Faces of Minga #12 Mit Gender-Challengerin Alina Oswald im Container Collective

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„Entschuldigung – könnten Sie mal eben kommen?“ Was sich anhört wie eine alltägliche Frage, hat bei dem kreativen Wunderkind Alina Oswald einen ganz anderen Hintergrund: Sie fotografiert Menschen in ihren intimsten Momenten, die normalerweise nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Nämlich beim Orgasmus. Ein bisschen rebellisch, ein bisschen verträumt, ein bisschen provokativ und ganz besonders wunderbar – so haben wir die passionierte Macherin kennengelernt, als wir uns mit ihr in ihrer Comfort Zone, dem Container Collective, getroffen haben, um zu verstehen, wie die Welt aus ihren Augen aussieht.

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Alina an einem ihrer Lieblingsorte in München.
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Wenn Bilder unsere Sprache wären

Würde man uns fragen, ob es okay wäre, wenn man in unserem Schlafzimmer ein Kamera-Equipment aufbaut, um genau in dem Moment auf den Auslöser zu drücken, wenn wir auf dem elektrisierenden Höhepunkt angekommen sind, würden wir im ersten Moment vermutlich lauthals loslachen, dem Gegenüber einen Vogel zeigen und weitergehen. Kann man sich da noch fallen lassen? Frei sein? Genießen? Sich hingeben? Ja, kann man – wie Alina in ihrem eindrucksvollen Projekt „Moments“ beweist. Auch wenn wir den Selbstversuch noch nicht gewagt haben: Bilder haben ja die schöne Angewohnheit für sich selbst zu sprechen. Und diese? Tun es zweifellos. Alinas Geheimrezept: Mit den unkonventionellen Models – die sich übrigens aus aller Welt beworben haben – über das Vorhaben sprechen, zu ihnen nach Hause kommen und sich im entscheidenden Moment unsichtbar machen.

Nicht in der Schule, sondern von den Menschen um mich herum lerne ich am meisten.

Alina Oswald

Sex sells?

Aber warum das Thema „Sexualität“ in den Fokus rücken? Man könnte die Leute ja auch beim Semmeln holen fotografieren. Oder wenigstens nur beim Knutschen. Das junge Talent findet dafür klare Worte: „Es ist ein Thema was jeden betrifft – und doch wird es oft so falsch dargestellt“. Word – das geht dann wohl raus an alle Porno-Produzenten dieser Welt. Aber wie soll man auch lernen damit „richtig“ oder offen umzugehen? Keine Ahnung wie bei euch Sexualkunde in der Schule aussah – weder bei uns, noch bei Alina, die sowohl die Montessori- als auch die Waldorfschule besucht hat, war er eine Glanzleistung. Und unsere Gesellschaft? Oft zu verklemmt, zu spießig. Packt ja keiner mal eben so am Esstisch aus, wie zufrieden er aktuell mit dem nächtlichen Vergnügen ist. Oder unterschätzen wir euch da, liebe Münchner? Alina hat durch ihre Arbeit viel zum Thema Sexualität geforscht und für sich selbst festgestellt, dass ihr rein körperlicher Sex nichts gibt. Für sie muss Sex mit Emotionen verbunden sein und eine seelische Verbindung zur Grundlage haben.

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Alina möchte dem Klischee von Sex und Sexualität trotzen und gängigen Geschlechterrollen den Kampf ansagen.
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Revolution der Geschlechter

Das Creative Brain, das sich ungerne als Künstlerin bezeichnet, weil der Begriff ihrer Meinung nach zu vorbelastet ist mit Vorurteilen, kann aber nicht nur was hinter der Kamera: Wenn sie Musik macht, steht die Welt für sie kurz still – wenn sie schreibt, berührt sie ihre Leser. Inspiriert wird sie bei allem was sie tut von Geschichten. Geschichten, die Schicksale offenbaren und die sie mit ihrer fantasievollen Gabe in etwas Positives umwandeln kann. Eigene Sinnkrisen, die sie geprägt und ihr trotz allem zu beflügelnden Hochs verholfen haben. Dass sie noch lange nicht am Ende ihrer geistreichen Reise ist, zeigt sie auch mit ihrer neuen Bildserie. In „Feminei Sexus“ konfrontiert sie Männer mit ihrer Weiblichkeit und thematisiert Geschlechterrollen in ihrer ehrlichsten Form. Sie stellt sich die Frage, weshalb die Weiblichkeit unterdrückt wird. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Alina möchte die veralteten Stereotype „Männer müssen stark sein, Frauen sind emotional…“ brechen und dreht den Spieß um. 

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Im Kunstrausch

Schöpferische Ader hin oder her – da weder Luft noch Liebe eine anerkannte Währung in unserer Welt (wir sollten diesbezüglich dringend mal eine Petition auf die Beine stellen) sind,  ist die medienungebundene Autorin zusätzlich in der Gastro tätig. Während wir an der Bar vermutlich stets unsere eigenen besten Kunden wären, hält sie sich aber fern von jeglichen liquiden Genussmittelchen. „Alkohol entzieht Kraft für kreative Prozesse“ – und das wiegt schwerer als das kurzzeitige Gefühl angenehmer Leichtigkeit und bewusster Verdrängung eigener Sorgen. Stattdessen sucht sie sich andere Calm-down-Inseln: Nüchtern tanzen, Liebe, die Familie. Und die Mauern ihrer Stadt: München. Denn auch wenn sie sich nach wie vor wünscht, mehr Support für die Subkultur zu erhalten, ist sie stolz darauf, dass sie ihre Kunst hier ohne Grenzen ausleben kann. Ihr Appell: „Bleibt hier, ihr Kreativen! Wir machen München gemeinsam bunter! Ach… und habt mehr Sex. Ihr Alle!“

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Mit „Feminei Sexus“ konfrontiert sie Männer mit ihrer Weiblichkeit und thematisiert Geschlechterrollen.
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Gesichter, die Geschichten erzählen… …unsere Faces of Minga!