so sucht sie auch immer die passenden Stücke aus. Alle Stücke eint, dass sie von Frauen geschrieben wurden. Das Ensemble besteht meist aus Theresa. Punkt. Aber manchmal auch noch aus ein oder zwei zusätzlichen Personen. Trotzdem können die Stücke dieses weiblichen Literaturtheaters nicht groß genug sein. Ebenso wie die Schauspieldarbietungen, die uns im Publikum aus solch einer besonderen Nähe nochmal mehr Gänsehaut beschert. Es offenbart sich uns der Charme vom Mathilde-Westend: Wenn nämlich der 700-Seiten-Roman in 90 Minuten mit zwei Personen auf wenigen Quadratmetern Bühne inszeniert wird, muss vieles anders laufen als in „typischen“ Theatern. Da fungiert die Haustür als Requisite, der Kostümwechsel passiert ein paar Zentimeter vom Zuschauer entfernt. Es ist alles eben viel intimer – die Emotionen der Schauspieler berühren viel direkter und selbst auch die der anderen Zuschauer nimmt man unmittelbar mit auf. Im Mathilde Westend schauen sich die Zuschauer nämlich auch an. Ach, es ist uns ein wenig magisch zumute, als wir da so in der ersten Reihe sitzen… Diese kleine Reise in diese ganz besondere Kulturlocation können wir euch also einfach nur empfehlen. Es gibt so wenig Räume in München, die grundsätzlich „nur“ aus den zwei Hauptzutaten erbaut wurden: Phantasie und Kreativität. Und diese Rezeptur trifft uns eben immer direkt ins Herz.
…zum aktuellen Programm findet ihr auf der Website vom Mathilde Westend. Hier könnt ihr außerdem auch direkt eure Karten kaufen.