Der Kiosk an der Reichenbachbrücke Blick hinter die Kulissen eines Bier Eldorados

Geheimtipp Muenchen reichenbachkiosk 16 – ©wunderland media GmbH

Er ist der wohl bekannteste Späti der Stadt: der Kiosk an der Reichenbachrücke. Das merkt man nicht nur, wenn man sich an einem Freitagabend im Sommer ein Bier mit an die Isar nehmen möchte. Sein Name fällt eigentlich immer, wenn die Frage aufkommt: „Wo kann ich in München nach 20 Uhr noch etwas kaufen?“ Aber wer steckt eigentlich hinter dem Zufluchtsort für uns abendliche Opern Air Trinker? Wir haben uns an einem Freitagnachmittag mal nicht nur für eine Flasche Helles angestellt. Sondern auch für ein Schwätzchen mit dem Inhaber. Harald Guzahn hat seinen Reichenbachkiosk seit 15 Jahren eigentlich durchgehend geöffnet. Und so schnell soll sich das auch nicht ändern, sagt er. 

Wer kennt diese Ecke nicht?! Aber kennt ihr auch den Mann der dahinter steht?  – ©wunderland media GmbH
Wer kennt diese Ecke nicht?! – Aber kennt ihr auch den Mann der dahinter steht?
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Vom Minijob zum Maxi Kiosk-Glück

Wir kennen den Kiosk von vielen sommerlichen Nächten an der Isar. Oder von den Heißhungerattacken nach den Gärtnerplatz-Bartouren. Doch eben immer nur von forme. Was passiert eigentlich alles so hinter diesem kleinen Kassenfenster an der Ecke des Hauses? Genau das wollen wir herausfinden und verabreden uns mit Harald zu einem Blick hinter die Kulissen. Seit 22 Jahren lebt der gebürtige Berliner in München und seit 20 Jahren arbeitet er hier im Reichenbachkiosk. „Ich war damals auf der Suche nach einem Minijob und hab den hier im Kiosk durch den Freund eines Freundes gefunden“, erinnert sich Harald. Zwei Jahre später wollte der Vorbesitzer den Laden abgeben. So kam Harald zu seinem ganz persönlichen Kiosk-Glück. „Mit früher ist der Betrieb heute gar nicht mehr zu vergleichen. Es gab Zeiten, da haben wir um 12 Uhr auf und um 13 Uhr wieder zugemacht. Ausgebaut haben wir das Ganze erst, als ich den Kiosk übernommen habe. Und jetzt ist er eigentlich seit 15 Jahren durchgehend geöffnet.“ Wie Harald überhaupt auf die Idee kam, einen Kiosk zu übernehmen, wollen wir von ihm wissen. „In meiner Heimatstadt gibt’s in jeder Ecke einen Späti. Das wollte ich für München auch. Denn es sollte eigentlich Standart in jeder Großstadt sein, dass man mehr oder weniger rund um die Uhr wenigstens ein paar kleine Dinge einkaufen kann“, findet der gebürtige Berliner. Bis der durchgängige Kioskbetrieb von den Münchner angenommen wurde, dauerte es etwas, erzählt uns Harald: „Es gab auch Durststrecken, aber mit der Zeit hat sich alles gut entwickelt.“ 

Am Wochenende sogar mit Security

Auch wenn Haralds Kiosk heute eine so große Popularität bei den Münchner hat, Probleme mit den Behörden gebe es immer wieder erzählt uns der Inhaber. Aber eigentlich sieht Harald es gelassen: „Man muss sich halt um viel kümmern. Die Leute dürfen nicht laut sein, der Alkohol darf nicht in Kiosknähe verzehrt werden und so weiter.“ Am Wochenende hat Harald darum sogar für Security gesorgt – eine Person, die von 20 Uhr bis 4 Uhr für Ruhe und Ordnung vor dem Münchner Späti sorgt. Denn die Ecke an der Reichenbachbrücke eignet sich eben auch hervorragend für ein Steh-Bier, wie wir aus eigener Erfahrung wissen. „Ich kann die jungen Leute schon verstehen, denn es ist ja eine schöne Atmosphäre da draußen. Aber wir müssen sowas halt leider immer wieder auflösen. Eigentlich hat aber auch jeder Verständnis für unsere Situation, Stress gibt es soo gut wie nie.“

KIOSK SUCHE PER APP HopfenStop

Ihr seid auf der Suche nach Spätis in eurer Stadt und wollt sie mit euren Freunden teilen? Die App HopfenStop hat sie alle. Gefiltert nach Vierteln, Öffnungszeiten und Sortiment findet ihr dort alle Kioske, die euch mit Hopfen, Snacks und Happiness ausstatten. Die App gibt es kostenlos im App Store und bei Google Play. Nie wieder Durst haben nach 20 Uhr – thanks to that!

