Neues Oktoberfestkonzept ab 2024 50 Prozent der Wiesnzelte gehen an internationale Brauereien

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„Mia san mia.“ Nicht umsonst sind München und Bayern für genau diesen Satz bekannt. Ob „zuagroast“ oder waschechtes Münchner Kindl: Wir sind stolz auf unser Zuhause, lieben unsere Traditionen (allen voran die Wiesn) und – natürlich – unser Bier. Aber genau das soll ab der kommenden Volksfestsaison weniger Platz auf der heiligen Festwiese bekommen: Die Stadt gab jüngst bekannt, dass 2024 jedes zweite Wiesnzelt von einer internationalen Brauerei bespielt werden darf. Kernidee des Ganzen: der Symbolcharakter von München und Bayern als weltoffene Region Deutschlands. Wir sind dem Ganzen mal nachgegangen und haben bei der Stadt, bei lokalen Brauereien und den Münchner*innen auf der Straße nachgefragt: Stößt die Idee mit gastfreundlichem Hintergrund überall auf Gegenliebe?

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Ein Zeichen setzen und den Tourismus ankurbeln

München kann sich in Sachen Besucher*innen aus dem In- und Ausland nicht beschweren: Laut der Kennzahlen für Tourismus kam die Landeshauptstadt im Jahr 2021 auf rund 3,1 Millionen Gäste, darunter rund 860.000 Millionen Menschen aus dem Ausland. Und das sind nur die, die in den Beherbergungsbetrieben verzeichnet wurden, die Gäste, die privat übernachteten also ausgenommen. Trotzdem: die Stadt weiß ums die wirtschaftliche Kraft des Tourismus. Und ist demnach auf ein positives weltoffenes und gastfreundliches Image bedacht. Wie könnte man ein stärkeres Zeichen dafür setzen, als dass man nicht nur einzelne Menschen aus dem Ausland dazu einlädt, auf dem Oktoberfest zu feiern – sondern sogar die Brauereien der Welt, sich hier zu präsentieren?! – heißt es aus internen Kreisen. Außerdem munkeln Expert*innen, gelte es sich als „originales Oktoberfest in München“ stärker zu den vielen „nachgemachten“ Volksfesten abzusetzen. Überall in Deutschland, ja sogar im Ausland, werfe man „im Oktober jeden Jahres blau-weiße Decken auf die Tische, und schon nennt man’s Oktoberfest“, schimpft der Ansprechpartner einer lokalen Brauerei, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Dass man das Traditionskonzept der Wiesn überdenkt, ist absolut berechtigt und nötig. Man muss sich ja schließlich auch in Zukunft als großes Volksfest behaupten. Aber bitte nicht zulasten lokaler Unternehmen!“

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Ein Ansatz der Fragen aufwirft

Ein buntes München, ein offenes Bayern, der Zusammenschluss von kultureller Vielfalt auf traditionellem Boden – das wünschen sich so ziemlich alle Menschen, die wir auf der Straße auf die aktuellen Ereignisse ansprechen. Und die Brauereien der Welt daheim zu Gast zu haben, für ein „Bierfestival der Weltbiere“ so zu sagen?! Finden auch viele gut. Aber es wirft eben auch einige Fragen auf: Welche lokale Brauerei muss den internationalen Anbietern weichen? Wie können sich letztere bewerben bzw. werden ausgewählt? Leider konnten unsere Recherchen bis Redaktionsschluss nicht alle von ihnen beantworten. Doch eines steht ganz klar fest: Am 1. April eines jeden Jahres müssen solche Scherze einfach mal sein. In diesem Sinne: Nimm dich (heut) einfach mal nicht so ernst, München!