Sound of Munich #9 Cloutboi Juli & Pink Stan – Mit musikalischer Anarchie zum Quarantainment

Geheimtipp Muenchen SoundofMunich CloutboiJuliandPinkStan3 – ©Cloutboi Juli & Pink Stan

Locker, auf hintergründige Weise jugendlich naiv, bunt, laut und extrem talentiert – das sind Cloutboi Juli und Pink Stan. Die beiden Münchner kennen sich noch aus der Grundschule, mittlerweile studieren sie und leben zusammen in einer WG. Eine sehr musikalische Wohngemeinschaft. Denn alle, die darin hausen, haben Anteil an den Trap-Songs und crazy Videos, die dort entstehen. Zum Beispiel dann, wenn man gemeinsam in der Badewanne sitzt und sich die Haare pink färbt. Am Wochenende gibt’s Konzerte – zum Beispiel im Bahnwärter Thiel, im 8Below o.ä. – zumindest bis Corona kam. Die Jungs nehmen’s locker und machen auch daraus eine kreative Phase: Mit ihrem Song „Quarantainment“ gehen Cloutboi Juli und Pink Stan auf die aktuelle Lage ein. Und zwar so fresh und launig, dass auch wir als von der Krise gebeutelte Start-up Dudes einfach mitgrooven müssen. Und die Band direkt mal zum Interview angerufen haben…

Geheimtipp Muenchen SoundofMunich CloutboiJuliundPinkStan – ©Cloutboi Juli & Pink Stan
Grüße aus der WG-Quarantäne – So "empfangen" uns die beiden zur Podcastaufnahme via. Facetime.
© Cloutboi Juli & Pink Stan

Die pure Stil-Anarchie

Was als private Bespaßung für Freunde anfing, entwickelte sich schnell zu einem Herzensprojekt. „Das Ganze hat als Witz begonnen und wir wollten einfach sehen, wie weit wir diesen Witz treiben können“, erzählt uns Konni alias Pink Stan. „Die ersten Songs haben wir nur ins Handy gesungen und plötzlich landet man im Radio oder halt bei euch. Ist schon sehr surreal.“ Mittlerweile sind die Jungs darum mitnoch viel mehr Herz dabei als am Anfang. Bemerkenswert: das Bandrepertoire. „Wir haben schon Countrysongs gemacht, Alternative Rock, HipHop, Pop, Heavy Metal, Oper – wir lassen da von allen Seiten was einfließen. Aber eigentlich ist es Trap-Musik.“ Wir haltenfest: die Findungsphase ist noch nicht abgeschlossen. Aber genau in dieser Findung haben sich die Boys dann irgendwie doch schon gefunden: „Wir wollen uns nicht fixieren, sondern einfach das machen, worauf wir in dem Moment Lust und Laune haben.“ Und dass das anscheinend eine ziemlich gute Strategie ist, hört und sieht man.

Quarantainment – Cloutboi Juli & Pink Stan (ft. Narses und Angela Merkel)

Themen, die bewegen – Vitamine zum Beispiel

Und was sind die Themen der Jungs? „Wir beschäftigen uns mit Sachen, die uns gerade durch den Kopf gehen. Aber einen klassischen Heartbreak-Song wird man von uns nicht hören“, sagt Pink Stan. „Klar, grade ist die Quarantäne ein Thema, aber unser nächster Song handelt zum Beispiel von Multivitamintabletten.“ Die bekommen die Jungs nämlich immer von Pink Stans Mama geliefert und süppeln gut ein Röhrchen pro Person täglich weg – Prävention ist schließlich wichtig. In der gemeinsamen WG gibt es also viele Vitamine – und ein provisorisches Studio. Dort nehmen sie ihre Songs „richtig trashig mit Garageband“ auf. „Ein Producer würde die Krise kriegen – aber die Leute feiern es.“ Können wir verstehen. Denn die Musik und die Videos, die sie mit iMovie Effekten aufnehmen, verbreiten einfach gute Laune. Und noch dazu eine gute Message: „Sich selbst nicht zu ernst nehmen, sonst nimmt man sich den Spaß.“

Uns beschäftigen nicht nur Krisen. Kann genauso gut auch eine Capri Sonne sein.

Pink Stan

Bandkollegen, Mitbewohner und Brüder im Geiste

Mit Musik haben die beiden eigentlich schon immer zu tun, erzählen sie uns. Pink Stan spielte als Kind schon Schlagzeug und Cloutboi Juli war sogar Backgroundstimme in einer Opern Company in den USA. „Von der Oper zum Trap – qualitativer Aufstieg.“ Dem können wir nur beipflichten. Trotzdem fing die Band-Geschichte nicht etwa mit der Liebe zur Musik an. Vielmehr mit einem verrückten Abend, an dem sich die Freunde die Haare pink färbten. „Danach dachten wir: Jetzt haben wir schon bunte Haare, irgendwas müssen wir damit machen“, erinnert sich Cloutboi Juli. „Wir haben dann ein richtig schlechtes Musikvideo aufgenommen. Also wirklich, richtig schlecht. Aber an dieser provisorischen Art haben wir nicht viel geändert. Wir nehmen immer noch alles mit unseren Laptops zuhause auf.“Erfolgskonzept halt. Zusammen wohnen, zusammen Musik machen, befreundet sein – geht man sich da nicht irgendwann gehörig auf die Nerven? Pinkt Stan: „Wir haben da eine ganz gute Balance und geben einfach aufeinander Acht.“ Fast schon romantisch also.

