Jeder hat seine ganz persönliche Leibspeise, seinen ganz persönlichen Biss zum Glück. Und bei jedem ist diese Leibspeise an individuelle Faktoren geknüpft: Das geht los beim simplen Geschmack eines kulinarischen Genusses und geht bis hin zu unvergesslichen Erinnerungen, die wir mit einem bestimmten Gericht verbinden. An Orte, an Lebensabschnitte, an die Menschen, mit denen wir zum ersten Mal ebendieses Schmankerl genossen haben. Und dann gibt es Menschen wie Cihan Anadologlu. Bei ihm sind all diese Faktoren miteinander verschmolzen und sind zu einer Leidenschaft für eine deutsch-türkische Spezialität geworden, die schon längst zu einem unverzichtbaren Teil unserer facettenreichen Gastrolandschaft geworden ist: der Döner.
Der herzliche Gastgeber ist in Giengen aufgewachsen und hat (nicht nur aber auch) dank seiner türkischen Wurzeln schon in seiner Kindheit ein Faible für das herzhaft gefüllte Brot gehabt – ganze 35 Kilometer Richtung Ulm sind seine Eltern mit ihm gefahren, um seinem Lieblingsladen regelmäßig einen Besuch abzustatten. Von Giengen ging es dann aber nicht nur nach Ulm, sondern einmal um die ganze Welt. Der Feingeist schlug schon früh einen gastronomischen Weg ein, machte sich von New York über London bis nach Hongkong einen Namen. Dabei war aber nicht immer der Döner im Fokus, sondern erst mal sein ausgezeichnetes Händchen für perfekte Drinks. Er arbeitete lange Zeit für und mit Charles Schuhmann, kreierte extravagante Cocktails für die Oscars, schrieb eine Bar Bibel und machte sich mit seiner Bar „Circle“ in seiner Lieblingsstadt und Wahlheimat München selbstständig. Begleitet wurde er dabei von seinem Ehrgeiz, seiner Offenheit, seinem Perfektionismus, seinem Sinn für das Besondere und – als Resultat – dem Erfolg.
Aber jemand wie Cihan bleibt nicht stehen, – der will mehr. Mehr entdecken, mehr erleben, mehr bewegen. Also widmete er sich seiner kulinarischen Jugendliebe, dem Döner, und machte es sich zur Mission, dem Döner aus dem schnöden Fast Food-Kokon zu helfen und ihn zu einem qualitativ hochwertigen Geschmacksträger auszubilden, – was keinesfalls heißen soll, dass er die anderen Döner der Stadt verschmäht. Er sagt ganz klar: „Ich bin nicht besser – nur anders.“ Anders heißt: Er fährt jeden Morgen zum Großmarkt, sucht sich seine San Marzano Tomaten und seinen Batavia-Salat selbst aus, fermentiert den schwarzen Knoblauch, schneidet seine Zutaten höchstpersönlich millimetergenau, bietet selbstgemachte Saucen an und kreiert exotische Döner-Rezepte, die fernab von 08/15 sind. Klar, den Klassiker gibts bei ihm auch – und wenn sich jemand an einen Döner mit Mango-Chutney und Schafskäse traut und am Ende doch nicht überzeugt ist (können wir uns aber kaum vorstellen), dann macht der Chef ihm eben den guten alten Klassiker. So einfach kann’s sein.
Der Titel ist natürlich kein Zufall – Cihan hat nämlich nicht nur Bücher über Drinks geschrieben, sondern auch ein Buch über Döner. Sein Beststeller „Einmal mit alles“ erzählt nicht nur seine eigene Geschichte, sondern enthält auch spannende Tipps rund ums Dönerwissen, seine kreativen Rezepte zum Nachmachen, seine Lieblingsläden in Deutschland und der Türkei und viele weitere Überraschungen. Lesetipp! Und Nachmach-Tipp.
Jaja, wir haben es alle gelesen. „Ein Döner für 35 €? What?“ Ja, diesen 35 € Döner gibt es bei Cihan auch – allerdings nur streng limitiert auf 5 Exemplare pro Tag und hauptsächlich, um seine Liebe zu Japan auszudrücken. Ansonsten erwartet euch bei Cihan Döner ein facettenreiches Sortiment mit einem fairen Preis-Leistungsverhältnis. Frische Zutaten, hochwertiges Fleisch und mit Liebe gemacht!
Der passionierte Gastronom überrascht – mit einem Ort, der sogar für ein erstes Date durchgehen könnte (zumindest, wenn ihr eine coole Socke ausführt), der die Bodenständigkeit eines traditionellen Dönerladens aber keinesfalls verloren hat. Ob so ein Konzept auch anderswo funktioniert, fragen wir uns. „Ja!“, – sagt er ganz klar. „In jeder Stadt. Nur nicht in Berlin.“ Naja, die Berliner halt. Ist für uns aber auch voll okay, wir freuen uns ja, wenn Cihan uns in unserer Lieblingsstadt erhalten bleibt. Apropos Lieblingsstadt. Wir treffen Cihan – wenn er nicht gerade am Dönerspieß steht – am ehesten auf einen Drink bei seinem alten Freund Charles im Schuhmanns; in den heiligen Hallen der Pinakotheken (da ist er aber lieber für sich, also verraten wir das niemandem) oder an den sonnigen Stufen des Friedensengels. Da hat er dann noch eine kleine Anekdote für uns: „Nach meiner erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung habe ich mir eine Flasche Cristal Champagner gekauft und die ganz alleine am Friedensengel aus einem Pappbecher getrunken. Ich bin von einem Gienger zu einem Münchner geworden – und ich bin sehr stolz drauf!“ Da ist sie wieder, die gesunde Mischung aus Extravaganz und Bodenständigkeit, die wir an Cihan schätzen. Und wir finden: Stolz sein kann er zurecht! So, wir müssen uns jetzt wieder dem Döner des Monats widmen, der hier vor uns liegt und verdammt verführerisch duftet. Unsere Empfehlung: Selbst probieren. Eure Geschmacksknospen werden es euch danken.