Sandra von MELT Tattooing verrät ihr Expertenwissen 7 Geheimtipps vom Münchner Tattoo Artist

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Laut Statistik hat nur jeder zehnte Deutsche mehrere Tattoos. Trotzdem geht Sandra Alschinger, Inhaberin des Tattoostudios MELT am Gärtnerplatz, nicht die Arbeit aus. Ob es daran liegt, dass die Vorurteile über tätowierte Menschen immer mehr schwinden? Oder daran, dass sich (Gott sei Dank) der Trend wegbewegt von Sternchen und Arschgeweihen hin zu ganz individueller Tattookunst? Egal, was ihr euch stechen lassen wollt: die Geheimtipps, die Sandra uns mit auf den Weg gegeben hat, helfen bei jedem Motiv. Während der Recherche in Sandras Studio hat Autorin Sarah übrigens auch eins abgestaubt. Wenn man schonmal da ist…

„Das was dir selber wirklich gut gefällt, das bleibt für dich am längsten im Trend.“

Sandra von melt tattooing

Fineline – Expertise in einer der Königsdisziplinen

Moment mal, warum recherchieren wir eigentlich genau in diesem Studio? Nun ja, Sandra tätowiert seit 2013. Seit 2017 im eigenen Studio in der Corneliusstraße. Ihr Stil: Fineline Work, denn genau so ein Studio hat sie selbst immer wieder gesucht. In den letzten Jahren hat jeder Artist mehr und mehr seine eigene Richtung gefunden. Sicher auch, weil sich die Vielschichtigkeit an Motiven immer weiterentwickelt. „Artists stechen nicht mehr alles, sie spezialisieren sich. Denn wenn du in etwas wirklich gut sein willst, machst du ja auch nur das eine. Profisportler trainieren schließlich nicht fünf verschiedene Sportarten“, sagt Sandra. „Ich würde auch behaupten, dass Fine Lining eine der Königsdisziplinen ist. Denn du hast bei einem dünnen, feinen Strich nur eine einzige Chance und keine Korrekturmöglichkeit.“ Jeder Strich, den Sandra zieht, ist eine gerade und feine Sache. Und wenn schon von jemandem Tattoo Tipps abholen, dann von der absoluten Expertin. Let’s go!

Geschichtsstunde! EXKURSION ZU DEN ERSTEN TATTOOS

Wusstet ihr, dass es Tattoos schon in der vorchristlichen Zeit gab? Menschen fügten Asche in bewusst zugefügte Wunden ein, um ein Muster zu erzeugen. Das Wort „Tattoo“ entstand durch die Seefahrer. Durch Tattoos wurde nicht nur die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder einem Clan deutlich. Auch Traditionen und Rituale waren Grund dafür – zum Beispiel um Krankheiten abzuwehren. Die Griechen zum Beispiel benutzten sie, um unter Spionen zu kommunizieren. Wer weiß, vielleicht war das Arschgeweih eigentlich auch ein Morsecode?…

Geheimtipp Muenchen melt tattoo 9 – ©wunderland GmbH
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Expertentipp 1:

Die Artist Wahl ist fast wichtiger als das Motiv

Was jeden sicher als erstes interessiert: Wie kann ich mich vor einem schlechten Tattoo schützen?“ „Nicht einfach zu einem Studio laufen, weil es billig ist und man einen schnellen Termin bekommt!“, beantwortet Sandra uns diese Frage. „Über Instagram kann man sich beispielsweise genau den Artist raussuchen, der den Stil sticht, den man haben will. Man sollte sich wohlfühlen, das ist das Wichtigste.“ Zu viel überlegen sollte man laut Sandra aber auch nicht. „Ich finde spontane Tattoos cool. Doch sollte man sich nicht einfach irgendwas stechen lassen, vor allem beim ersten Motiv nicht. Ich finde nicht, dass jedes Motiv eine Bedeutung braucht. Außerdem muss man niemandem erklären, warum man dieses Motiv bei sich tragen will. Das ist manchmal einfach nur eine Frage der Ästhetik. Ich würde fast lieber mehr Zeit in die Suche eines geeigneten Artists investieren – denn der kann bei dem schlussendlichen Motiv auch noch helfen.“

Geheimtipp Muenchen melt tattoo – ©wunderland GmbH
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Expertentipp 2:

Richtige Nachsorge für langlebige Tattooschönheit

Was muss ich eigentlich beachten, dass mein Tattoo nach dem Stechen schön bleibt? Schon oft haben wir den Spruch gehört, dass der Artist das selbst nur zu 50 Prozent beeinflussen kann. Richtig oder nur ein Mythos? „Das stimmt. Denn die Heilung ist mega wichtig“, klärt uns Sandra auf. „Ein Tattoo kann noch so schön und gut gestochen sein – wenn es nicht richtig gepflegt wird, heilt es nicht gut.“ Auch nach der Heilung ist eine dauerhafte Pflege von Vorteil. „Ein hoher Lichtschutzfaktor, viel Feuchtigkeit und eine gute Spannkraft der Haut lassen ein Tattoo länger ästethisch bleiben. Die Haut ist unser größtes Organ und das sollte gepflegt werden – ob mit oder ohne Tattoos.“ Kurzum: Viel Wasser trinken, ordentlich cremen und Sonne ohne Schutz möglichst vermeiden.

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Expertentipp 3:

Trends trotzen!