Habt ihr euer Multivitamin schon genommen? Wenn nicht: die Jungs geben euch gerne was ab. – ©Cloutboi Juli & Pink Stan
Habt ihr euer Multivitamin schon genommen? Wenn nicht: die Jungs geben euch gerne was ab.
© Cloutboi Juli & Pink Stan

Mehr als nur ’ne Twix-Packung

Schnell merken wir: Diese beiden sind anders. Nicht weil sie’s unbedingt wollen, sondern weil sie’s halt sind. Und genau das macht ihre Musik – so ironisch sie auch ist – einfach echt. Macht man ihnen Komplimente für ihre Arbeit, merkt man ihnen die Freude an. „Allein, dass wir als Kultur bezeichnet werden, ist krass. Solch ein Ziel haben wir nie wirklich gehabt.“ Wo Berechnung und Marketingstrategie fehlt, bleibt halt mehr Raum für echte Kreativität. Und die leben die beiden Studenten am liebsten zusammen mit ihren Leuten aus – Freunde, die wie sie Musik lieben. „Wir sind echt keine Twix-Packung, die sich nicht trennen kann. Wir machen viel mit Freunden zusammen und lassen uns von denen auch mitreißen: Eine kleine Musik-Community sozusagen.“ Zwei von ihnen haben sich auch am Quarantainment Song beteiligt. Wie so ein Studiotag aussieht, können wir uns langsam vorstellen. Pink Stan beschreibt es so: „Wir schreiben keine Songs, sondern sie entstehen während der Aufnahme. Wir schreiben sie dann eigentlich nur auf, damit wir sie uns im Nachhinein merken können. Aber die meisten Texte merken wir uns dann trotzdem nicht.“ Kreative Anarchie halt.

Das Interview mit Clutboi & Pink Stan gibt’s auch im Podcast

Anti-Perfektionismus, der begeistert

Und wie kamen sie dann auf die Idee für den Quarantainment Song? „Es ist nicht so, dass wir ein Thema haben und dann der Song kommt. Eher anders herum. Einer sagt „Jo, machen wir heute nen Song?“ Und dann geht das Ganze los“, erklärt uns Cloudboi Juli. „Dann hocken wir uns in unser Studio – also in unsere WG – und fangen einfach mal an zu singen und Beats zu probieren.“ So entstehen neue Songs inklusive Video an nur einem tag – wie auch Quarantainment. Um 16 Uhr ging’s los und zwölf Stunden später war alles fertig. Das Musikvideo, aufgenommen vor Bettlaken statt Hohlkehle und natürlich den good old iMovie-Effekten. „Wenn man den Anspruch hat, dass es perfekt wird, liegt es oft ewig rum und man hat vielleicht den Moment verpasst“, erklärt Pink Stan ihren Hang zum Schnellschuss. „Bei uns ist es halt nicht 100 Prozent perfekt, aber bei den Leuten kommt es trotzdem gut an.“

Von Corona bis Capri Sonne

Mit Songs verbreitet man – bewusst oder unterbewusst – eine Message. Wie gehen sie die beiden lässigen Dudes mit ihrer Verantwortung als Künstler um – gerade bei einem Song wie Quarantainment? „Wir wollten, dass die Message passt. Also zuhause bleiben und das Hamstern bleibenlassen. Aber bei unseren Songs steht das nicht im Vordergrund. Wir schreiben Sachen, die uns beschäftigen und das waran dem Tag nun einmal Corona“, erzählt Pink Stan. „Aber Multivitamin beschäftigt uns halt auch. Es muss keine Krise sein, es kann auch genauso gut ‘ne Capri Sonne sein.“ Ok, also auch hier das Credo: Alles mal locker machen! Apropos locker: Für München, das wissen diebeiden selber, sind sie schon ziemlich bunte Vögel. Weggehen sei aber nicht unbedingt eine Option für sie: „Berlin könnten wir uns natürlich auf vorstellen. Aber unsere Musik in einer Stadt wie München durchzubringen ist halt noch einmal cooler. In Berlin läuft ja auch irgendwie jeder so rum wie wir.“

Ihr habt Lust bekommen? Dann ran an die Boxen!

Gefühlt kommt bei den musikalischen Genies nahezu wöchentlich ein neuer Schnellschuss um die Ecke – erst vor einigen Tagen haben sie ihre neue Single „Eiskönigin“ veröffentlicht. Passend zum Wetter sozusagen. Bock reinzuhören?

Sponsoring durch Multivitamintabletten

Welche Visionen haben die beiden für die Zukunft? „Gesponsort werden von Multivitamitabletten, ganz klar! – Spaß beiseite. Wir sind totale Freigeister. Sobald die Musik durchstartet, wird das geil. Davon leben können, touren können. Kurz: Einfach weitermachen wie bisher, keine Ziele setzen, denn es läuft schon irgendwie. Ist doch geil, nicht zu wissen, wo es hingeht. Alles andere wäre langweilig!“ Eine Einstellung, mit der wir uns ziemlich gut identifizieren können.

Mehr Menschen aus München kennenlernen? Könnt ihr haben!