Was eine Stadt lebenswert macht? Zum einen die unendlich erscheinende Auswahl an Möglichkeiten. Sei es im Bereich Essen und Trinken, Kultur, Architektur oder Mode – 24/7 steht uns ein breites Angebot zur Auswahl. All diesen wunderbaren Dingen voran ist es aber die unerschöpfliche Vielfalt an Menschen, die in diesen Ballungszentren aufeinandertreffen. Wir alle Leben und Erleben München gemeinsam, prägen das Stadtbild Tag für Tag, Nacht für Nacht. Und wir alle leben unterschiedlich. Manche in schicken Altbauten, familienfreundlichen Wohnsiedlungen, urigen Häusern, kunterbunten Wohngemeinschaften oder eben auf der Straße, ohne festes Dach über dem Kopf und Klingelschild an der Türe. Unsere menschlichen Bedürfnisse sind dieselben: Essen, Trinken, Schlafen und Kleidung sowie das Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt. Mit der angehängten Liste zeigen wir sieben Anlaufstellen, die obdachlosen Menschen einen Ort der Obhut bieten; sie mit Speisen und Getränken verpflegen; ihnen wärmende Kleidung spenden und ihnen dank dem Engagement vieler Vereine, Institutionen sowie ehrenamtlichen Helfern Zeit für Austausch und Kommunikation schenken. Wir meinen, es ist eine schöne und willkommene Abwechslung etwas zurückgeben – selbstlos zu sein. Und paradoxerweise fühlen wir uns nach dem Schenken ja meist reicher als zuvor…
Abends ist vielerorts die Zeit, an der die Familie nach individuellen Alltagsgeschichten wieder zueinanderfindet – am bestückten Esstisch mit viel Gesprächsstoff im Gepäck. So ähnlich ist es auch bei Menschen, die ohne festes Dach über dem Kopf leben. Viele teilen sich ihre Schlaf- und Lagerplätze und schaffen sich damit einen gemeinschaftlichen Raum. Genau diese Standorte peilt der Kältebus München an. Er liefert abends zwischen 19 und 23 Uhr warme Speisen und Getränke sowie Hygieneartikel und Schlafsäcke aus und unterstützt Hilflose dabei, ihren Lebensrhythmus zu bewältigen. Die Routen führen den Bus, der von ehrenamtlichen Helfern gelenkt wird, quer durch die Stadt. Sofern ihr jemanden kennt oder jemanden kennt, der jemanden kennt, der auf das Angebot des Kältebus Münchens zugreifen will, schreibt eine Mail mit dem jeweiligen Platz – Helfer*innen kümmern sich dann um die Verpflegung. Geldspenden fördern diese Initiative – hier könnt also auch ihr helfen. Mehr über das Schaffen und Wirken des Kältebus Münchens erfahrt ihr auf der Website.
Direkt am Hauptbahnhof München liegt das Hauptquartier der Bahnhofsmission, – ein Anlaufpunkt für alle Menschen. 24 Stunden, 365 Tage im Jahr. Kostenlos können hier Hilfsbedürftige im Aufenthaltsraum einen wärmenden Tee trinken, sich mit geschulten Sozialarbeitern über Wohnen und Arbeit unterhalten oder mit FSJ-lern oder Praktikanten hemmungslos quatschen. Die Bahnhofsmission ist das Produkt der katholischen und evangelischen Kirche, das in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn Stiftung sowie der Deutschen Bahn steht. Egal welche Anliegen Hilfesuchende beschäftigen, die Türen am Gleis 11 sind allzeit geöffnet.
Das Evangelische Hilfswerk schafft mit der einen Ort, an dem obdachlose Menschen ihren Tag verbringen können und zusätzlich von Streetworkern versorgt werden. Zum Beispiel verteilen sie Schlafsäcke, Hygieneartikel, Kleidung sowie Nahrungsmittel. Die Ausgabe dieser essenziellen Dinge soll sicherstellen, dass die Bedürftigen an ihren Schlafstellen bleiben können, – selbst wenn die Temperaturen unter die Minusgrad-Schwelle rasseln. Mitarbeiter*innen des Evangelischen Hilfswerk stellen neben der Station Teestube „komm“ auch eine Sozialberatung bereit und unterstützen bei Straffälligkeits-, Schulden- und Misshandlungsfällen.
