Ein offener Brief an unseren Oberbürgermeister Danke, Herr Reiter!

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Lieber Herr Reiter, in dem Moment als Sie einen Brief geschrieben haben, sind Sie mit bestem Beispiel vorangegangen. Wir sind ja sowieso der Meinung, die Menschheit sollte mehr Briefe schreiben. Aber dieser war ein ganz besonderer. Sie haben für München gesprochen, haben ein Zeichen gesetzt – ein Zeichen, was, wie wir in den letzten Tagen deutlich gespürt haben, von enormer Bedeutung war. Und es war nicht nur, es ist – und es wird bleiben. Denn auch wenn diese EM bald wieder zu Ende ist (für uns ja leider schon seit gestern): diese Diskussion ist es nicht. 

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Es wird laut!

Wir Münchner sind uns nicht immer einig – Corona-Regeln, autofreie Innenstadt, Sperrstunden und so weiter. Müssen wir ja auch nicht sein. Ich bin keine Politikerin, nur jemand, der diese Stadt sein Zuhause nennt, insofern möchte ich mich da auch gar nicht weiter einmischen. Sie wissen (den Großteil der Zeit) schon ganz gut was Sie da tun. Aber mit Ihrem Brief haben Sie es echt geschafft, dass eine ganze Stadt eine Einheit bildet. Also die meisten jedenfalls, die anderen lassen wir hier einfach mal ganz gepflegt und kommentarlos außen vor. Straßenecken, Schaufenster, öffentliche Verkehrsmittel, unsere Wahrzeichen, die Headquarter großer Unternehmen… sie alle haben am Mittwoch Abend in den schönsten Regenbogenfarben geleuchtet. Und nicht nur das. Auf einmal hat man sich getraut seine Stimme zu heben. Jeder, egal ob er sich mit dem Thema LBGTIQ auseinandersetzt, Teil der Community ist oder (bis dahin) keine größeren Berührungspunkte damit hat. Können Sie sich schon was drauf einbilden, wie ich finde.

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Geteilte Verantwortung

Natürlich sind Sie da nicht ganz alleine für verantwortlich – immerhin hat die UEFA nun wirklich ihr Allerbestes getan, um das höchste Treppchen der Eskalationsstufe letztendlich problemlos selbst zu erreichen. Da halfen auch das kurzzeitig geänderte Regenbogen-Logo und das halbherzige Statement nicht mehr viel. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man schon fast drüber lachen. Hat man da auf dem Chefsesselchen wirklich gedacht, dass das eine kluge Idee ist? Offensichtlich wussten sie es nicht besser. Oder jemand hat beim letzten Stammtisch einfach besonders großzügig eingeladen. Wir werden es nie erfahren, deswegen lasse ich das einfach mal so stehen. 

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Zurück zum Punkt

Das war ja auch gar nicht das eigentliche Anliegen dieses digitalen Briefes. Eigentlich wollte ich ja nur Danke sagen – im Namen des gesamten Geheimtipp Teams und all denjenigen, die sich die letzten Tage solidarisiert haben. Dass Fußball nicht mehr nur Sport ist, sondern ein Politikum, das müssen wir alle nicht schön reden. So entwickelt sich eine Gesellschaft. Ins Positive und ins Negative. Aber dennoch ist Fußball nun mal die Sportart, die uns in zu großen Teilen Deutschland vereint – sie steht für Leidenschaft, Schweiß und Tränen, Mitfiebern, Jubeln und 11 Freunde. Für eine Einheit. Danke, dass Sie Öl ins Feuer gekippt haben – denn vielleicht, und nur ganz vielleicht, war das ja eine Initialzündung dafür, dass sich in Zukunft wirklich etwas ändert. Danke, dass Sie der Freiheit unserer Gesellschaft Ihr Ohr, Ihre Stimme und Ihr Herz gegeben haben. Und ein Danke im Voraus, dass Sie das auch in Zukunft tun werden. Denn offensichtlich sind wir noch lange nicht da, wo wir im Jahr 2021 sein sollten. Bei #liebdochwenduwillst. Und bei der wichtigen Akzeptanz dafür. Ach und wenn wir gerade dabei sind und Sie zufällig in nächster Zeit mit Ihnen sprechen sollten: Richten Sie doch bitte auch Manuel Neuer, Mats Hummels und Leon Goretzka die liebsten Grüße aus. Sie wissen schon warum.