Schon König Ludwig II wusste: so manch eine Schönheite besticht durch ihre Blässe. Und so ist es auch mit der Weißwurst. Selbst in puncto Bekleidung hält sie es wie eine echte Dame. Gar mühsam muss man sie aus der Hülle schälen. Tja, leicht zu haben ist unser liebstes Würschtl nicht! Nur der Kenner vermag sie galant freizulegen. Eine Frage der richtigen Technik!
Warum fällt der Tag der Weißwurst auf den 22. Februar? Die Idee für den Eintrag in die Sammlung kurioser Welttage entstand durch einen Radiobeitrag des BRs und der BR2-Sendung Kalenderblatt, die am 22. Februar 2016 den Beitrag Die ersten Weißwürste werden serviert sendete. Die Metzgerinnung Arberland fand das natürlich klasse und erklärte 2017 den 22. Februar auch ganz offiziell zum Tag der Weißwurst.
Hau di hera, samma meara!
Bayrisches Sprichwort, gilt auch auf die Frage: Wie viele Würschtl isst du?
Weißwurst-Zuzeln galt noch bis in die 70er-Jahre als unerlässliche Fähigkeit des patriotischen Ur-Bayers. Und war fast noch wichtiger als das Talent, ein Weizen mit standfester Schaumkrone einschenken zu können. In Zeiten moderner Lebensmitteltechnik kein Thema mehr. Die Weißwurst 2.0 ist fest, weil weniger Fett, und lässt sich darum leichter von der Haut trennen. Ob Quer- oder Längsschnitt ist dann nur noch Geschmackssache. Apropos Geschmack: der lässt sich bei der Weißwurst mit einem Wort am besten beschreiben: HEIMAT.
Kaum zu glauben, dass unser geliebtes Würschtl aus einem Unfall entstanden sein soll. Am Faschingssonntag 1857 schrieb Wirtsmetzger Moser Sepp Wurstgeschichte – so hat’s die Legende. Weil die Schafsdärme aus waren – sein Gasthaus aber voll – griff Seppl kurzerhand zum Schweinsdarm. Und weil der so dünn ist, briet er die Würste nicht, sondern brühte sie auf. Die Gäste waren begeistert und die original Münchner Weißwurst war geboren.
Ob Ur-Münchner oder Zugreister, jeder liebt die Weißwurst. Wenn’s nicht für den Geschmack ist, dann zumindest für den Fame. Wer kann schon sagen, seine Heimatstadt hat ein weltweit bekanntes Wurst-Wahrzeichen?! Wann immer der Münchner Besuch bekommt, wird nach dem Frühstück mit Wurst, Brezn und süßem Senf gefragt. Quasi als hautnahes Erlebnis der so bewunderten „boarischen Gmiatlichkeit“. Und spätestens wenn‘s auch noch das Weißbier zum Frühstück gibt, wird der ein oder andere Gedanke übers Herziehen laut… den Münchner macht’s stolz, denn er lebt, wo andere Ferien machen. Im Weißwurst-Wunderland. Bock auf Weißwurst bekommen? Unser Tipp: Noch heute kann man auf historischen Wurstpfaden wandeln. Seppls Gasthaus „Zum ewigen Licht“ heißt zwar heute anders, steht noch. Und zwar am Marienplatz.