Biergarten, Ente und Jazzmusik. Ihr findet, das ist eine Kombi, die so gar nicht sein kann? Ja, zugegebenermaßen ist das in dieser Form nicht wirklich üblich. Wenn wir an die uns bekannten Biergärten – Augustiner an der Hackerbrücke oder Hirschgarten – denken, schwirrt uns hauptsächlich der Faktor Bier im Kopf herum. Bei der Ente wird’s schon knapp und Jazz hat da erst recht nichts verloren. Heißt aber nicht, dass die Kombination nicht toll sein kann und uns einfach mal einen etwas anderen Biergarten-Charakter zeigt. Ein Glück, dass München so vielfältig ist, dass wir sogar das erleben dürfen. Und zwar in der für uns als Münchner*innen bekannte Wawi – alias Waldwirtschaft. Die Wawi ist auf jeden Fall ein wichtiger Kultplace in München! Warum? Findet es hier heraus.
Fangen wir mal ganz von vorne an. Die erste urkundliche Erwähnung als Schwaige Hesselohe (die heutige Wawi) im Besitz Herzog Tassilos, geht nämlich auf das Jahr 776 zurück, als Tassilo den Schwaighof an das Kloster Schäftlarn stiftete und sich davon die Erlösung seiner Seele erhoffte. Einige Hundert Jahre und viele Ereignisse später, im 15. Jahrhundert, erhielt die Waldwirtschaft Großhesselohe eine Bierschank-Genehmigung. Und noch mal einige Jahre später, 1930, kaufte die Spaten-Brauerei das Anwesen. Mit der Übernahme durch Sepp Krätz im Jahre 1981 wurde die Wawi zu einem unvergleichbaren Treffpunkt der Münchner Schickeria. Es gab viel Livemusik und Krätz begründete das sonntägliche Jazz-Frühshoppen. Heute in Familientradition weitergeführt, finden wir die Wawi in alter Frische in Großhesselohe am Hochufer mit Blick auf das Isartal. Täglich spielt bei schönem Wetter eine Jazz-Band inmitten des Biergartens. Glücklicherweise findet heute aber nicht mehr nur die Münchner Schickeria ihren Weg dorthin, sondern auch „Normalos“, wie wir.
Was soll das denn sein? Ja, ein weiterer historischer Punkt, den wir allein wegen seiner Bezeichnung auf keinen Fall auslassen wollen. Wir sind ganz ehrlich, wir haben davon auch noch nie gehört, obwohl wir uns ja mit allem, was mit Bier zu tun hat, eigentlich ziemlich gut auskennen. Also: die Biergartenrevolution. Die Waldwirtschaft wurde 1995 der Ausgangspunkt ebendieser. Anwohner*innen hatten wegen Lärmbelästigung durch den Biergarten und vor allem den Verkehr von abends abfahrenden Gästen geklagt. So wurde eine Sperrstunde um 21:30 Uhr und die Schließung jedes zweite Wochenende angeordnet. Was soll man da nur sagen?! Es wäre ja furchtbar, wenn das immer so wäre, findet ihr nicht auch? Weil die Wirte, der Brauerbund und ein großer Teil der Münchner*innen das damals auch schon so sahen, organisierten sie eine als Revolution aufgemachte Demo. Mit dabei: fast 25.000 Münchner*innen und rund 140.000 Unterschriften aus ganz Bayern. Dank des Aufstands erließ die bayerische Staatsregierung schließlich die Bayerische Biergartenverordnung. Die regelt: Traditionelle Biergärten werden beim Lärmschutz privilegiert. Biergärten unter Bäumen und mit der Erlaubnis, dass man eigene Speisen mitbringen, das Bier aber nur beim Wirt bekommen kann, haben eine Sperrstunde um 23 Uhr. Klingt doch schon besser!
