Dieses Essen, dieses Flair, diese Gastfreundschaft! Ein Abend im persischen Restaurant Tahdig sorgt nicht nur für ein unvergessliches Geschmackserlebnis, sondern garantiert auch für gute Laune. Eins vorab: Wir kamen als neugierige und gingen als zufriedene Gäste. Den Geschmack der feinen Gewürzkombinationen noch auf der Zunge, war uns schon beim Rausgehen klar: Das war nicht unser letzter Besuch im Tahdig. Das nächste Mal wird’s ein Samstag! Warum, erfahrt ihr gleich…
Das Tahdig empfängt uns mit einem hellen Bistrobereich. Bevor wir realisieren, dass das nicht einmal annähernd die ganze Location ist, begrüßen uns Ali Shahian und seine Schwester Sarah Khosroshahian-Peric mit ganz viel Herzlichkeit. Ali führt uns direkt in den hinteren Teil, das Restaurant. Das persische Ambiente springt sofort auf uns über: Orientalische Einrichtungselemente, persische Musik und ein Geruch, der die auf uns wartenden Köstlichkeiten erahnen lassen. Ali nimmt sich umgehend Zeit für uns und erzählt: Seit Eröffnung ist die Resonanz der Gäste durchweg positiv. „Der Gedanke, ein persisches Restaurant aufzumachen, war bei uns immer präsent. Warum also nicht das machen, worüber man seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Familie spricht?!“, sprudelt es aus Ali heraus.
13 Jahre lang führten er und sein Bruder gemeinsam mit ihrem Partner Ferry das Café Mozart am Sendlinger Tor. Mit dem Tahdig begann eine neue Ära. Dank Mund-zu-Mund-Propaganda war bereits damals bei der Eröffnungsfeier einiges los im Tahdig – und das, obwohl es quasi unter dem Radar eröffnete. Insgesamt können 70 Gäste im Tahdig Platz finden. Im Sommer gibt’s auch die Möglichkeit, die authentischen Speisen aus dem Iran im Freien auf der Terrasse zu schlemmen. Ali und seine Geschwister kommen ursprünglich aus der iranischen Hauptstadt Teheran. Auch das Küchenteam stammt aus verschiedenen Regionen Irans, sodass jeder seine ganz speziellen Inspirationen und Einflüsse einbringt.
Klingt alles sehr vielversprechend und unsere Vorfreude auf die iranischen Speisen steigt. Der Blick auf die Karte tut sein Übriges. Ali erklärt uns: Grundsätzlich wird zwischen Schmorgerichten und Grillspezialitäten unterschieden. Gerade die Iraner kämen oft wegen der Grillspezialitäten, da die zuhause eher schwierig zuzubereiten sind. Die richtige Zubereitung sei eine Kunst für sich, bei der selbst Ali noch das ein oder andere Verbesserungspotenzial bei sich feststellen könne. Er grinst: „Da muss ich noch Einiges lernen.“ Aber er selber steht im Thadig ja auch nicht in der Küche…
Die Schmorgerichte, die die Küche verlassen, sind sogenannte Slow Food Gerichte, bei denen die verschiedenen Aromen der Zutaten – wie Kräuter, Fleisch oder Früchte – erst durch langes Garen miteinander verschmelzen. Aufwendig in der Machart, aber für Ali nicht von der Karte wegzudenken. „Wir haben leider häufiger feststellen müssen, dass Schmorgerichte auf vielen persischen Speisekarten fehlen. Das hat uns enttäuscht. Wir wollten es anders machen.“ Das Thadig möchte dagegen die Vielfalt der verschiedenen iranischen Regionen zeigen. Und wir Gäste können uns über viel Neues für unsere Geschmacksnerven freuen.
Unsere absoluten Favoriten unter den Vorspeisen: Die nordiranische Spezialität „Mirza Ghasemi“ aus gegrillter Aubergine, Ei, Tomaten und Knoblauch sowie das „Kal Kabab“, eine Paste aus gehackten Walnüssen, Aubergine, Granatapfelmark, Minze und Basilikum. Alles serviert mit frischem Brot, das im hauseigenen Lehmofen gebacken wird (davon dürfen wir uns mit einem Blick in die Küche selbst überzeugen). Als Hauptspeise probieren wir dreierlei Schmorgerichte und eine Lamm-Grillspezialität. Besonders die Schmorgerichte haben es uns angetan – unser persönliches Highlight: In einer feinen Walnuss-Granatapfelmark-Sauce geschmorte Rindfleischbällchen („Fesenjan“). Alles serviert mit luftig-lockerem Basmatireis und Tahdig, der typischen Reiskruste.
Wörtlich übersetzt: Reiskruste. Dass diese extrem beliebt bei den Iranern ist und in unzählig verschiedenen Varianten hergestellt wird, war uns neu. Ist aber so! Die goldbraune Kruste entsteht während des schonenden Garvorgangs am Topfboden. Außergewöhnlich: Die Kruste ist auch pur genießbar und wird im Tahdig als Begleiter zur Grillspezialität serviert. Eine spannende Kombi!
Zum Abschluss trinken wir noch das persische Getränk „Sharbat Sekanjebin“ mit Essig-Honigsirup, Gurke und Minze. Sehr erfrischend und außergewöhnlich! Ali, seine Schwester und auch sein Schwager Bozo kommen immer wieder bei uns am Tisch vorbei, fragen nach unserem Wohl und erzählen uns etwas zu den vielen Köstlichkeiten. Und genau das verstehen wir unter guter Gastfreundschaft: Offene, authentische Gespräche, und das, obwohl das Tahdig an diesem Abend gut besucht ist. Warum wir nun ausgerechnet am Wochenende wiederkommen wollen? Weil es dann das Special gibt: Abgusht („Der Saft des Fleisches“), ein im Tontopf zubereitetes Schmorgericht mit Lammfleisch, Kichererbsen, Bohnen, Kartoffeln und Tomate. Dabei werden zuerst Brühe und Brot separat serviert. Der Gast selbst zerkleinert das Brot, wirft es in den Topf und stampft es zusammen mit dem Rest. Hört sich ziemlich außergewöhnlich an, das müssen wir einfach probieren!