Wir gucken auf die Uhr, der Feierabend ruft – und damit auch das neue italienische Ristorante Casa Nostra, das erst Anfang Juni seine Pforten für uns öffnete. Gut für uns: Wir müssen quasi nur vom Schreibtisch aus der Türe fallen und schon stehen wir vor dem Schanigarten, der es sich an der Schleißheimer- Ecke Gabelsbergerstraße gemütlich gemacht hat. Seit Wochen beobachten wir die zahlreichen Menschen, die entweder das Glück hatten, einen Tisch zu ergattern und bereits freudestrahlend die Karte studieren oder aber noch geduldig versuchen, sich jemandem vom Team zu schnappen, damit sie auch ohne Reservierung ein Plätzchen bekommen. Und da es ja meist ein fabelhaftes Indiz ist, wenn vor und in einem Lokal reger Betrieb herrscht, packen wir den Feierabend jetzt also beim Schopfe und machen uns auf den Weg zu unseren neuen Nachbarn.
Klar – wir haben natürlich nicht reserviert. Wer hätte da auch drauf kommen können an einem Donnerstagabend. Manchmal braucht der Mensch aber eben auch ein kleines bisschen Glück (und Charme) und so bekommen wir noch einen Tisch im Schanigarten zugewiesen, – mag vielleicht daran liegen, dass Petrus Regen ankündigte und wir einige der wenigen Mutigen waren, aber das lassen wir jetzt einfach mal so stehen. Für uns steht fest: Erst mal einen Drink. Wir entscheiden uns für Italicus Spritz mit Bergamotten Likör, Prosecco und Cerignola Olive und einen Lillet Vivel, der mit Schweppes Indian Tonic, Ramazzotti Rosato und Limette gemixt wird. Nichtsahnend, dass der Abend noch ein langer wird…
Kaum niedergelassen, wollen wir uns unbedingt erst mal ein Bild von innen machen – Berufskrankheit muss man dazu sagen. Da wir noch früh dran sind, haben wir Zeit, die vielen ausgeklügelten Details der Modern Italian Eatery in Ruhe zu bewundern, – zu der nicht zuletzt die klare Designsprache zählt. Als Erstes fällt uns das Lichtspiel ins Auge, in das der Raum gehüllt wird: Von außen fällt noch Tageslicht herein, die Decke und einzelne Sitzelemente und Regale bilden einen gelungenen Kontrast zum hellen Holzboden und dem durchdachten Lichtkonzept. Trés chic – und dennoch strahlt der Raum eine angenehme Ruhe aus, in der wir gut und gerne stundenlang versinken wollen. Das Herzstück – die elegant geschwungene Bar, die dank der gelungenen Kombination aus Holz und Messing eine starke Wirkung auf den Rest des Raumes hat, – fügt sich mit den weichen Samtmöbeln in gedeckten Farben, den imposanten Naturfliesen, den geschickt platzierten Pflanzen und den farbenfrohen Deko-Elementen perfekt ins stimmungsvolle Interieur-Konzept. Ja, aber Moment mal, was läuft denn da an uns vorbei? Es duftet wie Pizza, sieht aus wie Pizza… Es muss Pizza sein! Genug bewundert, schnell zurück zum Platz und volle Konzentration auf das Besänftigen unseres knurrenden Magens.
Ja, da geht die Problematik jetzt los: Vorspeise oder nicht, Pizza oder Pasta, Wein oder Cocktails – das sind hier die wirklich wichtigen Fragen. Wir entscheiden uns aufgrund einer ausgeprägten Vorliebe für Arancini für die Antipasti Alla Casa Nostra Verdure für zwei Personen und im Anschluss schweren Herzens für die Tagliatelle al Tartufo und die Zucchini-Spaghetti Cremoso. Warum schweren Herzens? Na, weil wir nicht auch noch eine Pizza bestellen können – das würde sogar unseren trainierten Magen ausschalten. Neugierig und ein bisschen neidisch linsen wir auf den Teller am Nachbartisch, von dem uns die Pizza Campo di Fiori mit Kürbiscreme anlacht. Hat sie uns gerade zugezwinkert? Nächstes Mal, versprochen.
Das Getränkeproblem behoben (es gibt natürlich Cocktails), haben wir auch schon unseren ersten Gang vor uns. Und diese Arancini müssen sich definitiv nicht verstecken – da würde sogar die italienische Nonna dem Koch einen anerkennenden Schulterklopfer zugestehen! Kombiniert mit den liebevoll angerichteten Beilagen steigert sich unsere Vorfreude auf die Hauptspeise ins Unermessliche. Zurecht: Ein wenig skeptisch beim Anblick der Portionsgrößen (unsere Augen waren mal wieder größer als der Rest), müssen wir bei der Hälfte ungefähr feststellen, dass die Küche hier alles richtig gemacht hat. Sowohl beim Geschmack – als auch bei der Menge! Wir sind pappsatt und widmen uns dem Nachtisch. Allerdings nur gedanklich, es passt wirklich nichts mehr rein. Außer: einem liquiden Dessert. Unser Lieblings-After-Dinner-Drink, der Espresso Martini, wird hier neu interpretiert und wird zum Buongiorno Martini – einer Komposition aus Vodka, Espresso Likör, Ramazzotti Creme, Espresso und (aufgepasst!) Kardamom. Wieder wach, entschließen wir uns noch, den ein oder anderen Drink auszuprobieren. Und so reden wir bis die Ausgangssperre uns einen Strich durch die Rechnung macht, unter den sanften Lichtern der großen Glühbirnen des Casa Nostra, während der Regen leise auf das Schanigarten-Dach prasselt… Ach Feierabend, wann kommst du wieder?