Hättet ihr gedacht, dass mitten in der Maxvorstadt eine kleine Oase zu finden ist, die echte Insel-Vibes versprüht? Als wir von dieser Neuentdeckung mit Urlaubsfeeling in der Nähe unseres Büros gehört haben, konnten wir es erst auch nicht so richtig glauben und mussten uns natürlich gleich auf eine Reise dorthin begeben. Auf unserem 10-minütigen Weg zur Augustenstraße (erster Vorteil: die Reise ist flugfrei und kostengünstig), ist die grüne Terrasse mit den großen Makramee-Sonnenschirme schon von Weitem zu erkennen. Wir treten ein in eine tropische Welt aus leichten, gesunden Speisen und fruchtigen Getränken.
Palmtree Club – der Name verspricht Sommer, Strand und Palmen. Außerdem hat er etwas Elitäres, denn man ist irgendwie auch Teil eines Clubs. Und so ist es tatsächlich, denn das Konzept richtet sich primär an Menschen mit Zöliakie, also Glutenunverträglichkeit. Vom hausgemachten Brot über die exotische Reisnudelbowl bis hin zum himmlischen Schokomuffin – hier können sich Betroffene (im wahrsten Sinne des Wortes) ohne Rücksicht auf Verluste durch die Karte schlemmen. Und das ist nicht selbstverständlich, denn selbst in einer fortschrittlichen Millionenstadt wie München gibt es zwar mittlerweile viele vegane Alternativen, „glutenfrei“ scheint aber für viele Restaurants immer noch ein Mysterium zu sein. Miriam, die den Palmtree Club zusammen mit ihrem Freund Benni gegründet hat, ist selbst von Zöliakie betroffen und weiß deshalb ganz genau wo Nachfrage herrscht und worauf es bei der Zubereitung der Produkte ankommt. So wundert es uns auch nicht, dass sich dieses seltene Konzept in München schnell rumgesprochen hat und der Laden – trotz Corona – gut gestartet ist. Vor allem Familien mit Kindern nehmen dieses Angebot gerne an, denn die Kleinen freuen sich riesig, wenn sie auf nichts verzichten müssen und ihr Lieblingsgericht ohne nachzufragen bestellen können. Das Konzept zieht aber natürlich auch Menschen ohne Unverträglichkeit an – daher besteht das Publikum hier einfach aus jungen Leuten, die sich gerne bewusst ernähren; Berufstätigen, die in der Mittagspause zwar etwas Schnelles, aber dennoch Gesundes essen möchten und eben besagte Familien mit kleinen oder großen Kindern.
Wir bestellen bei unserem Besuch zwei hausgemachte Brote mit Pink Babaganoush (das ist eine mit Rote Beete und Feta verfeinerte Variation der bekannten Auberginenpaste) und Kräutercashewcreme, gefolgt von der „Glow Bowl“ mit Buchweizen, Karotten, Minze, Orangenscheiben und Datteln – und wir sind hellauf begeistert. Bei den Broten schmeckt man keinerlei Unterschied zur Variante mit Gluten heraus, die Aufstriche schmecken frisch und leicht und die Bowl ist eine leckere und erfrischende Alternative zur herkömmlichen Quinoa-Bowl – und verleiht uns auf jeden Fall von innen den versprochenen Glow. Von außen müssen andere beurteilen. Zu den Speisen durften wir uns einmal durch das gesamte Angebot an hausgemachten Limonaden probieren und können die Himbeer-Limetten-Limonade besonders empfehlen – die ist super fruchtig, aber nicht zu süß. Das Getränkesortiment erstreckt sich darüber hinaus noch über Eistee, verschiedene Saftschorlen und diverse Heißgetränke und Smoothies. Teil des Konzepts von Miriam und Benni ist es, größtenteils regionale Produkte zu verarbeiten, sprich der frische Saibling stammt aus einem Familienbetrieb aus Landsberg und die Bergbauernmilch aus dem Berchtesgadener Land. Fast alle Gerichte können aber auch in der veganen Version bestellt werden. Da der Name des Palmtree Club sich auch ein bisschen auf den berühmten Breakfast Club bezieht, darf ein leckeres Frühstück auch nicht auf der Karte fehlen und Gäste haben die Möglichkeit, es sich täglich (außer sonntags) ab 10 Uhr morgens mit einem Cappuccino und einer Frühstücksbowl unter einem der hellen Sonnenschirme gemütlich zu machen und umgeben von Palmen entspannt in den Tag zu starten.
Bei unserem Besuch ist die Terrasse gut besucht und bei all dem Trubel fällt überhaupt nicht auf, dass der Palmtree Club seine Türen erst im März aufgeschlossen hat. Die Monate vor der Eröffnung konnten die Inhaber Miriam und Benni, Lockdown sei Dank dafür nutzen, den Laden eigenständig zu renovieren und so wurden Wände eingerissen, die Toiletten gefliest, die Küche eingebaut und mithilfe zahlreicher YouTube-Tutorials die gesamte Einrichtung eigenhändig zusammengebaut. „Die meist gestellte Frage unserer Kunden ist tatsächlich, wo wir unsere Tische gekauft haben.“, lacht Benni. „Wenn sie dann erfahren, dass wir alles selbst gebaut haben, wollen sie wissen ob sie auch Möbel bei uns bestellen können.“ Dafür bleibt allerdings keine Zeit, denn der Laden läuft dank den warmen Temperaturen , der freundlichen Gastgeber und der Terrasse im Boho-Bali-Stil richtig gut. Neben den Holzmöbeln, den vielen Pflanzen und den Makramee-Sonnenschirmen befindet sich im Inneren des Ladens noch ein ganz besonderer Spot. Eine gemütliche Schaukel aus Bambus, die zum Chillen oder Fotos machen einlädt, und wohl jedes Instagram-Herz höherschlagen lässt. Während der Palmtree Club zumindest was die Einrichtung betrifft, schon in den letzten Zügen ist, wird an der Karte immer weiter gefeilt. Das nächste Ziel ist es, noch ein paar deftigere Gerichte wie Burger und pochierte Eier anzubieten, damit Gäste mit Glutenunverträglichkeit hier eben auch die Standart Gerichte finden, auf die sie sonst so oft verzichten müssen. Ob wir es allerdings bis dahin ohne einen weiteren Besuch im glutenfreien Paradies aushalten? Wir wagen es stark zu bezweifeln – dafür war es einfach zu überzeugend!
Gut gesättigt, zufrieden und erholt wie nach einem Kurzurlaub, verlassen wir den Palmtree Club und schnappen beim Hinausgehen noch auf, wie sich ein kleiner Junge freut, als ihm sein Vater mitteilt, dass er hier nun wirklich alles bestellen darf, was er möchte. Wir sehen, dass das Konzept Menschen wirklich glücklich macht und hoffen auf bald noch mehr glutenfreie Gastro-News aus München – oder eben einfach auf einen 2. Standort vom Palmtree Club… 😉