Großstadtgedanken München, Weltstadt mit Herz?

Geheimtipp Muenchen ubahn marienplatz 6 – ©wunderland media GmbH

Die Welt steht auf dem Kopf. Viele bad news da draußen, Angst und Panik. Aber was es eben auch gibt: Zusammenhalt, Nachbarschaftshilfe, Dankbarkeit und Liebe. Und das führt mir mal wieder vor Augen, wie sehr München jenseits aller Vorurteile eben auch zusammenrücken kann, wenn’s eng wird. Soviel dazu, dass wir Grantler sind… Schmarrn! München ist Weltstadt mit Herz. Aufgefallen ist mir das aber schon lange vor Corona. Zum Beispiel damals, als ein U-Bahnfahrer mir Tränen in die Augen getrieben hat. 

Stadtleben, I miss you!

Nicht, weil er unfreundlich war – wie’s hier und da auch mal wieder vorkommen soll, munkelt man. Nein, vielmehr hat er es geschafft, mich meiner Heimat so nah zu fühlen, wie selten zuvor. Was folgt ist eine kleine Hommage an die Menschen dieser Stadt. Und by the way: ja, ich bin gebürtige Münchnerin. Aber mir geht’s hier nicht um Eigenlob, versprochen. Es geht um die beiläufigen Alltagsbegegnungen, die mich dazu bringen, im daily Gewusel zwischen To-Do-Listen und Terminen, eilig getippten WhatsApp Nachrichten und heranbrausenden Öffis inne zu halten und einen Moment lang einfach dankbar zu sein. Dankbar für unser München. Und für das schöne Stadtleben, das wir an unsere vier Wände gebunden gerade so vermissen.

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Gefangen in der eigenen Welt

Eine volle und stickige U6. Jeder hetzt von der Arbeit möglichst schnell nach Hause zu seinen Liebsten. Die Menschen, mit denen ich den Heimweg teile, sind mir fremd. Wir tauschen weder Blickkontakt, geschweige denn ein Lächeln aus. Stattdessen tippt jeder in sein Handy, lauscht der Musik durch seine Kopfhörer oder starrt gedankenverloren aus dem Fenster. Ein Miteinander? Gibt es nicht. Doch dann bricht die U-Bahn an der Münchner Freiheit weiter Richtung Innenstadt auf. Eine Gruppe von jungen Touristen steht etwas verloren am Bahnsteig. Jetzt einsteigen, oder nicht? Meine Mitreisenden werden ungeduldig, der Mann in seinem viel zu weiten Anzug neben mir stöhnt verächtlich auf.

Minga is Weltstadt mit Herz, bei uns dearf ma ruhig fragen!

U-Bahnfahrer in der U6

„Mia san Minga!“

Doch dann passiert etwas, das keiner erwartet. Laut und deutlich meldet sich die Stimme des U-Bahnfahrers durch die Lautsprecher. Im schönsten Dialekt und mit einem Lächeln in der Stimme ertönt: „Steig’ ma jetzt ein oder ned?! Wenns ihr ned wisst, wohin ihr müssts, dann fragts mich halt einfach! Dafür samma doch da. Mia san in Minga. Und Minga is Weltstadt mit Herz, bei uns dearf ma ruhig fragen!“ Ich lache. Und bin damit nicht die Einzige. Es passiert etwas in dem Wagon: Auf einmal sind wir alle eins. Selbst der Anzug-Typ neben mir kann sich ein kleines Schmunzeln nicht verwehren. Wir sind München. Ein Ort, an dem Fremde aus der ganzen Welt willkommen sind. Ein Ort, an dem wir alle zu Hause sind, egal, von wo wir herkommen. Wo man Bierbänke teilt, sich zuprostet und an dem sich Menschenfreude und derbe Ansagen nicht zwangsläufig widersprechen müssen. Und ja, manche von uns sind eben auch ein bisschen snobby und selbstverliebt und müssen erst mit der Nase drauf gestoßen werden, dass wir doch alle gleich sind. Manchmal hilft dabei schon eine U-Bahnfahrt.

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Auch das ist München-Liebe.
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Unser Herz schlägt im gleichen Takt

Ich sag’s wie es ist: der Moment hat mir echt die Tränen in die Augen getrieben. Gänsehautfeeling. Auch jetzt im Nachgang bekomme ich wieder dieses Gefühl. Ich bin ein Münchner Kindl, die Stadt ist mehr als nur die Adresse auf meinem Personalausweis. Sie gehört zu meiner Identität. Ich kenne „meine Ecken“ und an jeder dieser Ecken begegnen mir Menschen mit Herz. Ein Herz für die Stadt, für ihre Musik, für die Mode oder das Bier, das uns so schmeckt. Auch wenn es auf der Wiesn heißt: „O’zapft is!“, fühlen wir alle gleich: Vorfreude, Euphorie und den Durst auf die erste Maß der Festsaison. Die Faszination Eisbachwelle, das Glockenspiel am Marienplatz – ok ok, schmunzelt ruhig über die Touristen, aber heimlich guckt ihr dann doch auch immer hin, stimmt’s?! Ich denke an die vielen unterschiedlichen Menschen, die sich jeden Sommer nebeneinander in der Isar treiben lassen und sich gegenseitig zuprosten. In diesen Momenten sind wir ein München, auch ohne Worte. Aus Erfahrung weiß ich: Auch in einem großen „Dorf“ kann man sich zeitweise ziemlich alleine fühlen, einsam und klein. Doch das Herz der Stadt, der München Vibe, schlägt in jedem von uns. Das merken wir in den kleinen, besonderen Momenten, in denen unsere Herzen für kurze Zeit im gleichen Takt schlagen. Und wenn es das ist, was wir durch den Virus lernen, dann hat die Sache zumindest eine einzige gute Komponente. Lieber wäre mir in Zukunft dann aber doch wieder eine U-Bahn Fahrt – vollgestopft aber herzerwärmend.