So eine Auswahl hätten wir auch gerne daheim. – ©wunderland media GmbH
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Das Giesinger darf natürlich nicht fehlen. – ©wunderland media GmbH
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Kaffee gibt's auch noch gratis in der Früh, zefix! – ©wunderland media GmbH
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300 Biersorten zur Auswahl

Einen Kiosk vor Harald? Den gab es tatsächlich auch. Denn das Haus an der Ecke, in dem der Späti untergebracht ist, wurde schon 1904 erbaut. Vor zwölf Jahren mussten Harald und Co. einen Durchbruch in Auftrag geben. Denn die ganzen Kühllager brauchen nun einmal ihren Platz. Die öffentliche Toiletten, die die Kunden bis dahin an der Rückseite des Gebäudes vorfanden, mussten weichen. Der Platz für die Kühlung der vielen Getränke und Waren reicht dennoch nicht wirklich aus, erzählt uns Harald. Hinter dem Haus finden wir darum noch zwei große Kühlhänger. So groß ist die Nachfrage der Münchner, die den Kiosk an der Reichenbachbrücke täglich aufsuchen. Ähnlich groß ist das Angebot: der Reichenbachkiosk führt 300 verschiedene Biersorten. „Ich bin selbst sehr Bierinteressiert. Deswegen bin ich mit der modernen Bierkultur einfach mal mitgegangen, gerade auch mit dem Craftbier. Das ist für uns natürlich super, denn nach 20 Uhr dürfen wir keinen Wein und keine Spirituosen mehr verkaufen. Dann haben wir aber immer noch viel Auswahl an verschiedenen Biersorten. Ich würde auch sagen, wir waren mit die ersten in München, die so eine große Auswahl an Craftbeer hatte.“ Große Auswahl würden wir definitiv unterschreiben. Und die folgende Behauptung des Inhabers: „Ich denke, keiner unserer Kunden hat bei uns schon einmal ein warmes Getränk bekommen – toi toi toi! Darauf bin ich auch sehr stolz.“

Diesen Mann werdet ihr hinter seinem Tresen noch oft sehen. – ©Robert Haas
Diesen Mann werdet ihr hinter seinem Tresen noch oft sehen.
© Robert Haas
Der Szenetreffpunkt über der Isar. – ©wunderland media GmbH
Der Szenetreffpunkt über der Isar.
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Die beiden haben auch schon ein paar Bierchen genossen. – ©wunderland media GmbH
Die beiden haben auch schon ein paar Bierchen genossen.
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Our bridge. – ©wunderland media GmbH
Our bridge.
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Bestseller: Helles plus warme Leberkässemmel

Und wie viel Bier verkauft Harald an seinem so am Tag? „Das schwankt natürlich. Vor allem vom Wetter sind wir sehr abhängig. Aber ich sage mal, an einem guten Tag bei Sonnenschein verkaufen wir 1000 Bierflaschen. Ich mache auch den Schichtplan immer sehr abhängig vom Wetter.“ Zwölf Vollzeitmitarbeiter und ein paar Aushilfen gehören zum Team. Pro Kasse gibt es einen Kassierer und einen Runner – der Betrieb erinnert also fast schon an den einer Club-Theke. Am Wochenende arbeitet meist noch eine Person mehr pro Schicht. „Denn da geht’s mit der Esserei los, die Leute bekommen Heißhunger“, begründet Harald. Wusstet ihr übrigens, dass ihr bei Harald und seiner Crew wirklich ALLE Sorten von Ben & Jerry’s bekommt? Dazu gibt es noch Pizza, Zeitschriften, eine kleine Drogerie, Kaffee, Semmeln und warme Speisen, Süßigkeiten und eben die riesen Auswahl an Getränken. „Die Top 3 sind aber definitiv Augustiner, Tegernseer und die warme Leberkässemmel.“ Was uns jetzt aber noch interessiert: Wer außer uns ist denn so das Publikum? Gibt es da auch mal Überraschungen? Ja, die gibt es, versichert uns Harald mit einem Lächeln.

Wir nehmen dann bitte einmal alle Sorten! – ©wunderland media GmbH
Wir nehmen dann bitte einmal alle Sorten!
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Trucker, Touris und Partyvolk

Nicht nur die jungen Leute der Stadt stehen Schlange, um sich ein kühles Blondes zu ergattern. „Auch viele LKW Fahrer halten bei uns, wenn sie von der A8 kommen. Manche kommen von der Großmarkthalle und holen sich dann hier in der Nacht einen Kaffee.“ Natürlich kämen auch viele Touristen vorbei. „Die erkennt man eigentlich immer daran, dass sie fragen, ob wir ihnen das Bier aufmachen können. Die Münchner haben das zum Großteil schon verstanden. Wir dürfen ja keine alkoholischen Getränke öffnen. Denn dann wären wir kein Kiosk mehr, sondern ein Ausschank und dazu bräuchten wir eine bestimmte Lizenz und getrennte Damen- und Herrentoiletten.“ Wieder etwas dazugelernt. Wir sagen einfach mal: Gerne verzichten wir auf die Toiletten und erfreuen uns lieber an all den gekühlten Köstlichkeiten. Egal ob beim Spaziergang am warmen Sommertag, beim schnellen Einkauf nach ’nem langen Arbeitstag oder in der Nacht in romantischer Clublaune mit den Freunden.