Trends kommen und gehen – auch bei Tattoos. Dass das Arschgeweih gegangen ist, findet sicher keiner schlimm. Doch auch heute gibt es Trends. Mit welchem Tattomotiv fährt man aber auf jeden Fall richtig? „Es wird immer künstlerischer. Es geht nicht mehr darum, in einer bestimmten Szene sein zu müssen, denn Tattoos werden zum Glück immer gesellschaftstauglicher. Früher ist man in ein Studio gegangen und hat sich aus einem Katalog zwischen einem Delfin und einem chinesischen Zeichen entschieden. Heute steckt viel mehr hinter den Motiven, viele von ihnen sind echte Kunst. Auch durch Instagram oder Pinterest erhaltet ihr viel Inspiration.“ Dass man sein eigenes Motiv nach einem Trend aussucht, davon rät Sandra ab. „Das was dir selber wirklich gut gefällt, das bleibt für dich am längsten im Trend.“

Expertentipp 4:

Genau beobachten und auf die innere Stimme hören

Nicht nur ihr als Kunde solltet gut vorbereitet zum Termin erscheinen – und übrigens keinen Alkohol am Abend davor trinken, denn dadurch verändert sich die Blutgerinnung. Der Tattooartist spielt eine ebenso wichtige Rolle. Während wir Sandra beobachten, merken wir: Schon allein der Aufbau des Arbeitsplatzes ist unglaublich wichtig. „Ich richte alles so ein, dass ich bequem sitze, auch bei kleinen Motiven. Hygiene und Ruhe, alles muss gut ausgeleuchtet sein. Beim Stechen muss ich mich je nach Haut und Körperstelle langsam rantasten. Jede Haut ist anders, manche elastischer, manche härter. Deswegen muss ich bei jedem Termin neu anfangen. Das bedeutet auch, dass ich die Maschine anders einstellen muss. Achte darauf, ob du dem Tätowierer vertraust, es muss harmonieren. Meiner Meinung nach ist das schon eine intime Sache. Zwischenmenschlich muss es passen.“

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Expertentipp 5:

Zum eigenen Tattoo stehen – auch langfristig

Auch bei der besten Vorbereitung und dem besten Tattooartist kann es nach einiger Zeit sein, dass einem das Motiv einfach nicht mehr gefällt. Ist das teure Weglasern die einzige Option, die bleibt? Sandra ist zwigespalten. „Ein Cover up funktioniert nicht bei jedem Motiv. Deswegen sollte man sich immer vor Ort beraten lassen und zusammen mit seinem Artist eine Lösung finden. Cover ups funktionieren bei meiner Arbeit, also Fine Line, tatsächlich selten wirklich gut. Aber es gibt immer auch die Möglichkeit, um das unerwünschte Tattoo rumzuarbeiten, damit es nicht mehr so im Fokus steht. Alles ist aber eben nicht möglich und dann ist Lasern eine gute Option – bevor man mit einem unerwünschten Motiv lebt.“ Auch Sandra ist mit manchen ihrer eigenen Tattoos am Körper nicht mehr ganz so happy. Aber sie sieht es gelassen. „Ich würde es heute vielleicht anders machen. Aber ein Tattoo gehört zu einem und man trägt es als Erinnerung sein ganzes Leben lang. Das ist etwas sehr schönes.“

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Expertentipp 6:

Nicht das glauben, was man online sieht

Durch Social Media holt man sich schon Wochen (oder auch Monate vor seinem Termin) viel Inspiration online. Doch das kann trügerisch sein. Denn auf den Seiten der Tättowierer*innen – wie auch bei Sandras Profil – seht ihr fast ausschließlich Tattoos, die gleich nach dem Stechen fotografiert wurden. Heißt: Diese sind fein und frisch. „Die Linien werden mit der Zeit leicht dicker oder unschärfer – das hängt oft mit dem Hauttyp zusammen. Das ist vollkommen normal. Wenn man allerdings schon vorher utopische und unrealistische Vorstellungen von seinem Tattoo hat, wird man nie damit zufrieden sein.“ Und damit meint Sandra vor allem nicht nur die Breite einer Linie, sondern auch die Größe oder die Menge. Denn je kleiner das Motiv – je höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Linien ineinander verlaufen und es am Ende nur aussieht wie ein schwarzer Brei. Und auch sehr dünne Linien können mit der Zeit verblassen. „In guten Studios werdet ihr beraten und euch wird klar gesagt, dass es so nicht funktionieren wird. Klar liegt die Entscheidung am Ende immer bei euch. Aber vieles möchte auch ich so einfach nicht stechen.“

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Expertentipp 7:

Weniger ist mehr

„Viele wollen in ein Motiv viel zu viele Informationen packen. Den Geburtstag der Geschwister, die Anfangsbuchstaben und dann soll das Ganze noch schön eingebettet sein in ein Mandala oder ein anderes Fine-Line Motiv.“ Davon rät Sandra aber ab, denn sie sagt ganz klar, dass weniger mehr ist. Bei solchen Tattoos solle man laut ihr eher auf die Schlichtheit setzen und vertrauen. Denn daran wird man sich nicht schnell sattsehen und es wird länger schön bleiben. „Es müssen nicht immer noch Blumen, Sternchen oder anderes „Geschnörkel“ außen rum sein. Manchmal reicht ein kleines Motiv, um zu signalisieren, was man damit ausdrücken möchte.“ Also: Macht euch lieber mehr Gedanken im Voraus, als im Nachhinein ein großes Motiv zu bereuen! Größer geht schließlich immer noch.

Und was machen nach dem Tattootermin? Wir wissen, was geht!