Wenn man der Liebe wegen sein Heimatland verlässt, muss man schon ein großes Herz haben. Und eine gehörige Portion Euphorie für’s Leben an sich. Beides steckt der gebürtige Engländer und Wahlmünchner Jonathan Gordon in seine Musik. Heraus kommen Folk meets Blues-Songs, hier und da mit Pop-Details, die uns sowohl mitreißen als auch mitfühlen lassen. Nach vielen Jahren in denen Jonathan sich eher hobbymäßig der Musik gewidmet hat, steht jetzt seine erste EP in den Startlöchern – und das dazugehörige Konzert. Grund genug für uns, die neue Rubrik „The Sound of Munich“ mit ihm zu eröffnen. Gerade noch früh genug, merken wir schnell, als wir den sympathischen Gitarrenmann zum Interview treffen. Denn so gut wie Jonathan Musik macht, dürfte es schon bald schwer sein, überhaupt einen Termin mit ihm zu bekommen…
„Der Stil meiner Musik ist schwer zu beschreiben, jeder Song auf der Platte ist irgendwie anders“, sagt Jonathan. „Altmodisch, aber mit Pop-Elementen könnte man sagen. Ich mag alles zwischen den 30er und 70er-Jahren. Und immer wieder bring ich Swing mit rein.“ Sein großes Vorbild: Brian Adams. Aber Gott bewahre nicht weil der so tolle Musik mache, lacht der Jungmusiker. Aber er hat es geschafft, megaerfolgreicher Musiker zu sein und megaerfolgreicher Fotograf. Und das wäre genau mein Traum.“ Denn im „wahren Leben“ verdient Jonathan sein Geld als Fotograf – abends Musiker, tagsüber Fotograf, fasst er es zusammen. Die Musik nimmt aber immer mehr von seinem Alltag ein, nicht zuletzt weil Jonathan im letzten Jahr sein erstes eigenes Album produziert hat und damit zum Release am 21. November im Muffatwerk auf der Bühne stehen wird.
Sein größter Auftritt bisher fand im Frühjahr 2018 bei Munich Rocks im Ampere statt. Das anstehende Konzert versetzt ihn aber trotzdem etwas in Aufregung… „Es ist das erste Mal, dass ich ein Konzert nur für mich organisiert habe, kein anderer Künstler, keine andere Band ist dabei.“ Außer natürlich: die Vorband – Medicine Man aus den USA.
Apropos Freunde! Die kennen Jonathan eigentlich eher gesprächig. Nichts gegen den Typen, der in den Pausen zwischen seinen Songs eher stumm auf der Bühne steht. „In meinem Freundeskreis lachen immer noch alle über das eine Mal, als ich bei einem Konzert meinen Titel Down by the Water anmoderiert habe mit den Worten: So, und beim nächsten Song geht es um Wasser. Solange ich singen darf, ist aber alles cool. Ich mach das einfach wie Bob Dylan, der hat auch nie was gesagt.“
Den Weg in die Musikszene Münchens musste Jonathan erst finden. Heute hat er einen großen Freundeskreis aus Musikern und ist in der Szene fest verankert. „München ist eine gute Stadt für Livemusik. Den besten Sound hat das Ampere. Oder das Technikum. Das Zenith ist dagegen schwierig. Das ist einfach eine riesige Halle, die müssen mal was am Dach machen. Bei einem Konzert neulich hab ich den besten Platz gesucht – ganz hinten! Daran erkennt man übrigens auch die Musiker im Publikum. Auch wenn vorne die Gaudi ist, wenn’s die Akustik verlangt, stehen sie trotzdem ganz hinten.“
Vor über sieben Jahren bin ich von England nach München gezogen. Mittlerweile bin ich richtig eingebayert.
Jonathan Gordon, Singer Songwriter
Über zehn Jahre lebt Jonathan nun schon in München. Der Grund für den Umzug war seine Freundin, eine gebürtige Mexikanerin, die mit neun Jahren nach Deutschland kam. Kennengelernt haben sich die beiden an der Uni in London. Jonathan besuchte sie ein Mal Zuhause in München und entschloss sich dann zu bleiben. Bereut hat er es nie. „Ich hab hier meine Heimat entdeckt, ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Meine Heimatstadt Norwich in England ist viel zu klein, London war mir dagegen viel zu trubelig. München vereint alles. Ich mag die Kunst- und Musikszene, die bayrische Mentalität, leicht grantig, damit kann ich was anfangen. Trockener Humor, so bin ich selber.“
Und so findet sich München auch immer wieder in Jonathans Songs wieder. „Without a penny in my pocket“ handelt zum Beispiel von seinem spontanen Umzug nach Deutschland. The Sound of Munich – das ist für den Wahlmünchner vor allem Blues und Swing. Nicht weil er beides selber so sehr mag, sondern weil man es in München so oft und gut hören könne.