Großstadtgedanken Von der ewigen Wildschwein-Jagd mit dem inneren Schweinehund

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New year, new me – und, wie läuft’s bei euch so? Jetzt, wo der erste Monat des Jahres vorbei ist, können wir ja mal ein bisschen Revue passieren lassen. Habt ihr es geschafft, euren Vorsätzen nachzugehen? Ich, für meinen Teil, bin auf voller Linie gescheitert. Der Grund: mein verflixter innerer Schweinehund. Wie es um unsere Beziehung zueinander steht und was der viel beredete Schweinehund mit der historischen Wildschein-Jagd zu tun hat? Ich hab da mal recherchiert …

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Ne Schweinenase steht keinem. Dennoch ist er in uns allen: der Schweinehund.
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Ein Fiesling der ganz besonderen Art

Ach, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre. Ich habe mir dieses Jahr EXTRA nicht viel vorgenommen. Allein, DASS ich mehr Sport machen möchte. Spricht ja eigentlich nichts dagegen, dachte ich mir. Absolut gar nichts! Wenn da nicht der innere Schweinehund wäre. Der ist wirklich gemein. Ein Sauhund sozusagen (und er war tatsächlich mal einer, aber dazu später mehr). Immer wieder sagt er „Hallo“. Wenn’s nur dabei bleiben würde … Er ist so laut, dass man nicht auch nur ansatzweise gegen ihn ankämpfen kann. Vermeintlich. Unsere – eigentlich wohl überlegten und sinnvollen – Vorhaben macht er so lang mies, bis wir letztendlich tatsächlich nachgeben. Obwohl wir doch eigentlich rational wissen, dass es gerade nicht besser ist, auf der Couch liegen zu bleiben, anstatt zum Sport zu gehen. Ist das nicht paradox?! Und nach diesem einen Mal „nicht das Richtige tun“ machen wir uns dann selbst fertig. Was bleibt zurück? Bei mir in der Regel: Ein schlechtes Gewissen, ein negatives Selbstwertgefühl und der Eindruck, rein gar nichts im Leben auf die Reihe zu bekommen. Na, klasse, da hab ich ja viel gehabt vom gemütlichen Abend auf der Couch …

Fun Fact Das Jagen liegt in der Natur des Schweinehunds

Der Begriff „Schweinehund“ war schon im 19. Jahrhundert ein Schimpfwort. Er bezieht sich auf den sogenannten Sauhund, der früher bei der Wildschwein-Jagd eingesetzt wurde. Seine Aufgaben: Hetzen, Ermüden und Festhalten. Das Schimpfwort sollte dann negative Charaktereigenschaften auf Menschen übertragen. Und irgendwann entstand die geflügelte Metapher vom inneren Schweinehund, der uns immer wieder mit hetzerischen Argumenten überzeugt, bis wir nachgeben.

Eine kleine Selbstanalyse: Wir hassen Veränderungen, sagen Psycholog*innen

Psychologischen Studien zum menschlichen Verhalten zufolge, scheuen sich Menschen, Dinge fernab ihrer Gewohnheiten zu machen. Bedeutet im übertragenen Sinne: Jeder hat diesen inneren Schweinehund. Und immer, wenn eine Veränderung oder ein neues Vorhaben ansteht, wirft er mit Ausreden und Argumenten um sich und schafft es, uns davon zu überzeugen. Puh, okay. Heißt schon mal, dass ich nicht die Einzige bin, die an ihm zu knabbern hat. Oder gibt es hier jemanden, der ihn schon bekämpft hat? Dann bitte melden – ich hätte gerne das Erfolgsrezept! Wenn ich jetzt an mein eigenes Sport-Debakel denke, wird mir schon klar, warum das alles nie funktioniert. Wie oft hat der innere Schweinehund mir schon Ausreden wie „Keine Zeit“ oder „Keine geeigneten Sportklamotten“ in den Mund gelegt?! Und wie oft hat er mich schon daran erinnert, dass es eigentlich gerade viel zu warm und gemütlich in meiner Komfortzone ist und gleichzeitig viel zu umständlich, diese zu verlassen?! Nur weil ich meine, ich müsste jetzt plötzlich Sport machen. So ein Schwachsinn aber auch! 

