Schwabinger Hofladen Regional, bio, ehrlich – ein Einkaufserlebnis
Was denkt ihr eigentlich, wenn ihr das Wort Hofladen hört? Denkt ihr an einen idyllischen Bauernhof auf dem Land, an glückliche Kühe und die damit verbundene „frische“ Landluft? Oder denkt ihr an einen coolen Bio-Laden unweit vom Hohenzollernplatz, der mit frischen Produkten und modernem Design die Nachbarschaft aufwertet? Zugeben – bis vor Kurzem haben wir bei einem Hofladen auch ausschließlich an Ersteres gedacht. Dank Finn Röder und Benjamin Maunz hat sich das allerdings geändert, – denn die beiden haben in Schwabing im Sommer 2021 einen Laden eröffnet, der unserer harmonischen Landliebe-Vorstellung in nichts nach steht. Gut, es gibt keine Kühe. Aber das Gefühl, durch reich bestückte Regale zu stöbern, die ausschließlich gefüllt sind mit Produkten, die frisch geerntet und regional produziert sind, das bleibt. Und dass wir dafür eben nicht bis ins Umland fahren müssen, macht die ganze Sache noch viel besser. Nicht zu vergessen, dass die beiden ganz besonders sympathische Gastgeber sind…
Hereinspaziert!
Lange suchen müssen wir nicht nach der neuen Einkaufsoase in der Hohenzollernstraße – die hübsche Außenfassade wird noch mit einem dezent auffälligen „Neueröffnung“-Banner verziert. Und auch die gefüllten Obstkisten auf der Auslage vor dem Eingang sind ein recht eindeutiges Indiz. Das Banner? Brauchen sie eigentlich nicht mehr. Es hat sich weit über die Nachbarschaftsgrenzen (also mal mindestens bis Landsberg, wie wir von Finn erfahren) hinaus bereits herumgesprochen, dass hier eine neue Bereicherung der Shopping-Welt auf bewusste Einkäufer*innen wartet. Also dann treten wir mal ein und überzeugen uns selbst!
You had us at hello
„Kaffee oder Wein?“ Werden wir freudestrahlend begrüßt. Say no more, wir bleiben erst mal hier. Wer uns kennt, weiß was folgt: „Erst Kaffee, dann Wein. Aber erst schauen wir uns mal um…“. Da der Laden von außen recht klein aussieht, sind wir allerdings erst mal kurz baff. Denn tatsächlich ist hier so viel Platz, dass ein Wegweiser uns zeigen muss, was es alles zu entdecken gibt. Im „Erdgeschoss“ erspähen wir die gemütliche Kaffeeecke und die Frische-Abteilung; folgen wir der Treppen nach oben geht es zur Käse- und Fleischtheke und zum frisch gebackenen Brot und ganz oben, gut versteckt, finden wir Milchprodukte, Müsli & Getreide und italienische Köstlichkeiten bei „Little Italy“. Also gut, wir stärken uns doch erst mal und nutzen den aromatischen Kaffee mit Hafermilch für einen ersten kurzen Plausch mit den Jungs. Denn eine Frage brennt uns schon die ganze Zeit unter den Fingernägeln: „Wieso zum Geier machen zwei junge Dudes ausgerechnet einen Bioladen auf? Hätte ja auch ein fancy Restaurant oder eine coole Bar sein können…“.