So jetzt aber mal genug von dem geschichtlichen Kram. Ist zwar spannend, aber ihr wollt bestimmt auch wissen, wie die Wawi heute aussieht und was es dort alles gibt. Vom Office machen wir uns mit dem Radl auf entlang der Isar. Je weiter wir von Reichenbach- und Wittelsbacherbrücke weggekommen, desto natürlicher und ruhiger wird es. Fast bis ganz an das Tor der Waldwirtschaft können wir an unserem wunderbaren Fluss entlangfahren. Klar, es dauert ein bisschen. Dafür ist der Weg wunderschön. Ihr müsst aber nicht zwingend mit dem Radl anreisen. Denn bekanntermaßen führen alle Wege zur Wawi. So ging doch das Sprichwort oder? Auto, S-Bahn und ein bisschen Fußweg bringen euch auf jeden Fall auch ans Ziel. Empfangen durch das riesige Wawi-Tor treten wir ein in den heiligen Outdoor-Bereich.
Wir können unverfroren sagen: Wir fühlen uns sehr wohl! Bei unserem Besuch sitzen wir im bedienten Bereich direkt an der Hausmauer der alten Schwaige. Auf unseren Tischen liegen Blümchendecken. Blicken wir ein bisschen weiter nach hinten, sehen wir unzählige Bierbänke und -tische. Hier könnt ihr es euch gemütlich machen, selbst mitgebrachte Speisen verzehren oder euch an den Schanktischen nicht nur mit Bier, sondern auch mit traditionellen Biergarten-Schmankerln versorgen. Hendl, Obazda und Co. warten auf euch. Mittig ist eine runde Tribüne aufgebaut, von der wir live den entspannten Jazz-Sounds lauschen können. Und wenn wir noch weiter nach hinten gehen, kommt ein riesiger Spielplatz. Es ist also ganz klar, dass sich jeder hier wohlfühlen kann. Ob Rentner*innen am Stammtisch, Eltern mit ihren Kindern, Radlpausierende zum erfrischenden Radler…ihr wisst schon, einfach alle.
Im Menü des bedienten Bereichs findet ihr ebenfalls alles, was euer Herz begehrt. Ob vegan, vegetarisch oder auch mit Fleisch. Gönnt euch, so wie wir, klassisch bayrisch – wir lieben es einfach. Wie wäre es mit Wiener Schnitzel und Kartoffelsalat oder Semmelknödel in Pfifferling-Rahm?! Dann gibt es auch noch ein paar andere klassische Fleischgerichte, – zum Beispiel die besagte Ente mit Blaukraut, die für uns nicht typischerweise in den Biergarten gehört, aber eigentlich ausgezeichnet dazu passt. Und nicht zu vergessen: Wer es nicht so traditionell mag, kommt mit Burrata, Garnelensalat oder Burger in Brezn-Brioche voll auf seine Kosten. Mmmmh. Dazu gibt es für uns natürlich ein schön gekühltes Spaten Bier, das uns zusammen mit dem Essen in beste Laune versetzt.
Tatsächlich könnten wir noch ewig weitererzählen. Von den vielen verschiedenen Ecken des Biergartens, die das Ambiente so besonders machen. Und wenn man dann auch noch die Geschichte im Hinterkopf hat… ein Traum. Wir würden sagen, das Beste wäre, wenn ihr selbst mal vorbeischaut. Und falls ihr mit dem Radl unterwegs seid, denkt dran: Ihr müsst auch wieder zurück. Vielleicht lasst ihr das letzte Bier bei eurem Besuch einfach mal weg, damit ihr noch gut nach Hause kommt. Oder: Lasst euer Radl einfach stehen, holt es am nächsten Tag und fahrt mit der Bahn zurück. So wie wir hihi. Ihr wisst doch, wir wollen auf das letzte Bier meist ungerne verzichten.
Die Sepp Krätz Gastronomie findet ihr auch in der Münchner Innenstadt. Direkt neben dem Dom mit gemütlichen Plätzen im Innen- und Außenbereich.
Falls ihr noch ein bisschen Action braucht, könnt ihr zwischendurch eine Partie Minigolf spielen. Der Platz grenzt direkt an den hinteren Teil des Biergartens an.
Die S7 fährt zum Isartalbahnhof-Großhesselohe. Von da aus sind es nur noch 10 Minuten zu Fuß.