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Wer sucht, der findet

Klar, den Schweinehund überwindet man sicherlich nicht von heute auf morgen. Aber gibt es nicht vielleicht Schritte, die ich tun kann, um die Veränderung wenigstens langsam einzuleiten? Fragen wir Mister Google nach Rat. Siehe da: tausende Seiten mit Top-Tipps, um den inneren Schweinehund zu bekämpfen. Und während ich das alles lese, wird mir eines nochmal deutlicher bewusst: der innere Schweinehund ist wirklich allgegenwärtig. Ein Freund, weil er uns eigentlich helfen will, bei unseren Routinen zu bleiben. Aber auch ein Feind, weil er mit seinem negativen Charakter wirklich gar nicht gut tut. Selbst kleinere Entscheidungen treffen wir nicht allein. Denn meistens hat ER das letzte Wort: „Hallo, ich will mich mal kurz melden. Ich habe Zweifel und möchte dich gerne daran hindern. Passt, oder?“ Und ich müsste dann eigentlich sagen: „Nein, du Sauhund, passt nicht. Aber du hörst ja nicht auf mich.“ Und er hört tatsächlich nicht auf mich. So kämpfe ich täglich mit ihm und verliere eine Diskussion nach der anderen … Na ja, wo waren wir? Ach, die Tipps. Können die mir wohl helfen? Ich weiß ja nicht. Wieder so eine Sache, ein Zweifel, wo sich gerade vermutlich der innere Schweinehund einschaltet: „Hallo, ich bin’s wieder. Ich denke nicht, dass diese Tipps dir irgendwie helfen. Du müsstest ja etwas ändern und das ist viiiiiel zu anstrengend.“ Jap danke, das läuft ja super…

Für alle, die es mit den Tipps versuchen wollen Eine kleine Auswahl, um den inneren Schweinehund zu überwinden

  • Habt ihr wirklich keine Zeit oder ist es gerade nur eine Ausrede, nicht zum Sport zu gehen? Hinterfragt euch selbst!
  • Keine Lust? Das lässt sich ändern! Verabredet euch zum Sport. So motiviert ihr euch gegenseitig und es fällt schwerer, den Termin einfach abzusagen. Aber Vorsicht: Nicht die ganze Motivation von anderen abhängig machen. Sucht euch selbst einen Motivationsgrund!
  • Ihr müsst nicht gleich täglich ins Fitnessstudio rennen. Einmal die Woche würde ja fürs Erste auch schon reichen. Wichtig ist: Komfortzone mal verlassen, Neues ausprobieren und alte Gewohnheiten durchbrechen. Aber gönnt euch auch Ruhephasen!
  • Was immer hilft: Ziele und Pläne so definieren, dass sie auch erreichbar sind.
  • Erfolge feiern und stolz sein! Ihr macht das ganz schön gut.
  • Perfektionismus Adieu: Versucht ihn ein bisschen herunterzuschrauben. Er hilft uns nicht.

Deal: Wir alle zusammen gegen IHN!

Was, wenn wir heute einen Pakt schließen würden, dass wir gegen ihn kämpfen? Oder geht die Vorstellung bei euch gerade nicht, weil er sich schon bei dieser Frage bemerkbar macht, denn: AAAACHTUNG, VERÄNDERUNG?! Ja, vielleicht wird das immer so sein. Aber könnten wir dann nicht versuchen, ihn zwar zu sehen und anzuerkennen, ihm aber nicht diesen großen Raum zu geben? Das ist doch auch eine psychologische Herangehensweise: Das Problem sehen und verstehen – aber aktiv entscheiden, zu handeln. Und sich nicht einfach dem Problem hingeben und abwarten. Ja, das find ich gut. Ich weiß ja nicht, wie’s euch geht, ­– schließlich habe ich mich auch intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Aber: Wo ich das Ganze hier so schreibe, fühle ich mich irgendwie total gestärkt, den Kampf einzugehen. Krass. Vielleicht sollte ich diese Phase nutzen. Man weiß ja nie, wann man wieder so stark ist … (P.S. An dem Tag, als ich die Kolumne geschrieben habe, habe ich mich tatsächlich für einen Sportkurs angemeldet.) 

Let’s do it!

Funny Sache: Mit der Anmeldung ist es ja leider nicht getan. Zwar Props an mich selbst, dass ich wohl gerade einen meiner ersten Kämpfe gegen den Sport-Schweinehund gewonnen habe. Trotzdem muss ich mich jetzt jede Woche aufs Neue mit Mut und Motivation vollpumpen. Aber ich möchte es aktiv versuchen, vielleicht ein paar der neuen Tipps ausprobieren und bin mir sicher, dass das irgendwann besser wird. Muss ja so sein. Denn auch die Sache mit dem Sport kann ja in den nächsten Monaten zur Gewohnheit und Routine werden. Dann weiß mein innerer Schweinehund nämlich überhaupt nicht mehr, was er sagen soll. Haha, ausgetrickst! Er muss sich dann wohl ein anderes Thema suchen, mit dem er mich nerven kann. Dann bis später mal, du Schweinehund. Aber sei dir nicht zu sicher, ich weiß ja jetzt wie ich dich überbieten kann!