Die Karten neu gemischt
Eine einfache Frage, viele Antworten! Die beiden Geschäftspartner sind auch seit vielen Jahren eng befreundet, – haben früher sogar in lustigen Kostümen bei Promo-Touren für bekannte Alkoholhersteller gearbeitet. Tja, wenn man gemeinsam über sich selbst lachen kann, – sowas schweißt zusammen. Beide wussten schon länger, dass sie etwas Eigenes machen wollen: Bei Ben, der eigentlich Lehramt studiert hat und dann nicht ganz unberechtigt das Modeln zu seinem Hauptberuf gemacht hat, war aber tatsächlich immer der Gastro-Gedanke im Vordergrund. Finn hätte bestimmt auch modeln können, hat sich aber für ein TUM BWL Studium und einen Berater Job entschieden. Erst mal. Bis er eines Tages bei einer alltäglichen Unternehmung (keine Details an dieser Stelle) durch Zufall eine Gewerbeimmobilie in Schwabing entdeckte, die wie die Faust aufs Auge zu den beiden passte. Er hat Ben angerufen, die beiden tüftelten die Idee des Bioladens aus – und jetzt stehen wir hier, in ebendieser Gewerbeimmobilie, die mittlerweile mit jeder Menge Herz und Leben gefüllt ist.
Kein Platz für Mainstream
„Während dem ersten Lockdown ist uns allen erst mal aufgefallen, wie wichtig das Einkaufen eigentlich ist. Raus gehen, mit Leuten einen kleinen Plausch halten. Deswegen wollen wir es hier auch wirklich zu einem Erlebnis werden lassen“. Das beinhaltet nicht nur den gemütlichen Kaffee, sondern auch einen persönlichen Einkaufsservice. Die beiden begrüßen nicht nur uns, sondern alle so nett an der Tür – nehmen sich Zeit für eine ausführliche Beratung und haben eine bequeme Packstation an der Kasse. Beraten können sie wirklich: Zu jedem Produkt, das von einem regionalen Erzeuger kommt, können sie uns etwas erzählen. „Wir wollen die Kleineren unterstützen.“ Eine schöne Mission – die wir ja alle durch die Pandemie zu schätzen gelernt haben.
An der Frischetheke im ersten Stock bekommt ihr übrigens auch was Feines auf die Hand! Der Verkaufsschlager: Die Parmasemmel. Mit dem frischen Brot aus der Backstube eines Bäckers, der in München wirklich außerordentlich beliebt ist, und dem himmlischen Bio-Parmaschinken aus Italien ist unser Frühstück gerettet. Und wenn es um die flüssige Nahrung geht, haben die Jungs auch eine klare Empfehlung: Der Pfälzer Weißwein „Sommersemester“ vom Weingut Studier ist ein erfrischend fruchtiger Cuveé aus Riesling, Sauvignon Blanc und Chardonnay und ist perfekt für einen feuchtfröhlichen Sommertag.
Einen Weinsommelier haben sie schon – der ist jeden Freitag und Samstag vor Ort und berät durstige Kund*innen bei ihrem wichtigsten Einkauf. Sonst könnten sie aber durchaus die ein oder andere helfende Hand gebrauchen – meldet euch einfach mal bei den beiden direkt via Mail, solltet ihr Interesse an einem Job im regionalsten Laden der Stadt haben.
Auf alles, was noch kommt!
Das Beste haben wir uns natürlich bis zum Schluss aufgehoben – es gibt nämlich noch etwas, was man in einem Hofladen nicht unbedingt erwartet, was das besagte Einkaufserlebnis aber perfekt abrundet. Wir geben euch einen Tipp: Es hat mit Trauben zu tun und macht Menschen glücklich. Also uns zumindest. Richtig: Die Rede ist von einem repräsentativen Weinkeller. Hier finden wir hauptsächlich deutsche, aber auch zahlreiche italienische Weine, die wir gerne mit unseren nächsten Gästen teilen. Also „gerne“ – aber wir wollen mal nicht so sein. Nicht nur, aber auch hier unten sollen in nächster Zeit einige Events stattfinden: Ben und Finn sind in der Planung von regelmäßigen Lesungen, Team-Events, Wine Tastings und anderen schönen Anlässen, um in netter Gesellschaft einen unvergesslichen Abend zu erleben. Für uns steht auf jeden Fall fest, dass die beiden uns nicht so schnell wieder loswerden. Sowohl zum Einkaufen als auch zum Wein trinken. Apropos – „Wo bleibt eigentlich unser Glas Wein?“