Die ehrenamtliche Einrichtung ist ein offener Tagestreffpunkt für Wohnungslose oder Menschen, die kurz vor der Obdachlosigkeit stehen. Die bereitgestellten Räumlichkeiten bieten Platz für rund 80 Personen und haben die gesamte Woche über geöffnet (wochentags von 14-20 Uhr, am Wochenende und Feiertagen von 12-20 Uhr). Besucher*innen können sich waschen, duschen, trocknen sowie steht ihnen die Nutzung von Schließfächern, den PCs mit Internetzugang und der Küche offen. Wer Brieffreunde hat oder Kontakt mit Familienmitgliedern sucht, kann sich bei Otto & Rosi ein persönliches Postfach einrichten. Zusätzlich zur Ausstattung bieten Hilfskräfte ihren obdachlosen Gästen eine soziale Beratung und Vermittlung an Beratungsstellen an.
Der Bauch zwickt, im Kopf hämmert’s und die Rückenmuskulatur spannt – wir alle kennen sie, wir alle haben sie. Schmerzen. Der Körper diktiert zu mancher Zeit einfach den Alltag und da bleibt unserem Kopf nicht anderes übrig, als brav zu folgen. Mal reicht eine Pause vom Stress, mal ist es ernster und wir vertrauen uns den Händen der Mediziner an. Obdachlosen Menschen fehlt in vielen Fällen der Zugang zu ärztlichen Personal – dem steuert die Münchner Straßenambulanz entgegen. In Kooperation mit dem Katholischen Männerfürsorgeverein München e.V. und dem Orden der Barmherzigen Brüder sorgen Fachkräfte für die Fürsorge der Hilfesuchenden. Dreimal pro Woche (Montag, Mittwoch, Freitag) hält die Münchner Straßenambulanz an vier Stationen in der Stadt und bietet Verpflegung mit und ohne Versicherung. Wenn es aus diversen Gründen nicht zu vereinbaren ist, gibt es zusätzlich das Angebot, die Arztpraxis für Wohnungslose im Haus der Pilgersheimer Straße aufzusuchen.
Die meisten Hilfsorganisationen, die obdachlosen Menschen helfen, kümmern sich meistens um eine erste Notversorgung, also um einen Schlafplatz, etwas zu essen und zu trinken und vor allem etwas Warmes zum Anziehen in diesen Wintermonaten. Damit aber auch die Träume und Wünsche von wohnungslosen Menschen nicht auf der Strecke bleiben, hat es sich der Schneekönig e.V. zur Aufgabe gemacht diese zu erfüllen. Von Musikinstrumenten und Smartphones bis hin zu Konzerttickets und Reisen – der Verein, der 2015 von freiwilligen Student*innen und Berufstätigen gegründet wurde, versucht mithilfe von Spenden kleine und große Träume zu verwirklichen. Wenn ihr also dabei helfen wollt Herzenswünsche zu erfüllen könnt ihr dem Schneekönig e.V. mit einer Geldspende unter die Arme greifen. Ihr könnt aber auch einen ganz bestimmten Wunsch erfüllen. Auf der Website des Schneekönig e.V. findet ihr eine Wunschliste, wo ihr einen auswählen könnt.
Wir trauen uns zu sagen: Jeder von uns hat mindestens (!) zwei Kleidungsstücke im Schrank oder in der Schublade, die es verkraften, von unserer Garderobe entfernt zu werden, um im Folgeschluss einer zweiten Person über den frostigen Winter zu verhelfen oder einfach um ihr eine Freude zu bereiten. Ein Bindeglied in diesem Prozess ist die Kleiderkammer. Mit Terminvereinbarung bekommen wir einen Berechtigungsschein, der uns erlaubt donnerstags (von 13-15 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung) unsere Habseligkeiten auf neue Reisen zu schicken. Die Entgegennahme der Spenden erfolgt persönlich im Caritas-Zentrum. Angenommen wird gut erhaltene Kleidung für Damen, Herren, Jugendliche und Kinder, am besten passend zu den jeweiligen Jahreszeiten. Maximale Spendemenge ist ein Umzugskarton. Zusätzlich zur Klamotte können Accessoires, Bettwäsche, Handtücher und mit Rücksprache auch Schuhe, Spielsachen und Babyausstattung abgegeben werden. Mit dieser Initiative schließen wir (fürs erste) unseren kleinen Guide der Obdachlosenhilfe. Diese sieben Anlaufstellen überleben selbst zum Großteil aus Förderungen und gemeinnützigem Engagement – sie erfahren somit (wie wohnungslose Menschen) mit Hilfe von Außen eine enorme Bereicherung und Entlastung ihres persönlichen Daseins. Es tut gut, einander zu helfen, einander beizustehen und einander zuzuhören. Wir machen mit. Du auch?
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Monday-Blues? Nicht mit uns! Wir lieben es, uns schon am Sonntag oder spätestens am Montagmorgen auf dem Weg in die Arbeit, zur Uni und Co. unseren Kalender zur Brust zu nehmen und ihn mit Terminen zu füllen, auf die wir uns die Woche über freuen können! Also los: Holt den…
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